Lukas Gottwalt sitzt im Garten vor der Finca, in der die Würzburger Kickers während des Trainingslagers auf Mallorca ihr Quartier bezogen haben. Er wirkt aufgeräumt, zufrieden damit, wie sich die Dinge in diesem Winter entwickelt haben. Nach einem halben Jahr ohne Klub weiß der 26-Jährige jetzt wieder, wo er hingehört.
Der Wechsel nach Würzburg zum Spitzenreiter der Fußball-Regionalliga Bayern war für den 26-jährigen Abwehrmann eine perfekte Fügung. Die Freundin lebte bereits vorher in Schweinfurt, zur Familie daheim in Frankfurt ist es auch nicht weit. Und das sportliche Ziel von Gottwalt passt ohnehin zu den Rothosen: "Ich will wieder zurück in die 3. Liga." Dorthin, wo er schon einmal angekommen war, beim 1. FC Kaiserslautern, bei dem er den Sprung vom U-21-Team in den Drittliga-Kader geschafft hatte.
Das besondere Flair in Kaiserslautern
"Das Flair in Kaiserslautern ist ganz besonders. Ich glaube, in dieser Stadt gibt es nur Fans und nichts anderes. So ein Flutlichtspiel am Betze ist schon richtig geil", erinnert sich Gottwalt an eine Zeit, die allerdings äußerst schmerzhaft zu Ende gegangen war. Ein Wadenbeinbruch mit gleichzeitigem Syndesmoserriss brachte seine Karriere ins Stocken. Ein Jahr lang konnte er nicht gegen den Ball treten, wurde dreimal operiert. Und als der Vertrag beim FCK dann auslief, musste er auch gehen.
Gottwalt zog es zunächst zurück zu seinem Jugendklub FSV Frankfurt, wo er zusammen mit Kickers-Mittelfeldmann Ivan Franjic in der Regionalliga kickte. Zuletzt folgte ein Türkei-Abenteuer.
Eine tolle Erfahrung in der Türkei
Gottwalts Mutter ist Türkin und stammt aus Izmir. Als mit Göztepe, der Klub aus ebenjener Stadt anklopfte, habe er nicht lange überlegen müssen. "Ich habe schon immer gesagt: Wenn ich einmal in der Türkei spiele, dann nur für diesen Verein." Tatsächlich sei die Saison in der zweiten türkischen Liga eine tolle Erfahrung gewesen: "Das ist ein Traditionsverein mit Top-Bedingungen, besser als ich sie auch aus Kaiserslautern kannte. Ich bereue diese Zeit überhaupt nicht."
Als der Klub dann aber im Sommer "einen Innenverteidiger nach dem anderen verpflichtete", habe er von sich aus um Vertragsauflösung geben. "Es hätte keinen Sinn gemacht, ohne Einsatzchance in einem fremden Land zu sitzen." Seither hat sich Gottwalt selbst fit gehalten, keine leichte Übung. "Das zehrt an den Nerven. Dafür braucht man einen guten Kopf."
Und die Kickers brauchen Gottwalt. Gut möglich, dass der 1,93 Meter große Innenverteidiger mit seiner Erfahrung schneller als gedacht eine wichtige Rolle bei den Kickers spielt. Eigentlich schienen die Plätze in der Abwehrzentrale ja fest vergeben. Die Innenverteidigung der Würzburger stand. Nur 14 Gegentore in 21 Partien sind der Beweis.
Doch derzeit sind mit Daniel Hägele und Marius Wegmann beide Stammkräfte auf dieser Position angeschlagen. Hägele hat die Reise nach Mallorca wegen eines Muskeleinrisses in der Fußsohle gar nicht erst mitgemacht, und Wegmann zwickt noch immer der Oberschenkel. Er fehlt beim Mannschaftstraining. "Wir können nicht genau lokalisieren, wo die Probleme herkommen", sagt Trainer Marco Wildersinn.
Gottwalt jedenfalls glaubt trotz der langen Spielpause fit zu sein, um im Fall der Fälle einspringen zu können. "Wenn ich gebraucht werde, bin ich beim ersten Pflichtspiel voll da." Tatsächlich wirkt der Neue bei den Einheiten auf dem Kunstrasen von Cala d'Or nicht wie ein Fremdkörper. "Früher wurde ich mal als Zweikampfmonster beschrieben", sagt Gottwalt über seinen Spielstil: "Inzwischen habe ich mich auch fußballerisch weiterentwickelt."