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Basketball: Bundesliga
Wie es bei den Würzburger Baskets weitergeht
Weniger Etat - und noch keine Mannschaft: Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg kämpft ums Überleben. Der Versuch, ein Stimmungsbild zu malen - und die Zukunft zu skizzieren.
Denis Wucherer hat zu überlegen, welche Mannschaft er zusammenstellt.
Foto: Heiko Becker | Denis Wucherer hat zu überlegen, welche Mannschaft er zusammenstellt.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 10.02.2024 02:58 Uhr

Das Bild von der Suche nach ein paar Nadeln im Heuhaufen bemüht Denis Wucherer derzeit gerne. Sehr gerne. Fast schon mantragleich wiederholt er es, wenn man in den vergangenen Wochen sich ein wenig ausgetauscht hat mit dem Cheftrainer über die Zukunft von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg. Auch an diesem frühen Vormittag im schicken Trainingszentrum im Stadtteil Zellerau, wohin - dank Corona und daraus folgender Kurzarbeit im gesamten Klub - inzwischen auch die Geschäftsstelle umgezogen ist, fällt der Nadel-Heuhaufen-Vergleich nicht nur einmal im Gespräch, an dem auch Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler teilnimmt. Wucherers Nadeln sind noch ein paar Spieler im - dank Corona - noch unkalkulierbarer gewordenen weltweiten Dschungel Profibasketball. Bezahlbare Spieler! Akteure, die am Besten fast nix kosten. Dafür umso mehr helfen. Weil der Spieler-Etat - dank Corona - mindestens halbiert worden ist. Wucherer hätte auch das Bild der eierlegenden Wollmilchsau bemühen können, die er sucht.

Mitglied von Wucherers neuer Guard-Boygroup: Joshua Obiesie (rechts) im Duell mit dem auch einst in Würzburger Diensten stehenden Kameron Taylor, der nun Bamberg auch wieder verlassen muss.
Foto: Heiko Becker | Mitglied von Wucherers neuer Guard-Boygroup: Joshua Obiesie (rechts) im Duell mit dem auch einst in Würzburger Diensten stehenden Kameron Taylor, der nun Bamberg auch wieder verlassen muss.

Maximal fünf Stellen hat er gerade noch zu vergeben, und weil die Baskets, nach allem, was man hört, vermutlich den bereits Bundesliga-erfahrenen Julian Albus, Kapitän der inzwischen abgemeldeten ProB-Mannschaft, endgültig in den Kader aufnehmen, ist aktuell noch eine deutsche Position frei. Felix Hoffmann, Joshua Obiesie und Nils Haßfurther haben noch Vertrag. Center Jonas Weitzel, der in der abgebrochenen Saison schon mal ein bisschen Bundesliga-Luft schnuppern durfte, haben sie aus der Zweiten  hochgezogen - wie den Amerikaner Cameron Hunt. US-Flügelspieler Brekkott Chapman - ein großer Hoffnungsträger in Wucherers System - konnten die Baskets überreden, auch für wesentlich weniger Geld noch eine Saison in Würzburg dranzuhängen, und dabei hat ihnen natürlich auch in die Karten gespielt, dass der 24-Jährige wegen einer üblen Knieverletzung letztlich nur vier Spiele machen konnte.

Also: Unterm Strich fehlen noch drei Importspieler und ein deutscher. Dank der ersten Neuverpflichtung Tayler Persons hat Wucherer eine Guard-, also Spielmacher-Combo beisammen. Eine junge und hungrige, wie er meint. Persons ist mit 24 Jahren der Oldie dabei. Obiesie (20), Haßfurther (21), Hunt (22) - man könnte auch auf die Idee einer Boygroup kommen. In der Musik wurden diese Gruppen ja auch gecastet - und hatten oft Erfolg. Und wer weiß? Die Positionen passen: Vielleicht haben die Baskets ja bald ihre ganz eigenen Backstreet Boys.

Florian Koch würde gerne in Würzburg bleiben . . .
Foto: Heiko Becker | Florian Koch würde gerne in Würzburg bleiben . . .

Ach ja, was ist eigentlich mit Florian Koch und Johannes Richter? Nach allem, was man so hört, können sich die Baskets Center Richter vermutlich einfach nicht mehr leisten. Deutscher Big Man. Die gibt's nicht wie Sand am Meer - und sind deshalb im Verhältnis auch etwas teurer. Und irgendwann hat die Liebe oder zumindest die Verbundenheit und der Wohlfühlfaktor in einer Stadt für einen Profisportler verständlicherweise auch seine Grenzen. Richter, der daran arbeitet Doktor zu werden, würde gerne verlängern.

