
Sehr geehrter Herr Diakon Glaser,
ginge es nach dem Würzburger Bischof, müssten Sie still und reumütig zu Hause sitzen und sich eine gute Entschuldigung überlegen: für Ihr seelsorgerliches Wirken als Diakon im Kahlgrund unweit von Aschaffenburg. Für Ihr beherztes und entschlossenes Tun, das so nicht erwünscht war – und wohl noch immer nicht ist.
Bischof Franz Jung hat Sie im Januar 2023 nach einem länger andauernden Konflikt suspendiert. Sie sollen nicht mehr für die Gläubigen aktiv da sein: nicht taufen, nicht trauen, nicht beerdigen. Sie waren im Bistum Würzburg nicht mehr erwünscht.
Diakon Glaser sieht sich nicht als Schwerverbrecher
Warum? Sie haben nicht auf die Uhr geschaut, haben sich nach den Bedürfnissen der Menschen rund um Mömbris und Krombach gerichtet. Sie haben individuelle Totenmessen ermöglicht, ebenso Taufen und Hochzeiten an Tagen und zu Zeiten, zu denen auch entfernt wohnende Verwandte und Gäste anreisen konnten.
Sie kamen, bevor Sie suspendiert wurden, und Sie kommen auch seither den Gläubigen entgegen – soweit es Ihnen möglich ist. Deshalb kann Ihre Aussage kürzlich im Gespräch mit dieser Redaktion nur dick unterstrichen werden: Sie sind kein Schwerverbrecher!
Was sind Sie dann? Sie sind unbeugsam. Hartnäckig. Sie lassen sich nicht einschüchtern. Sie folgen Ihren Überzeugungen. Konsequent. Einfallsreich.
Und Sie sind ungehorsam und wenig fügsam gegenüber der Obrigkeit. Obwohl Sie dem Bischof bei Ihrer Diakonweihe im Oktober 2014 Gehorsam versprochen haben. Sie haben bestimmte Anordnungen nicht befolgt.
Gut, das würde auch in weltlichen Unternehmen die Vorgesetzten auf den Plan rufen. Viele Konflikte sind mit konstruktiven Gesprächen in den meisten Fällen sicher lösbar – auch ohne Kündigung.
Große Resonanz auf Berichterstattung
Ist Ihr Ungehorsam ein Dilemma? Für die Bistumsleitung, ja. Nicht für die Menschen, die zuhauf bei Ihnen anfragen. Für die hierarchische Entscheidungen eben nicht allein entscheidend sind. Vielmehr Zugewandtheit, Verbindlichkeit, Vertrauen.
Diese Menschen sehen in Ihnen den Seelsorger, den sie sich wünschen. Das zeigt auch die große Resonanz. Seit über einem Jahr berichtet diese Redaktion über Sie. Zuletzt wurden Sie in den Kommentaren auf die Artikel mehrfach aufgefordert, weiterzumachen. Leser wünschen Ihnen Gottes Segen für ihr Tun - und dass viele Ihrem Beispiel folgen mögen.
Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung: Drei Viertel der Gläubigen tendieren zum Austritt
Sollte dies die Bistumsleitung nicht nachdenklich stimmen? Vor allem, wenn man die Ergebnisse der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der evangelischen Kirche betrachtet, die erstmals mit katholischer Beteiligung durchgeführt wurde?
Zwei Drittel der evangelischen und drei Viertel der katholischen Kirchenmitglieder tendieren demnach zum Kirchenaustritt. Als Grund gaben katholische Gläubige Wut und Zorn auf die eigene Kirche an – etwa, weil ihnen der Aufbau der Kirche zu hierarchisch und undemokratisch ist. Weil sie die Kirche unglaubwürdig finden, weil sie sich über kirchliche Stellungnahmen geärgert haben. Oder weil die Kirche ihrer Ansicht nach nicht das lebe, was Jesus eigentlich wollte.

Vielleicht nicht immer Wut und Zorn, zumindest aber ein großes Unverständnis für Entscheidungen hauptamtlicher Kirchenvertreter haben Sie, Herr Glaser, bei den Menschen erlebt, die zu Ihnen kommen. Im Nachhinein bestätigt fühlten Sie sich bestätigt, als im Juni 2023 beim Würzburger Diözesanforum pastorale Standards zu "Sterben, Tod und Trauer" diskutiert wurden. Der Bedarf und die Bedürfnisse der Menschen sollen künftig mehr in den Blick genommen werden, hieß es von Seiten des Diözesanrats.
Diözese diskutiert Standards zu "Sterben, Tod und Trauer"
Im September waren die Standards Thema im Priesterrat, etwa die Veränderung von Regelungen, um ein eigenes Requiem für eine konkrete Person halten zu können. Es ginge darum, einen Gesichtsverlust vor Ort zu verhindern und gleichzeitig Kurskorrekturen vorzunehmen, hieß es im Protokoll. Das klingt so, als ob der Fehler erkannt wurde, zu dem man sich aber nicht öffentlich bekennen will.
Sie haben bereits zuvor Gesicht gezeigt und sich gegen starre Vorgaben hinweggesetzt - und eigenmächtig gehandelt. So wurden Sie zum Problem-Diakon des Bistums.
Sie haben dem Würzburger Bischof vergebens Briefe und ein Bittgesuch geschrieben. Mediationsgespräche scheiterten – nicht wegen Ihnen, sagen Sie. Sie haben sich in Rom über die Suspendierung beschwert. Letztlich bekam der Bischof vom Vatikan Recht.

