Eine Niederlage also. Doch wie das 0:1 (0:1) gegen die DJK Vilzing einschätzen? Da tat sich mit Marc Reitmaier insbesondere der Trainer des FC 05 Schweinfurt schwer. Er sah, wie vermutlich alle im Sachs-Stadion, einen verdienten Sieg des Tabellenzweiten, der auch nach der Winterpause zusammen mit Primus Würzburger Kickers eine eigene Liga in der Regionalliga Bayern bildet. Er sah aber auch "Phasen, in denen das Momentum auf unserer Seite war". Eine Niederlage zum Mit-damit-leben also? "Für mich nicht."
Nicht nur, weil der 40-Jährige am liebsten alle Spiele gewinnen würde, sondern weil er ein Jahr nach der spektakulären und vom Klassenerhalt gekrönten Aufholjagd unter seiner Regie genau weiß, wie sich einzelne Ergebnisse zu Serien verselbständigen können. "Das kann auch in die andere Richtung losgehen. Wir dürfen in keine Negativ-Spirale geraten." Dass sich das angesichts der nächsten Gegner Memmingen, Bamberg und Fürth - allesamt aus dem Tabellenkeller - von selbst verbieten würde, glaubt der Coach nämlich nicht: "Ich sage nicht, dass wir das alles gewinnen müssen. Ich will es. Aber das sind alles Spiele, in denen Kleinigkeiten entscheiden - wie das schon in der Vorrunde so oft der Fall war."
Schließlich sind es bei 13 ausstehenden Partien "nur" elf Punkte Vorsprung auf die Relegationsplätze. Und es waren gegen die Oberpfälzer, bei denen man im Hinspiel noch mit 5:0 gewonnen hatte, nicht nur Kleinigkeiten, die gefehlt haben, um wenigstens mit einem Teilerfolg ins neue Punktspiel-Jahr zu starten. "Wir haben unseren Matchplan nicht durchsetzen können", so Reitmaier.
Ein Elfmeterpfiff auf der einen Seite, ein ausbleibender auf der anderen
Vilzing selbst bot kaum Schwachstellen, fand seinerseits in der Offensive sehr intelligent immer wieder Räume. "Das hat mit Kreativität zu tun." Kreativität, die Schweinfurt ebenso wenig hatte wie die nötige Körperlichkeit. "Gegen so starke Mannschaften gehört es dazu, massiv in Zweikämpfe zu gehen."
Unter dem Strich war der FC 05 gut bedient, sich nur ein Tor gefangen zu haben. Nach Luca Trslics Attacke gegen den unheimlich schnellen und mit gewaltigem Zug zum Tor ausgestatteten DJK-Rechtsaußen Tobias Hoch gab es Elfmeter, den Ex-Profi Jim-Patrick Müller zum 0:1 nutzte (20.). Zudem trafen Paul Grauschopf (29.) und Martin Tiefenbrunner (81.) noch Pfosten und Latte, zwang Müller FC-Schlussmann Lukas Wenzel zu einer überragenden Parade (18.). Genug Potenzial für ein klareres Resultat, das eigentlich nur ein einziges Mal ernsthaft auch in ein Remis hätte münden können: Als Adam Jabiri in der einzigen Situationen, die ihm Vilzings Abwehr-Turm Jakob Zitzelsberger ließ, haarscharf vorbei köpfte (83.).
Okay, vielleicht noch, wenn Schiedsrichter Andreas Hummel diese eine Szene des zur Pause eingewechselten Dominik N'gatie anders gewertet hätte: Im Laufduell mit Elija Härtl ging er im Strafraum zu Boden - kein Pfiff (54.). "Für mich ein Elfmeter. Kann man in jedem Fall geben", sagte der pfeilschnelle Nullfünfer.
FC 05 nach Gelb-Rot gegen Luca Trslic in Unterzahl
Sah aber auch ein: "Eine verdiente Niederlage. Wir hatten nicht ausreichend Durchschlagskraft. Da ist noch Luft nach oben." Zumal auch Vilzing noch einen Elfer bekommen hätte können, als Wenzel gegen Hoch zu spät gekommen war. Da waren die Schweinfurter nach einer Gelb-Roten gegen Trslic (67., wiederholtes Foulspiel) nur noch zu Zehnt.
Eine Qualitätslücke zum durchschnittlichen Vorjahres-Level war auch unter Berücksichtigung der Vilzinger Stärke erkennbar: Vieles lief beim FC 05 zentral, zu sehr fixiert auf Jabiri - und gleichbedeutend zu wenig auf die Flügel. Dort hatten Taha Aksu und Eduard Mahmuti aber auch einen schweren Stand gegen die extrem hoch pressenden Außenverteidiger der Gäste.
Defensiv waren die Schweinfurter bisweilen zu weit weg vom Geschehen und in entscheidenden Momenten auch schlicht zu langsam. Dennoch fürchtet N'gatie keinen Einbruch: "Wir haben ambitionierte, junge Spieler, die noch etwas erreichen können. Die wissen, dass es nicht mit etwas Hacke-Spitze geht." Und eine psychologische Erleichterung sei es zudem, dass "wir wissen, nicht akut abstiegsgefährdet zu sein".
Vilzings Trainer Josef Eibl will die Kickers noch etwas ärgern
So richtig geschmeidig lebt es sich indes bei der DJK Vilzing. Deren Trainer Josef Eibl wollte es partout nicht im Raum stehen lassen, man habe ob des winters erklärten Verzichts, in die Dritte Liga aufsteigen zu wollen, keine Ambitionen. Der DFB-Pokal-Startplatz, den der Meister zur Belohnung einheimst, sei sehr wohl Ziel. "Wir haben nur signalisiert, dass wir eine Amateurmannschaft bleiben wollen."
Eine Amateurmannschaft, die aktuell mit 53 Punkten nicht nur "eine unglaubliche Ausbeute, mit der wirklich niemand rechnen konnte" erreicht habe, sondern damit auch - wenngleich bei einem absolvierten Spiel mehr - mit den sehr wohl aufstiegswilligen Kickers gleichgezogen hat. "Vielleicht können wir die Würzburger noch ein bisschen ärgern", wusste Eibl offenbar ziemlich gut, dass so ein dem ewigen und allerweil übermächtigen Rivalen gewidmetes Sprüchlein im ViP-Zelt des FC 05 Schweinfurt traditionell gut ankommt.
Fußball, Regionalliga Bayern:
FC 05 Schweinfurt - DJK Vilzing 0:1 (0:1)
Schweinfurt: Wenzel - Frisorger, Billick, Trslic, Piwernetz - Fery (64. Anapak-Baka), Böhnlein - Aksu (64. Sturm), Istrefi (89. Feulner), Mahmuti (46. N'gatie) - Jabiri (83. Doktorczyk).
Vilzing: Putz - Härtl, Zitzelsberger, Schröder - Kufner (67. Dotzler) - Hoch, Wendl, Grauschopf, Tiefenbrunner - Jünger (89. Fischer), Müller (90.+1 Chrubasik).
Schiedsrichter: Andreas Hummel (TSV Betzigau). Zuschauende: 706. Tore: 0:1 Jim-Patrick Müller (20., Foulelfmeter). Gelb-Rot: Luca Trslic (Schweinfurt/67.).