Auf der "spätesten Pressekonferenz aller Zeiten", so Intendant Markus Trabusch, hat das Mainfranken Theater kurz vor der Sommerpause in der Blauen Halle den Spielplan für die kommende Saison vorgestellt (Vorverkauf ab 14. September). Der Grund für den mehrmonatigen Verzug liegt auf der Hand: die Planungsunsicherheiten im Zusammenhang mit der Eröffnung des Kleinen Hauses im neuen Kopfbau am Faulhaber-Platz. Doch nun, im dritten Anlauf, sei man "sehr guter Dinge", dass der Termin gehalten werden könne, so Trabusch. Die neue Spielstätte mit einem Saal mit 330 Plätzen und der bespielbaren Probebühne, die die Rolle der einstigen Kammer übernehmen wird, soll nun tatsächlich am 2. Dezember den öffentlichen Betrieb aufnehmen.
Deutschland habe zwar eine weltweit einzigartige Theaterlandschaft, dennoch sei es keine Selbstverständlichkeit, dass Neubauten wie der in Würzburg entstehen, sagte der Intendant: "Das ist ein seltenes Ereignis." Eine Forsa-Umfrage habe ergeben, dass 91 Prozent der Menschen für einen Erhalt dieser Landschaft sind. Trabusch: "Wir in Würzburg haben also genau die richtige Richtung eingeschlagen." Der Rote Faden durch die kommende Spielzeit ist denn auch ein denkbar grundsätzlicher, weil auf die Aufklärung verweisend, die die Entstehung dieser Theaterlandschaft erst ermöglicht habe: "Licht ins Dunkel".
Das Schauspiel: Aktuelles, Klassiker und ganz viel für die Jugend
Eröffnet wird das Kleine Haus, wie schon mehrfach angekündigt, mit einem Doppelabend mit Stücken des meistgespielten und meistübersetzten deutschen Autors der letzten 20 Jahre, Roland Schimmelpfennig. "Der Riss durch die Welt" und "Der Kreis um die Sonne", entstanden 2019 und 2020, befassen sich mit der Frage gesellschaftlicher Blasen und den Folgen der Corona-Pandemie. "Themen, von denen wir ja gehofft hatten, dass sie uns nicht mehr beschäftigen werden", sagt Schauspieldirektorin Barbara Bily.
Neben dem Lessing-Klassiker "Emilia Galotti", einem Trauerspiel über Fragen der Macht und der Tugend (Regie Sigrid Herzog, Premiere 17. Februar), ist in der kommenden Saison das Angebot für Kinder und Jugendliche so breit, dass es fast eine eigene Sparte bildet, so Bily. Das bekannteste Stück darunter ist sicher Michael Endes "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch", der ab 3. Dezember im neuen Haus zu sehen ist.
Wiederaufgenommen werden "Kunst", "Comedian Harmonists" und "Calypso".
Das Musiktheater: Gleich mehrere Hits von Mozart bis Strauss
Das Musiktheater bringt gleich mehrere Hits unterschiedlichster Prägung: "Elektra" von Richard Strauss (ab 8. Oktober) gilt als eine der schwersten Opern überhaupt, die reduzierte "Würzburger Fassung" der riesenhaften Orchesterbesetzung erstellt Generalmusikdirektor Enrico Calesso selbst. Die Titelrolle singt Elena Batoukova-Kerl, die Brünnhilde der Würzburger "Götterdämmerung" 2019.
Unterhaltsam wird es mit dem Dauerbrenner "Die lustige Witwe" von Franz Lehár (ab 25. November), existenziell dramatisch mit "Don Giovanni", der ersten Mozartoper, bei der Markus Trabusch Regie führen wird (ab 4. Februar), und Verdis vielschichtigem Spätwerk "Falstaff" (ab 8. Juni), für dessen Titelpartie Operndirektor Berthold Warnecke eine spannende Gastbesetzung verspricht. Am 6. April soll dann auch endlich die Uraufführung von "Karl und Anna" stattfinden, der Oper von Christoph Ehrenfellner und Roland Schimmelpfennig nach der Novelle des Würzburgers Leonhard Frank.
Wiederaufgenommen werden "Die Sache Makropulos" und "Lucia di Lammermoor".
Der Tanz: Compagnie kann endlich in ihr Ballettstudio ziehen
Die Tanzcompagnie bezieht im Neuen Haus endlich ihr Ballettstudio und startet mit "Vier Jahreszeiten" (ab 4. November) in der Blauen Halle in die neue Saison. Die Choreografie von Dominique Dumais befasst sich zur zeitgenössischen Neuinterpretation der berühmten Violinkonzerte von Vivaldi mit den Jahreszeiten als natürlichem Rhythmus und Grundlage unserer Existenz. Mit "Hautnah", einem Stück aus Duetten und Soli, gibt die Truppe dann am 3. Dezember ihren Einstand auf der Probebühne. Die Produktion mit Orchester heißt diesmal "Eros" (ab 11. Mai). Die Choreografie von Robert Glumbek und Dominique Dumais nimmt ihren Ausgangspunkt bei Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune".
Wiederaufgenommen wird "Chaplin".
Die Konzerte: Gegenüberstellungen mit Rachmaninow
Sechs Sinfoniekonzerte bietet das Philharmonische Orchester an, unter anderem mit den Solisten Bernd Glemser, Klavier, und Sharon Kam, Klarinette. Dazu kommen unter anderem drei Familienkonzerte, Neujahrskonzert, Italienische Nacht, drei Familienkonzerte sowie eine siebenteilige Kammermusikreihe. Generalmusikdirektor Enrico Calesso freut sich besonders darauf, Rachmaninow mit höchst unterschiedlichen Kollegen zu konfrontieren: mit Brahms (19. und 20. Oktober) und mit Strawinsky (9. und 10. November).