Wenn am Abend in der tectake Arena bei einem Heimspiel der Würzburg Baskets die Halle verdunkelt wird und die Spieler im Scheinwerferlicht den Innenraum betreten, haben Monika (71) und Wolfgang Courte (77) ihre Arbeit fürs Erste erledigt. Die beiden meiden die Öffentlichkeit, arbeiten im Hintergrund, aber dafür sehr gewissenhaft. "Ich kann Moni und Wolfgang gar nicht genug danken. Sie sind ja schon zu Regionalliga-Zeiten dabei gewesen, nicht erst, als wir in der BBL angekommen waren", sagt Geschäftsführer Steffen Liebler über das Ehepaar, das zwar seit zwölf Jahren gemeinsam die Rente genießt, trotzdem aber viel unterwegs ist.
"Sie sind die guten Seelen des Vereins", bekennt der neue Gesellschafter Jochen Bähr seine Zuneigung zu den beiden. Aber auch die Courtes haben was von ihrer größtenteils ehrenamtlichen Arbeit: "Ohne die Baskets wäre unser Leben langweilig. Dieser Verein hält uns fit, und wir denken noch gar nicht ans Aufhören", sagt Moni, wie sie von allen nur genannt wird. "Was sollen wir denn dann den ganzen Tag machen? Im Fernsehen kommen ja nur noch alte Sachen", fügt ihr Ehemann hinzu.
Schon fünf Stunden vor Spielbeginn in der Halle
Die 71-Jährige sitzt, wie fast jeden Morgen, in einem Café am Würzburger Heuchelhof. Um 9 Uhr hat sie ihren wöchentlichen Friseurtermin, während "Wolfi dann wieder im Auftrag der Baskets unterwegs ist". Die Wurfmaschine aus dem Trainingszentrum - ein Gerät, das im Sekundentakt Basketbälle heraus feuert, die dann nach dem Wurf eines Spielers von einem großen Fangnetz wieder eingefangen werden - ist mal wieder kaputt. "Ich muss nach Veitshöchheim. Da kenne ich jemanden, der mir das gebrochene Teil wieder zusammenschweißt", sagt Courte. Handwerkliche Arbeiten gehören zu seinen Hauptaufgaben. Bei der Umgestaltung des Trainingszentrums war Courte Bauleiter, aber er fährt auch Getränke, Handtücher und Trikots vom Trainingszentrum in die tectake Arena zu den Heimspielen. "Und nach dem Spiel nimmt Moni die Trikots mit und wäscht sie", erklärt Wolfgang Courte.
Beim ersten Heimspiel gegen die MHP Riesen Ludwigsburg waren die Courtes schon fünf Stunden vor Spielbeginn ab 15 Uhr in der Halle. Monika Courte kümmert sich als ehemalige Metzgereifachverkäuferin - sie leitete eine Filiale am Würzburger Heuchelhof - um den Verkauf von Speisen. "Früher hat das meine Frau gemacht", berichtet Jochen Bähr, der den Verein 2007 neu gründete. Als Bähr damals aus dem Verein ausschied, übernahm Courte. "Ihre Mannschaft" hat insgesamt 28 Mitglieder. "Das Super-Team" heißt die WhatsApp-Gruppe, alle Ehrenamtler, die teilweise trotzdem für ihre Dauerkarte bezahlen. "Weil sie es wollen. Und weil sie ihren Sitzplatz behalten wollen", sagt Monika Courte.
Auch Kinderbetten baut Wolfgang Courte auf
So viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gebe es seines Wissens bei keinem Verein in der Basketball-Bundesliga, sagt Steffen Liebler. Man merkt dem Geschäftsführer der Würzburger Basketballer an, wie dankbar er diesem Team ist. "Dieses Familiäre und diese Hilfsbereitschaft macht unseren Verein aus", sagt Liebler. Die Courtes sind für ihn ein wichtiger Teil davon.
