Als ungeschlagener Tabellenführer der Regionalliga Bayern haben die Würzburger Kickers die Drittliga-Rückkehr fest im Blick. André Herber, seit Juli 2023 Vorstandsvorsitzender der Profifußball-AG, und Sebastian Neumann, seit November 2021 Sportdirektor der Rothosen, sprechen im gemeinsamen Interview über die Zukunftsaussichten am Dallenberg.
Sebastian Neumann: Sehr wichtig. Wir hatten hier die Zeit und Ruhe auf dem Platz neue Dinge einzustudieren. Aber vor allem lernt man sich noch einmal viel besser kennen, wenn man den ganzen Tag aufeinander hockt. Das war der Sinn des Trainingslagers. Ich bin sehr zufrieden und glaube, wir können gestärkt die nächsten Aufgaben angehen.
Neumann: Wir haben selbstverständlich auch die Hinrunde analysiert. Wir haben in dieser Saison bislang vieles richtig gemacht. Aber wir haben gerade im Offensivbereich noch Potenzial, um uns zu verbessern. Auch bei Standardsituationen. Wir haben da zwar schon einige wichtige Tore gemacht. Aber wir haben aus der Vielzahl der Standardsituationen noch nicht das Optimum herausgeholt. Wir können und wollen noch besser werden.
Neumann: Es ist doch klar, dass die Spieler auch ihre Situation analysieren und der ein oder andere mit seinen Einsatzminuten unzufrieden ist. Aron und Norman kamen auf uns zu, mit dem Wunsch, sich verändern zu wollen und für uns war klar, dass wir ihnen keine Steine in den Weg legen. Mit Johann und Lukas haben wir Ersatz verpflichtet. Spieler, die nicht nur menschlich, sondern auch sportlich ins Team passen. Unterm Strich, glaube ich, dass wir uns damit verstärkt haben.
Neumann: Wenn man die Situation jetzt bewertet, dann auf jeden Fall. Mit Lukas haben wir eine zusätzliche Option. Letztlich hatte aber auch Aron unser Vertrauen. Sein Problem war einfach, dass die Spieler, die bisher gespielt haben, ihre Sache so gut gemacht haben, dass er kaum eine Einsatzchance hatte.
Neumann: Nein. Natürlich nicht. An meiner Arbeitsweise hat sich nichts geändert. Die Vertragsverlängerung bedeutet nicht, dass ich hier nicht weitermache, wenn wir in der Regionalliga bleiben. André Herber und ich sind ständig im Austausch und wir sprechen natürlich auch über andere Szenarien.
André Herber: Ich muss sowieso sagen: Sebastian Neumann macht seine Sache auch im Zusammenspiel mit Trainer Marco Wildersinn sehr gut. Es macht Spaß gemeinsam Themen zu analysieren und konstruktive Lösungen zu finden. Was das gegenseitige Vertrauen angeht passt zwischen uns kein Blatt Papier. Ich glaube, wir können uns absolut aufeinander verlassen.
Herber: Wir wollten einfach schon sehr früh deutlich machen, dass wenn wir unser Ziel erreichen, die Verantwortlichen, die das gewuppt haben, den eingeschlagenen Weg fortführen. Es war nicht einfach, eine Entscheidung bereits so zeitig zu treffen. Wir suchen noch immer nach der Balance zwischen finanzieller Stabilität und sportlichem Erfolg, die aufgrund der in Regionalliga nicht vorhandenen TV Einnahmen, weiterhin geringeren Zuschauer- und Sponsoringeinnahmen natürlich nicht möglich ist. In diesem Druckkessel bewegen wir uns die ganze Zeit. Bekanntlich wurde und wird dies aktuell durch das Engagement unseres Anteilseigners Dominik Möhler kompensiert. Andere Vereine in der Regionalliga sind bekanntlich in finanzielle Schieflage geraten.
Herber: Leider nein. Natürlich haben wir einen Plan B. Selbstverständlich ist auch in diesem Sebastian Neumann eingeplant. Aber derzeit tun wir erst einmal alles dafür, den Aufstieg zu schaffen. Wenn das nicht klappt, wird die Welt nicht untergehen, sondern sich weiterdrehen.
