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Mömbris
Konflikt um Diakon Glaser: Bistum Würzburg verbietet Mitarbeit im Verein für freie Seelsorge
Generalvikar Jürgen Vorndran reagiert auf Vereinsgründung mit Verwaltungsbefehl und Strafandrohung. Diakon Reinhold Glaser aus Mömbris nimmt's jedoch gelassen.
Diakon Reinhold Glaser, von Bischof Franz Jung am 18. Januar 2023 vom Dienst suspendiert.
Foto: Michaela Ullrich | Diakon Reinhold Glaser, von Bischof Franz Jung am 18. Januar 2023 vom Dienst suspendiert.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:56 Uhr

Fortsetzung im Fall des Diakons Reinhold Glaser: Das Bistum Würzburg reagiert laut einer Mitteilung des Ordinariats mit einem Verbot auf die jüngste Aktion des 68-Jährigen aus Mömbris (Lkr. Aschaffenburg). Reinhold Glaser war im Januar von Bischof Franz Jung suspendiert worden, die Beugestrafe ist aber noch nicht wirksam, weil Glaser Einspruch in Rom eingelegt hat. Der Diakon hatte vor kurzem zusammen mit dem verheirateten Priester Philipp Tropf den "Verein für christliche Seelsorge in Freiheit" gegründet. Drittes Vereinsmitglied ist Dietholf Schröder, Diakon der nordisch-katholischen Kirche.

Eigentlich wollte Glaser damit den schwelenden Kirchenkonflikt beenden, sagt er. Auslöser war, dass er laut seinen Angaben "starre Seelsorge-Vorgaben" im Pastoralen Raum Kahlgrund kritisierte und sich zum Teil nicht daran hielt.

Generalvikar droht bei Zuwiderhandlung weitere Strafen an

Generalvikar Jürgen Vorndran verbietet Glaser nun in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, per Verwaltungsbefehl "ausdrücklich liturgische Handlungen vorzunehmen, welche die Ordnung der Sakramente verletzen". Bei Zuwiderhandlung drohten weitere Strafen bis hin zur Entlassung aus dem Klerikerstand. Zudem untersagt der Generalvikar dem Diakon "jedwede Mitarbeit" in dem von ihm gegründeten Verein und bezeichnet ihn als "kirchenrechtlich illegitim".

Jürgen Vorndran, Generalvikar des Bistums Würzburg, reagierte in einem Schreiben an den suspendierten Diakon Reinhold Glaser. Er verbot ihm die Mitarbeit im 'Verein für christliche Seelsorge in Freiheit'.
Foto: Benjamin Brückner | Jürgen Vorndran, Generalvikar des Bistums Würzburg, reagierte in einem Schreiben an den suspendierten Diakon Reinhold Glaser. Er verbot ihm die Mitarbeit im "Verein für christliche Seelsorge in Freiheit".

Auf Nachfrage reagiert Glaser "gelassen" und sagt: "Christliche Seelsorge ist kein Monopol der Amtskirche." Der Verein sei nach staatlichem Vereinsrecht völlig legitim, und er werde weder die Ordnung der Sakramente verletzen noch die Gläubigen irreleiten.

Verein bietet "lebensnahe christliche Seelsorge" an

Glasers Meinung nach müsste Würzburgs Bischof Franz Jung das "umfängliche und kostenlose Angebot" des Vereins eher begrüßen. Denn laut einem im März 2022 veröffentlichten Wort der deutschen Bischöfe heißt es, so Glaser, Seelsorge geschehe an kirchlichen wie säkularen Orten und werde inner- wie außerkirchlich hochgeschätzt.

Glaser bietet laut Mitteilung zur Vereinsgründung zusammen mit Tropf und Schröder eine "lebensnahe christliche Seelsorge" an. Sie sei besonders gedacht "für die vielen Menschen, die sich in ihren Anliegen und Bedürfnissen von der Institution 'Römisch-Katholische Kirche' nicht mehr angenommen fühlen und enttäuscht sind".

Diakon Glaser: Es gibt bereits etliche Anfragen und viel Zuspruch

Der Diakon will sich nicht an das Verbot des Generalvikars halten, da die Suspendierung noch nicht wirksam ist. Vielmehr werde er "ganz normal seelsorgerische Tätigkeiten wahrnehmen". Laut Glaser hätten auch bereits zwei Theologen ihre Mitarbeit angeboten. Aktuell habe der Verein 14 Mitglieder. Es gebe etliche Anfragen und viel Zuspruch und Unterstützung.