Zeit- und Ortswechsel: Die Würzburg Baskets haben kurz vor Saisonstart noch mal zwei neue Spieler verpflichtet. Einer davon ist Bazoumana Kone, der mit seiner kleinen Familie aus Hamburg nach Würzburg kam. Das bedeutet für Wolfgang Courte. Er muss ein Kinderbett besorgen und in Kones Wohnung ein Kinderzimmer einrichten. Hilfe bekommt er von seinem Freund Ralf Thießen. Auch er ist einer dieser Ehrenamtlichen, die schon sehr lange dem Verein helfen. "Ralf hat sogar schon zu X-Rays-Zeiten mitgemacht", berichtet Courte. Im "echten Leben" repariert er Straßenbahnen im Depot der WVV in der Sanderau. Dann verschwindet er in die Küche, um den Wasserhahn zu reparieren.
In den Wohnungen der Spieler hat Courte schon so einiges erlebt. Dazu muss man wissen, dass der Verein den Spielern fast alles zur Verfügung stellt. Von der Bettwäsche bis zur Zimmerpflanze, vom Esstisch bis zur Steckdosenleiste. Verantwortlich ist meist Wolfgang Courte, der dann auch die Wohnungen nach einer Saison wieder auf Vordermann bringen muss. Beim Betreten mancher Wohnung trifft ihn da häufiger Mal der Schlag, weil die Spieler die Wohnung dreckig hinterlassen oder seltsame Dinge damit anstellen. Bei einem Spieler hatte er sich gewundert, warum die Bettwäsche noch unberührt im Schrank lag. "Der hat die Matratze aufgeschnitten und sich da rein gelegt", erinnert sich Courte.
Wolfgang Courte hat schon verrückte Dinge gesehen
Ein anderer Spieler hatte alle Fenster mit Folie abgeklebt. "Ich verstehe bis heute nicht, warum?", sagte Courte. Es sind nur zwei der vielen Geschichten, die Courte in seinen 16 Jahren beim Verein gesammelt hat. "In dieser Wohnung hat damals schon Alex King gewohnt", erinnert sich Courte. Der Rekordspieler der Basketball-Bundesliga ist mittlerweile mitsamt seiner Familie zurück in Würzburg und arbeitet als hauptamtlicher Jugendtrainer für den Verein.
Bleibt noch die Frage, wieso sich die Courtes ausgerechnet die Sportart Basketball beziehungsweise den hiesigen Basketball-Bundesligisten ausgesucht haben. Wie so viele kamen sie über ihre Kinder zum Sport. Drei Söhne haben sie. Etwa um 1990 herum, erinnert sich Monika Courte, habe ihr ältester Sohn, damals war er 17, eine neue Sportart gesucht. Also gründeten die Courtes beim SC Heuchelhof eine Basketball-Abteilung, die schnell wuchs und später auch etliche Mitglieder von der DJK Würzburg anlockte.
Felix Hoffmann schwärmt von den Courtes
Unter anderem der heutige Baskets-Kapitän Felix Hoffmann, der wie die Courtes am Heuchelhof wohnte, kam über den SCH zum Basketball. "Ich habe von beiden noch nie ein Nein gehört, wenn ich sie um etwas gebeten habe. Es ist immer eine Erfrischung, auf sie zu treffen", sagt Hoffmann.
2007 ging die Lizenz für die Regionalliga-Mannschaft dann zu den von Jochen Bähr neu gegründeten Baskets über. Und so schloss sich beim ersten Heimspiel der neuen Saison ein Kreis. Bähr hatte die Courtes 2007 zu ihrem Herzensprojekt geholt. "Als wir uns vor dem Spiel wiedergesehen haben, war alles, als wäre ich nie weg gewesen", sagt der als Gesellschafter zurückgekehrte Bähr, der 2013 den Verein verlassen hatte.
Auch er hofft, dass die Courtes dem Klub noch lange erhalten bleiben, muss sich aber wohl keine Sorgen machen, denn: "Was sollen wir denn sonst machen? Der Verein hält uns jung und wie gesagt: im Fernsehen kommt eh nur altes Zeug", sagt Moni Courte. Die Courtes brauchen die Baskets also fast so sehr, wie der Verein sie braucht.