Herber: Eine Drittliga-Lizensierung ist kein Hexenwerk. Es braucht offizielle Bestätigungen für wirtschaftliche Dinge oder zum Thema Stadionsicherheit. Das sind Sachen, die wir jetzt abarbeiten.
Herber: Das ist korrekt. In den Bestimmungen ist klar geregelt, in welchen Bereichen es Planstellen geben muss – auch, wenn dies in der Praxis gar nicht nötig sind. Wir sind da in einem engen Austausch mit dem DFB. Wir wollen und werden die Bedingungen erfüllen.
Herber: Für die Fans und Zuschauer lohnt sich Profifußball doch immer. Sofern die Frage auf die finanziellen Verhältnisse abzielt, so ist allgemein bekannt, dass die Drittligisten im Durchschnitt wohl Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 5,6 Millionen Euro haben. Das verstehen wir sicherlich nicht unter Nachhaltigkeit. Aber wir müssen unsere Entwicklung Schritt für Schritt betrachten. Jetzt sind wir im zweiten Jahr in der Regionalliga mit deutlich geringeren Einnahmen als im Profifußball. Wenn ich nun schon wieder irgendetwas von Liga zwei erzählen würde, dann hätten wir bei den Kickers nicht verstanden, was in den letzten Jahren schiefgelaufen ist. Wenn wir es schaffen auf den wichtigen Positionen personelle Kontinuität zu wahren, dann ist es möglich nachhaltig etwas zu entwickeln. Jetzt wollen wir in die 3. Liga aufsteigen und für die Kickers eine Perspektive schaffen, damit dort der Klassenerhalt gelingt. Das ist das erste Ziel. Welche Pläne man dann für die folgenden Jahre schmiedet, das ist jetzt noch kein Thema.
Neumann: Ich sehe das nicht so. Ich habe zur Mannschaft gesagt: Für jeden einzelnen ist es der beste und einfachste Weg, gemeinsam aufzusteigen. Ich sehe da kein Spannungsfeld. Wir gehen nach und nach in die Gespräche mit Spielern. Wir dürfen uns da nicht verrücktmachen oder unter Druck setzen lassen. Unser Ziel ist es eine gewisse Kontinuität auch im Bereich der Spieler zu schaffen. Aber natürlich wird es auch Veränderungen geben. Eines wurde in den letzten Monaten aber deutlich - die Würzburger Kickers sind für Spieler wieder eine gute und interessante Adresse.
Neumann: (grinst) Darauf möchte ich nicht antworten. Natürlich haben wir ein Konstrukt im Kopf.
Neumann: Genau.
Neumann: Am Ende weißt du ja womöglich erst nach einem zweiten Aufstiegsspiel am 2. Juni, ob du aufsteigst oder nicht. So lange können wir nicht warten.
Neumann: Unser Ziel ist es, dass Anfang Juni ein Großteil des Kaders steht. Alles andere wäre ja Wahnsinn.
Herber: Das nervt natürlich sehr. Aber wir nehmen diese Situation an. Wir kannten sie von vornherein. Natürlich ist es schade, wenn es am Ende egal ist, wie du in der Runde gespielt hast.
Neumann: Wenn du die Aufstiegsspiele verlieren solltest, ist es am Ende auch egal, ob du Erster oder Siebter geworden bist. Das Ergebnis bleibt das gleiche. Das wäre echt hart. Aber wer hoch will, der muss eben auch diese beiden Spiele erfolgreich gestalten.
Herber: Natürlich spielt das eine Rolle. Klar ist, dass es in jedem Fall Sinn gibt, auch in der kommenden Saison wieder sehr guten Fußball zu spielen. Aber es gibt da sehr viele Unwägbarkeiten. Niemand weiß, wie der Kader dann aussehen würde. Unsere Spieler haben sich ja auch für höherklassige Vereine interessant gemacht.
Neumann: Wir schauen erst einmal auf uns. Wir müssen noch 13 Spiele in der Regionalliga positiv gestalten und reden deshalb noch überhaupt nicht über Aufstiegsspiele. Natürlich schaue auch ich ab und an einmal, was in der Regionalliga Nord gerade passiert. Aber letztlich muss uns der Gegner egal sein.