Was hat der Bischof davon? Er verzichtet auf Ihren unverzichtbaren Dienst. Die Realität ist: Die Kapellen bei Ihren Gottesdiensten sind gefüllt. Sie und Ihre beiden Mitgeistlichen im weltlichen "Verein für christliche Seelsorge in Freiheit" sind beschäftigter denn je. Was könnte Sie also stoppen, Herr Glaser?
Laut Ihrer Aussage nicht einmal das Kirchenrecht. Ihre Weihevollmachten könnten Sie weiter wahrnehmen, da bei Ihnen die Beugestrafe der Suspension nicht aufgrund einer Tatstrafe verhängt wurde, sondern aufgrund eines Urteilsspruchs des Bischofs. Deshalb könnten Sie weiter Sakramente spenden, wenn Gläubige Sie darum bitten. Das tun sie reichlich.
Halten Sie also durch, Diakon Glaser! Und machen Sie einfach weiter.
Herzliche Grüße,
Christine Jeske, Redakteurin
"denn Ungehorsam ist eine Zaubereisünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst. Weil du nun des HERRN Wort verworfen hast, hat er dich auch verworfen, daß du nicht König seiest". (1.Sam. 15,23)
Menschen finden Ungehorsam manchman couragiert - Gottes Wort sieht das ganz anders!
Lieber Gruß Martin Dobat
wenn er in Veitshöchheim sei Schöpple trinkt...
ich weiß nicht, woher Sie Ihre Weisheit nehmen, dass 71 Prozent der Menschen wegen des Geldes aus den Kirchen austreten. Ich mache seit nunmehr 20 Jahren freie Trauerfeiern und die meisten davon sind durchaus christliche Beerdigungen. Entgegen allen Unkenrufen verlieren die Menschen nicht Ihren Glauben, nur weil sie der Kirchensteuergemeinschaft den Rücken kehren. Als getaufte und gefirmte Christin bleibe ich Kirchenmitglied, auch wenn ich dieser Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht mehr angehöre. Gerade weil ich als katholische Christin laut Kirchenrecht ohnehin nur eine Gläubige zweiter Klasse bin, sehe ich keinen Sinn mehr darin, diese Amtskirche zu unterstützen. Ich leiste meinen seelsorglichen Dienst jetzt allein mit Gottes Segen, der ohnehin wichtiger ist als ein vermeintlicher Segen der Amtskirche.
Diakon Glaser wünsche ich weiterhin Gottes Segen für seinen unverzichtbaren Dienst für die Glaubenden.
Ursula Lux
Die klägliche Suche nach Rechtfertigung der Abwendung von der Amtskirche!
Ich gehe noch einen Schritt weiter.
Warum machen Sie dieses Business seit mehr als 20 Jahren? Weil es Ihr Geschäftsmodell ist im Namem Und unter dem Deckmantel Gottes!
Sie suchen Ihre Kunden um Ihr Geld zu verdienen.
Von daher ist es auch bei Ihnen in erster Linie der Profit und dann in zweiter Linie ein kirchenähnliche Einstellung um hier die Gläubigkeit zu suggerieren!
Ihr Geschäftsmodell Amtskirche arbeitet ohne Gewinnerzielungsabsicht und stellt unentgeltlich zahlreiche Beratungen oder Unterstützungen zur Verfügung.
Frau Lux oder der Diakon wollen Gewinne erzielen und maximieren!
Aus einer Umfrage der evangelischen und katholischen und evangelischen Kirche:
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirchenaustritte-muenchen-gruende
gemeint war wohl dieser:
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirche/sozial-studie-gruende-kirchenaustritte
Das ist leider oft Wunschdenken. Gerade in stark hierarchisch geprägten Strukturen finden "Gespräche" - oder gar eine Mediation auf "Augenhöhe" - zur Konfliktlösung nicht statt!
Kommunikation und Transparenz mit "Untergebenen" werden entweder kategorisch verweigert und diese mit finalen "Entscheidungen" konfrontiert, die sie gefälligst zu akzeptieren haben oder "Gespräche" werden zu einer Art Tribunal das dazu dient, dem Delinquenten hinter verschlossenen Türen mehr oder weniger deutlich zu drohen.
Mit dem Vorwurf "Regelverstoß" und der Autorität eines Amtes im Rücken sind Machtmissbrauch, Ausgrenzung und Sanktionierung eines "Abhängigen" praktisch keine Grenzen gesetzt. Ober sticht.
Es ist ein seltenes Ereignis, wenn die Gleichgültigkeit der Umwelt und der Öffentlichkeit durchbrochen wird, die mit sinnfreiem Machtgebaren in der Regel einhergeht.
Sehr gut!!
71 % der Kirchenaustritte (e.V. und RK) gehen auf steuerliche Gründe zurück
In erster Linie ist der Austritt ein Prozess, der häufig schon mit einer fehlenden religiösen Sozialisation beginnt. Wenn hie einige wegen dem Diakon austreten, geschenkt, denn ihnen ist der Diakon näher als ein Kompass und der Glaube!
Das Traurige ist: es geht bei solchen Konflikten sehr schnell nicht mehr um Fakten und Sinnhaftigkeit. Diakon Glaser hat alle Argumente auf seiner Seite. Er steht eben nur in der Hierarchie an falscher Stelle. So wie offenkundig auch der Bischof.
Autorität als reiner Selbstzweck ist kein Zukunftsmodell.