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Würzburg
Mainfranken Theater spielt Komödie im Museum: Wie viel Kunst ist ein weißes Bild mit weißen Streifen?
Die Komödie "Kunst" der Französin Yasmina Reza ist ein erfolgreiches Theaterstück. Das Mainfranken Theater hat für die Vorstellungen den idealen Schauplatz gefunden.
Ein weißes Bild mit weißen Streifen: Ist das Kunst? Im Museum Kulturspeicher spielt das Mainfranken Theater die vielfach ausgezeichnete Komödie von Yasmina Reza.
Foto: Patty Varasano | Ein weißes Bild mit weißen Streifen: Ist das Kunst? Im Museum Kulturspeicher spielt das Mainfranken Theater die vielfach ausgezeichnete Komödie von Yasmina Reza.
Manfred Kunz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:55 Uhr

Ein weißes Bild mit weißen Streifen steht im Zentrum von Yasmina Rezas Erfolgsstück "Kunst". Seit der Uraufführung 1994 ist das Stück in über 40 Sprachen übersetzt, wird auf allen Kontinenten gespielt und hat seine Autorin zur weltweit meistgespielten Gegenwartsautorin gemacht. Für das Würzburger Mainfranken Theater hat Intendant Markus Trabusch die Komödie jetzt im Kulturspeicher neu inszeniert und damit dem Museum ein Geschenk zu dessen 20. Geburtstag nachgereicht.

Das Stück bietet mehr als nur einen Streit über Kunst

Ein großer Saal im zweiten Stock des Museums, an den Wänden ringsum Bilder der aktuellen Wechselausstellung, bietet Raum für eine circa acht mal vier Meter große Bühne: ein geradezu idealer Schauplatz für "Kunst". Theaterbesucher, auch nicht so sehr Kunst-affine, werden, so wie das Premierenpublikum, großen Spaß an "Kunst" haben.

Das 100-Minuten-Stück verhandelt nämlich nicht nur kontroverse Ansichten zur Gegenwartskunst, sondern ist auch die geistreiche Befragung einer langjährigen Männerfreundschaft. Auf die Probe gestellt wird die Freundschaft zwischen Serge, Marc und Yvan ausgerechnet durch den Kauf eben jenes ein mal ein Meter großen Ölbildes. 100.000 Euro hat der Hautarzt Serge (Matthias Fuchs) hingeblättert für diesen "echten Antrios", weiß grundiert mit feinen weißen Querstreifen, und damit vor allem den Ingenieur Marc (Georg Zeies) gehörig vor den Kopf gestoßen.

Der Streit um Kunst wird zur Auseinandersetzung über Männerfreundschaft: Szene aus 'Kunst'. Das Mainfranken Theater spielt die Komödie im Museum Kulturspeicher.
Foto: Patty Varasano | Der Streit um Kunst wird zur Auseinandersetzung über Männerfreundschaft: Szene aus "Kunst". Das Mainfranken Theater spielt die Komödie im Museum Kulturspeicher.

Marc lästert nicht nur über die Absurdität des Bildes, sondern echauffiert sich über den wahnwitzig hohen und seiner Meinung nach durch nichts gerechtfertigten Preis. Serge verteidigt seinen Kauf, spricht von den Farben, die ihn ansprechen und bringt Marc damit noch mehr in Rage. Der anfangs intellektuell-spielerische Wortwechsel eskaliert zum handfesten Streit über Grundsätzliches und die Wurzeln von Freundschaft.

Droht das Ende einer langen Männerfreundschaft?

Als schließlich der Dritte im Bunde, der Papierhändler Yvan (Hannes Berg), beim Versuch zu vermitteln, gesteht, dass das Kunstwerk auch in ihm etwas auslöst, gerät Marc vollends aus dem Häuschen. Er beschimpft Yvan als Feigling, wird sogar handgreiflich gegen ihn und heizt den Streit mit scharfen Worten und einer unnachgiebigen Haltung immer weiter an.

Längst geht es nicht mehr nur um eine "weiße Holzspanplatte", sondern um das mögliche Ende einer 15-jährigen Freundschaft. "Warum treffen wir uns, wenn wir uns hassen?", fasst Yvan die Situation zusammen. Hat der Meinungsführer der Gruppe immer recht? Wie viel Konflikte hält eine Freundschaft aus? Welche Grundpfeiler haben Bestand? Und was passiert, wenn im Streit keiner nachgeben will?

Gekonnt hält die Inszenierung von Markus Trabusch die Balance zwischen den beiden Polen des Textes, der Satire auf den überspannten zeitgenössischen Kunstbetrieb und der existentiellen Analyse einer komplexen Männerfreundschaft, die einer extremen Prüfung ausgesetzt ist. Geschickt gesetzte kleine Pausen gliedern die rasanten Wortwechsel, und holen somit auch die Tiefenschichten der brillanten Dialoge an die Oberfläche.

Mit sparsamer Gestik, ausdrucksstarker Mimik und perfekt getimeten und gesprochenen Dialogen ziehen Matthias Fuchs, Georg Zeies und Hannes Berg (Stefan Schill hat sie kongenial eingkleidet) die Zuschauer von Beginn an in ihren Bann. Bei aller Ernsthaftigkeit lässt ihnen die Regie reichlich Freiraum für Witz und Unterhaltung. Daraus wird Schauspielertheater vom Feinsten, das das Premierenpublikum im Kulturspeicher in Verzückung versetzt.

Nächste Vorstellungen: 14., 17., 24. und 31. Mai. Karten-Tel. 0931/3908-124 oder www.mainfrankentheater.de

 
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