Zweimal am Tag machen sich die Spieler der Würzburger Kickers zu Fuß auf den Weg von der Finca Sa Tanca zum Sportgelände des CD Cala d'Or. Eine kleine gelb-blau bestuhlte Tribüne gibt es dort und einen Kunstrasenplatz, der, so findet Rothosen-Sportdirektor Sebastian Neumann, durchaus gute Trainingsbedingungen bietet. Überhaupt heben die mallorquinische Sonne und die frühlingshafte Temperatur von rund 18 Grad – im Schatten wohlgemerkt – die Stimmung beim Fußball-Regionalligisten noch einmal deutlich.
Einziges Manko am Trainingsquartier bisher: Es finden sich kaum adäquate Sparringspartner. Der örtliche Trainingslager-Veranstalter suchte sogar per Instagram nach deutschen Teams, die auf der Ferieninsel weilen und womöglich gegen die Kickers ein Testspiel machen wollen. Eine Partie steht indes fest: Am Mittwoch geht es um 19.30 Uhr gegen CF Calla Millor.
Dann könnte auch Johann Hipper ein zweites Mal das Torwartdress der Kickers überstreifen. Der 25-Jährige ist einer von zwei Winter-Neuzugängen beim Regionalliga-Spitzenreiter. Nachdem Norman Quindt den Klub nach einem halben Jahr schon wieder verlassen hat, soll nun Hipper Stammkeeper Vincent Friedsam Konkurrenz machen. "Ich weiß natürlich, dass Vincent bisher eine tolle Saison spielt", sagt Hipper. Trotzdem hat auch er seine Ziele mit den Kickers: "Ich will einfach meinen Teil dazu beitragen, dass wir unser großes Ziel, den Aufstieg, erreichen. Dann profitieren alle."
Hinter Hipper liegt ein schwieriges halbes Jahr. Der einst bei 1860 München aktive Keeper hat in der bayerischen Regionalliga schon so einiges gesehen: bei Pipinsried, Rain/Lech und Türkgücü München stand er im Kasten. Allerdings warf ihn im Frühjahr 2023 ein Kreuzbandanriss zurück. "Meine Stärke ist, dass mich nichts so schnell umwirft", sagt er.
Das Chaos, das bei seinem Ex-Verein herrschte, war Hipper aber doch zu groß. Überhaupt habe Türkgücü München im Winter seinen Spielern geraten, sich nach neuen Vereinen umzuschauen. "Ich hatte ein sehr schönes erstes Jahr in einer tollen Mannschaft. Im Verein hatte man das Gefühl: Jetzt haben sie es kapiert und bauen nach und nach etwas Neues auf. Umso mehr hat es mich entsetzt, dass das alles über den Haufen geworfen wurde und da weitergemacht wurde, wo der Verein mit dem Drittliga-Abstieg aufgehört hat", sagt Hipper rückblickend.
Nun also der Neubeginn in Würzburg – einer Karrierestation bei der Hipper hofft, sich im Profifußball etablieren zu können. "Ich bin jetzt an einer guten Adresse", glaubt er und fühlt sich durch die Stimmung im Kickers-Team bestätigt: "Eine richtige Einheit. Hier wird in jedem Training gelacht."