Und Koch? Der hat sich, nachdem er vor zwei Jahren nach Würzburg kam, über den Dächern der Domstadt ein kleines Refugium geschaffen, in dem er nebenbei Hühner züchtet. Der 28-jährige Bonner Jung hat sich - neben dem jungen Papa Hoffmann - inzwischen auch zu einem Liebling des Anhangs entwickelt. Wucherer würde ihn sehr gerne noch ein wenig weiter entwickeln. Telefoniert man dieser Tage mit Koch, ist es fast schon greifbar, wie ungern er bei einem neuen Brötchengeber anheuern würde. Wie so oft im Leben: eine Frage des Preises - und der Flexibilität zweier Vertragspartner.

Das liebe Geld, also. Wegen der Folgen der Coronavirus-Pandemie hat die Liga entschieden, den zuletzt erforderlichen Mindestetat von drei Millionen Euro für die am zweiten November-Wochenende beginnende neue Spielzeit auszusetzen. Die Klubs müssen lediglich einen symbolischen Euro Eigenkapital haben und mussten einen mindestens ausgeglichenen Finanzplan einreichen. Die Lizenz haben alle 18 Klubs erhalten (teils mit Auflagen, die letztsaisonalen 17 plus Chemnitz, die aufstiegsberechtigten Bremerhavener haben finanzbedingt zurückgezogen).

Die Unterstützung der Anhänger und Sponsoren ist da.
Foto: Silvia Gralla | Die Unterstützung der Anhänger und Sponsoren ist da.

Die Baskets haben zuletzt regelmäßig verkündet, welche großen Sponsoren (neben vielen kleineren) bei der Stange bleiben (unter anderem Spindler, Va-Q-Tec, Knauf, Papst Transport). Sie alle verzichten auf Regressforderungen wegen der ausgefallenen Spiele, haben ihr Engagement verlängert, mancher sogar erhöht - Corona zum Trotz. Das schürt nach dem ersten Schock in der Krise derzeit auch ein wenig Aufbruchstimmung im Klub. Nach Informationen dieser Redaktion ist bisher nur ein großer Unterstützer abgesprungen: Die BVUK.Gruppe, zuletzt Mit-Haupt- und Brusttrikot-Sponsor, hat den ausgelaufenen Vertrag nicht verlängert. BVUK.-Chef Michel Reizel erhöht dafür sein Engagement beim Wieder-Fußball-Zweitligisten Würzburger Kickers, wo er ebenfalls auf der Brust wirbt - die ist in der zweiten Liga natürlich teurer als in der dritten.

Der den Basketballern den Namen spendende Hauptsponsor wirft gerade Hunderte von Menschen raus. Wenn es um solche Schicksale geht, wird es kompliziert zu begründen, weshalb Profisport aus Reklamegründen wie bisher gefördert werden sollte. Nach Informationen dieser Redaktion drittelt s.Oliver sein Engagement auf eine sehr ordentliche sechsstellige Summe.

Wann werden wieder Menschen so eng beisammen ein Basketball-Spiel sehen?
Foto: Heiko Becker | Wann werden wieder Menschen so eng beisammen ein Basketball-Spiel sehen?

Wucherers Suche nach den eierlegenden Wollmilchsäuen im Heuhaufen hat indes nicht nur mit Geld, sondern auch mit ihm und dem Klub zu tun: Neuzugang Persons etwa hatte finanziell bessere Angebote aus anderen Ligen. In Deutschland kann er davon ausgehen, den vereinbarten Lohn auch tatsächlich zu erhalten. Sein Trainer beweist permanent, Spieler entwickeln zu können. Die Liste derer, die dann woanders gutes Geld verdient haben, ist ellenlang. Und ein Trainigszentrum wie in Würzburg gibt's in Basketball-Deutschland auch nicht allzu viele. 

Wucherer und der Klub kämpfen gerade darum, einen konkurrenzfähigen Kader, also einen, der um den Verbleib in der Liga kämpfen wird, zusammenzustellen. Baskets-Geschäftsführer Liebler blickt optimistisch in die Zukunft und meint, es habe keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken. Der Klub müsse sich halt nun sportlich auch ein bisschen neu erfinden und will Vollgas geben.

Könnte spannend werden zu beobachten, was die Baskets im Heuhaufen noch finden - und was Wucherer mit seinen Nadeln dann daraus strickt.

 
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  • J. Z.
    Das sieht nach Abstiegskampf aus. Und dabei wollte man in Kürze doch mit Basketball eine neue 6000 Zuschauer Halle füllen. Was wird nun mit der neuen Halle für Würzburg? Da liest man seit Monaten nichts mehr. Corona macht die großen Pläne der Würzburger Basketballer kaputt. Das ist nicht schön für eine Stadt mit so viel Basketball-Geschichte.
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