Am Ende stand es zwischen dem bayerischen Regionalliga-Spitzenreiter Würzburger Kickers und Kickers Offenbach, dem Tabellenzehnten der Regionalliga Südwest, 2:2 unentschieden. Ein Resultat, das beide Kontrahenten nach einem durchaus intensiv, stellenweise auch ruppig geführten Spiel auf dem Kunstrasen in Gerbrunn, nicht unzufrieden stimmte. Doch was bleiben für Rothosen-Trainer Marco Wildersinn für Erkenntnisse aus der Partie, die aus Sicherheitsgründen ohne Zuschauer stattfand?
Die Begegnung war schließlich der erste echte Härtetest für die Kickers im neuen Jahr. Nach Siegen gegen Bayernligist TSV Abtswind (4:0) und im Trainingslager auf Mallorca gegen den spanischen Sechstligisten CF Calla Millor (3:0) ging es nun gegen die Hessen. Einen Rivale, der in der Liga bislang den eigenen Erwartungen zwar weit hinterherhinkt, der aber beispielsweise mit Ex-Zweiliga-Akteuren wie Dimitrij Nazarov (Aue) und Marcos Alvarez (Osnabrück) oder auch den Ex-Würzburgern Björn Jopek und Keanu Staude fast durchweg namhaft besetzt ist. So war Wildersinn am Ende denn auch nicht wirklich unzufrieden mit seinem Team, das nach dem Trainingslager auf Mallorca und drei Wochen Kunstrasentraining am Stück personell deutlich geschwächt ist.
Die Ausfallliste ist zu lang
Die Ausfallliste derzeit ist lang: Daniel Hägele (Muskeleinriss in der Fußsohle) muss noch etwas länger aussetzen. Mit Marius Wegmann (Rückenprobleme, die in den Oberschenkel ausstrahlen), Pascal Moll (Adduktorenbeschwerden), Benyas Junge-Abiol, der nach einem Sturz auf die Schulter eine Woche Zwangspause einlegen muss und Benjika Caciel, der aufgrund von Muskelbeschwerden vorsorglich geschont wurde, fielen fünf der insgesamt 20 Feldspieler im Kader aus. Luke Hemmerich hat sich in der ersten Halbzeit womöglich einen Finger gebrochen. "Wir müssen schauen, dass wir einige Angeschlagene zurückbekommen", nennt Wildersinn denn auch als einen seiner wichtigsten Wünsche für die kommenden Wochen.
Die Dreierkette der Kickers funktioniert
Umso besser, dass sich in der Heimat zeigt, wie die Arbeit während des Trainingslagers auf Mallorca Früchte trägt. So wirkte die auf der spanischen Urlaubsinsel intensiv geübte neue 3-4-3-Grundordnung, zumindest was die Defensive angeht, schon sehr eingespielt. "Die Organisation und die Kommunikation haben meistens gepasst", fand auch Wildersinn, dem es in diesem Winter wichtig war, sein Team vor neue Herausforderungen zu stellen oder, wie er im Trainersprech sagt, "Muster aufzubrechen". Manche Akteure können in leicht veränderten Rollen ihre Stärken womöglich besser einbringen, hofft Wildersinn. Was nicht heißen soll, dass die Vierkette bei den Kickers nun out ist. Es geht letztlich darum, variabler zu sein.
In der Offensive fehlt es an Präzision
Während die Kickers den Laden hinten weitgehend dicht hielten, sprangen trotz einiger guter Ansätze vor dem gegnerischen Kasten noch zu wenige klare Torchancen heraus. So manch ein Laufweg passt im neuen System auch noch nicht perfekt, einige Pässe gehen noch ins Leere. Am Offensivspiel, stellte auch Wildersinn fest, gelte es noch zu feilen. Insgesamt müsse man speziell nach Ballgewinnen noch ruhiger und präziser zu werden.
Standards sorgen für Gefahr
Ein weiterer Schwerpunkt der Trainingseinheiten auf Mallorca lag auf Standardsituationen. Und die waren auch gegen Offenbach durchaus gefährlich. So köpfte Neuzugang Lukas Gottwalt nach einer Ecke das zwischenzeitliche 2:1 für die Kickers. Es war nicht die einzige Standardsituation, die für Gefahr im Strafraum der Hessen sorgte.
Neuzugang Lukas Gottwalt überzeugt
Überhaupt war Gottwalt eine auffallende Erscheinung am Fastnachtsdienstag in Gerbrunn. "Man sieht, dass er ein paar Spiele in den Knochen hat. Er ist ruhig, robust und hat auch nach vorne eine Wucht", fasste Wildersinn seine Eindrücke vom Winterneuzugang zusammen, der nach den Verletzungen der Stamm-Innenverteidiger Wegmann und Hägele nun in allen drei bisherigen Testpartien des Winters über die volle Spielzeit auf dem Feld statt. Der zweite Winter-Neuzugang Johann Hipper saß diesmal auf der Bank. Stammkeeper Vincent Friedsam hütete das Tor. Am Samstag (14 Uhr) beim FC Augsburg II soll Hipper dann eine Bewährungschance erhalten.
Die Frühform bei den Kickers passt
Die Frühform bei den Kickers scheint zu passen. Auch wenn die Gegentore in ihrer Entstehung unnötig und das Ergebnis einiger Unzulänglichkeiten waren, stand die Abwehr weitgehend sicher. Konditionell wirkt das Team absolut auf der Höhe. Und auch als es gegen Offenbach zwischenzeitlich in den Zweikämpfen mal etwas rustikaler zuging, wussten sich die Kickers, die auch den 0:1-Pausenrückstand ohne Probleme wegsteckten, zu wehren.
Zweieinhalb Wochen vor dem ersten Ligaspiel 2024 am 2. März gegen Ansbach, liegt das Team, so der Eindruck, im Soll. Vor allem Freigeist Ivan Franjic wirkte nicht nur wegen seines Treffers spielfreudig und engagiert. Mit Fabian Wessig machte erneut ein Spieler, der zuletzt in der Liga meist in der zweiten Reihe stand, mit gelungenen Aktionen auf sich aufmerksam. Ihm war bereits beim Test in Calla Millor ein Doppelpack gelungen.
Fußball, Testspiel
Würzburger Kickers - Kickers Offenbach 2:2 (0:1)
Würzburg: Friedsam - Scholz, Gottwalt, Kurzweg - Hemmerich, Zaiser, Wessig, Karimani - Meisel, Franjic - Sané.
Tore: 0:1 Keanu Staude (45.+1), 1:1 Ivan Franjic (66.), 2:1 Lukas Gottwalt (78.), 2:2 Oliver Kovacic (81.).