Diesmal wollten die Würzburger Kickers in der Winter-Vorbereitung so manches anders und vieles besser machen als vor einem Jahr. Da waren die Rothosen als Tabellenzweiter in die Pause gegangen, waren nach dem Neustart nicht sofort wieder in die Gänge gekommen und verloren in den Wochen danach den Anschluss an den späteren Meister und Drittliga-Aufsteiger SpVgg Unterhaching. Und diesmal? Die Teilnahme an den Drittliga-Aufstiegsspielen scheint niemand in der Liga den Würzburgern ernsthaft streitig machen zu wollen. Aber im Kampf um die Meisterschaft und die DFB-Pokal-Teilnahme scheint die DJK Vilzing, die bereits ihren Verzicht auf eine Drittliga-Zulassung erklärt hat, nicht nachzulassen. Beweis genug dürfte der 1:0-Sieg der Oberpfälzer im Nachholspiel beim FC 05 Schweinfurt sein.
Die Rothosen indes mussten sich erstmals seit dem Sommer-Vorbereitungsspiel bei Drittligist SSV Ulm (1:2) am 7. Juli 2023 mal wieder geschlagen geben. Das in der Liga noch ungeschlagene Team von Trainer Marco Wildersinn unterlag bei der Generalprobe vor dem Ligastart am Samstag (14 Uhr) gegen die SpVgg Ansbach dem Tabellenführer der Regionalliga Süd-West, den Stuttgarter Kickers, völlig zurecht mit 0:2. Ein Grund zur Sorge? Ein Rückblick auf die Vorbereitung zu Beginn eines für die Zukunft der Würzburger Kickers womöglich entscheidenden Jahres:
Die Testspiele
Es ist nun mal immer der letzte Eindruck, der haften bleibt. Und beim 0:2 (0:1) bei den Stuttgarter Kickers erhielten die Würzburger tatsächlich, wie auch Trainer Marco Wildersinn feststellte, Anschauungsunterricht: "Die Zielstrebigkeit und Robustheit der Stuttgarter haben uns wehgetan", meinte Wildersinn, fügte jedoch hinzu: "Aber wir können das eigentlich auch." Am Samstag freilich nicht. Und so setzte es im fünften Testspiel des Winters die erste Niederlage. Im Vorjahr deutete sich der Holperstart schon durch die Resultate in der Vorbereitung an, als es gegen Regionalligisten drei Niederlagen setzte. Diesmal ist die Bilanz gegen Vierliga-Kontrahenten unterm Strich ausgeglichen. Der 1:0-Erfolg beim FC Augsburg II ist, nachdem das Spiel nicht-öffentlich stattgefunden hatte, schwer einzuschätzen. Beim 2:2 gegen Süd-West-Klub Kickers Offenbach kostete ein Torwartfehler kurz vor Schluss den möglichen Sieg. Gegen Bayernligist TSV Abtswind (4:0) und im Trainingslager gegen den spanischen Sechstligisten CF Cala Millor (3:0) siegten die Kickers ohne zu glänzen. "Was die Ergebnisse angeht, war die Vorbereitung okay", stellt Wildersinn fest. Der eigentliche Wert der Partien sei aber ein anderer: "Wir haben viele Spieler auf unterschiedlichen Positionen gesehen. Haben unterschiedliche Grundordnungen gespielt und wertvolle Erkenntnisse gesammelt."
Die Verletzten
Die Ausfälle waren in dieser Vorbereitung ein steter Begleiter. Daniel Hägele, Tim Kraus, Pascal Moll und Ivan Franjic fehlten am Samstag. Marius Wegmann und Dominik Meisel saßen immerhin schon wieder auf der Bank. Ein Startelf-Einsatz erschien dem Trainerteam als zu riskant. Womöglich ist so manche Blessur eine Folge zahlreicher Trainingseinheiten auf Kunstrasen, auch im Trainingslager auf Mallorca. "Zum Glück ist es in den meisten Fällen nichts richtig Gravierendes", so Wildersinn. Einzig Hägele wird wohl mit seinem Muskelriss in der Fußsohle noch länger fehlen, der Rest soll, so Wildersinns Hoffnung, schon bald wieder ins Training einsteigen, auch Top-Vorbereiter Franjic, den ein eingeklemmter Nerv behinderte.
Die Neuen
Winter-Neuzugang Lukas Gottwalt profitierte indirekt von den Ausfällen. Der Innenverteidiger wurde auf Anhieb zum Fixpunkt in der Defensive und dürfte auch beim Liga-Neustart in der Startelf stehen. Johann Hipper ist nach seinem Wechsel von Ligarivalen Türkgücü München an den Main neuer Herausforderer von Stammkeeper Vincent Friedsam und zeigte bislang durchaus schon seine Qualität, speziell bei 1:1-Situationen. In Testspielen blieb er, auch bei seinem 30-Minuten-Einsatz in Stuttgart, ohne Gegentor.
Die Taktik
Nach ausführlichen Dreierketten-Experimenten kehrte Wildersinn in Stuttgart zur aus der Vorrunde gewohnten Viererabwehr zurück. Mit der Folge, dass sich mehr Abwehrlücken auftaten als in den Spielen zuvor. Trotzdem bleibe das 4-3-3-System "unsere erste Formation", so Wildersinn, der - zum Teil notgedrungen, die Vielseitigkeit seiner Akteure testete. So zeigte Kapitän Peter Kurzweg in Stuttgart eine Halbzeit lang als Innenverteidiger eine durchaus ansprechende Leistung.
Fußball, Testspiel
Stuttgarter Kickers - Würzburger Kickers 2:0 (1:0)
Würzburg: Friedsam (60. Hipper) - Hemmerich (74. Montcheu), Scholz (42. Haas), Gottwalt, Kurzweg - Karimani (78. Sausen), Zaiser, Wessig - Junge-Abiol, Sané, Caciel (81. Wegmann).
Tore: 1:0 David Braig (38.), 2:0 Kevin Dicklhuber (56.).
Zuschauende: 750.