Durchgeführt worden seien bereits Beerdigungen, eine Feier zur Eisernen Hochzeit, eine Madonnen-Segensfeier. Am Wochenende finde ein Requiem statt. Ebenso ein Festgottesdienst in der Kapelle "Vom Guten Hirten" in Unterbessenbach (Lkr. Aschaffenburg).

Das Bistum teilt mit, dass jeder Diakon gehalten sei, in Gemeinschaft mit Bischof und den Priestern der Diözese seinen Dienst zu vollziehen. Es will den Sachverhalt an die zuständige Behörde in Rom "zur Prüfung weiterer Maßnahmen senden". Glaser sieht sich inhaltlich in der Seelsorge vollkommen in der Gemeinschaft mit dem Bischof.

 
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  • G. M.
    Die Daumenschraubenbevollmächtigten der Diözese beweisen nahezu täglich:
    Ideale sind abstrakt, konkret wird nur das schäbige Verhalten.
    Die schaffen es tatsächlich, Christenverfolgung unter Christen zu organisieren.
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  • R. E.
    Ich denke, dass es nicht so einfach sein wird, hier "Tätigkeiten" der Kirche in einem Verein abzubilden. Ich bin selbst in einem Verein als Vorstand tätig, aber kann mir nicht so recht vorstellen, Beerdigungen und Madonnenfeiern oder ein Requiem abzuhalten. Irgendwo ist dann wohl doch die Grenze zu dem ehemaligen Arbeitgeber und Unternehmen Kirche zu ziehen bzw. überschritten.
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  • K. H.
    All dies können Sie, als Person oder Verein, jederzeit tun. Zwischen Ihnen und Gott steht nämlich exakt: nichts! Vor allem keine Firma, die sich einen Alleinvertretungsanspruch anmaßt und behauptet, nur ihre Handlungen oder Sakramente würden bis ans Ohr Gottes dringen.

    Sie dürfen selbstverständlich am offenen Grab Gott um Beistand bitten und Worte des Trostes sprechen, Sie dürfen das Wesen und Wirken der Muttergottes preisen und sie dürfen selbstverständlich auch einen Gottesdienst organisieren, in dem Sie die Bibel auslegen, gemeinsam zum Lob Gottes singen und ihn um seinen Segen bitten.

    Jesus hat gesagt "wo zwei in meinem Namen zusammkommen, da bin auch ich", von einer Organisation mit Vermittlungsmonopol hat er nie gesprochen. Und deshalb kann Ihnen eine selbsternannte "Amts-" Kirche genausoviel verbieten wie Sie der UNO etwas verbieten könnten.

    Oder aber: Sie erkennen den ganzen Firlefanz als das, was er ist: Als Firlefanz. Dann erübrigt sich sowieso jede Diskussion. Amen
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  • H. E.
    Schon ein bisschen die Tatsachen so hingebogen dass es für Sie passt!

    Es ist im Übrigen eine brutale Diskreditierung wenn Die Kirche und die Rituale als Firlefanz abtun! Grausam....
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  • K. H.
    Diese Tatsachen hat schon Martin Luther vor 500 Jahren zurechtgebogen, und Millionen Christen in den sog. " Freikirchen" brauchen keinen amtlichen Vermittler, sondern sprechen, als Individuen und als Gemeinde, direkt mit Gott.

    Das ist EINE Sichtweise, das zu betrachten.

    Eine andere: Es gibt keinen "Gott" und alle Rituale, ob freie oder "amtliche", um mit ihm in Kontakt zu treten, sind Firlefanz (Laut Wikipedia aufgeblasenes, sinnloses Getue). Das ist keine Diskreditierung, das ist eine Feststellung.

    Sie sind ein freier Mensch, Sie können sich das aussuchen, genauso wie Sie sich, als weitere Möglichkeit, ihre freiwillige Unterwerfung unter den Bevormundungsapparat einer "Amtskirche" aussuchen können. Diese Freiheit spricht Ihnen niemand ab.

    "Gott"seidank haben wir hier diese Freiheit. Und kommen Sie mir bitte nicht mit "Gefühle der Gläubigen verletzt". Das sagen nämlich nie die vielen Gläubigen selbst, sondern die "amtlichen" Fundamentalisten, die ihnen die Empörung befehlen
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  • M. S.
    Mir scheint die Diözese Würzburg bzw. deren Leitung ist an all ihren Baustellen selbst schuld. Als Außenstehender kann man da nur noch ungläubig schauen und mit dem Kopf schütteln. Die selbstverschuldeten Probleme alle aufzählen würde den Platz hier sprengen.
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