Seit neuestem Haupt- und Trikotsponsor von Fußball-Drittligist FC Würzburger Kickers, einer der größten Sponsoren bei Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg, Präsident und Förderer des Tennisclubs Weiß-Blau Würzburg: Michael Reizel (54), Chef der BVUK. Gruppe, gönnt den Sportvereinen in der Domstadt was. Reizel, der neben s.Oliver-Chef Bernd Freier auch einer der beiden Kuratoren der Zukunftsstiftung Würzburg ist, die sich zur Aufgabe gemacht hat, eine neue Multifunktionsarena zu bauen, unterstützt mit seinem Unternehmen des weiteren Fußball-Zweitligist SpVgg Greuther Fürth und Regionalligist FC Schweinfurt 05. Ein Gespräch über seine Motive, dem Sport Geld zur Verfügung zu stellen, und über die geplante Halle in Würzburg.
Frage: Wie kommt man auf die Idee, dem Sport Geld zur Verfügung zu stellen?
Michael Reizel (lacht): Weil er?s braucht. Im Ernst: Sowohl Breiten- als auch Spitzensport sind auf die Unterstützung aus der Wirtschaft angewiesen.
Was nicht viele wissen: Schon bevor sie ins Sportsponsoring eingestiegen sind, haben Sie verschiedenen sozialen Projekten geholfen . . .
Reizel: Ja, das machen wir natürlich immer noch. Das Goldene Kinderdorf in Würzburg zum Beispiel unterstützen wir seit Jahren. Das ist eine Einrichtung der Caritas für Kinder, die eine sehr schwierige Kindheit haben. Kinder, die aus ihren Familien herausgenommen wurden, weil sie misshandelt wurden. Eine tolle Einrichtung. Als erfolgreiches Unternehmen und als erfolgreicher Unternehmer, wenn es einem also gut geht, sollte man auch wieder etwas zurückgeben. Das tut man zwar indirekt durch seine Steuern, aber da kann man sich ja nicht auswählen, wohin das Geld geht. Gezielte Projekte kann man sich aussuchen. Das Mozartfest unterstützen wir übrigens auch.
Was war der Auslöser, beim Sport einzusteigen?
Reizel: Angefangen hat das bei Weiß-Blau. Da gab es vor etlichen Jahren Schwierigkeiten, und ich wurde angesprochen, ob ich vielleicht helfen könnte. Da ich nicht unbedingt ein Mann der zweiten Reihe bin, habe ich gesagt: Wenn, dann mach' ich?s richtig. Ich glaube, dass wir in den letzten Jahren gemeinsam im Verein einiges richtig gemacht haben. Inzwischen spielen wir zweite Bundesliga. Sehr hochklassiges Tennis.
Rechnet sich das Sponsoring denn auch für Ihre Firma, oder ist es eher eine Art soziales Engagement, dass Sie sagen, Sie wollen etwas für den Standort, für die Region tun?
Reizel: Es gibt für uns zwei Motive: zum einen die Verbundenheit zur Region. Zur Heimat. Was nützt es uns, wenn wir im fernen Rostock einen Verein unterstützen? Mag sein, dass sie dort oben auch erfolgreich Sport machen, aber es bringt uns als Unternehmen ja nichts. Unsere Firma hat ihren Hauptsitz in Würzburg, eine große Niederlassung in Nürnberg und kleinere Einheiten in Berlin, Hamburg, Dresden, Baden-Baden. Aber hier schlägt das Herz. Was es uns bringt? Wir machen natürlich kein Business-to-Business-Geschäft. Ich kann nicht nachschauen, wenn das Kickers-Trikot mit dem BVUK.-Logo auf der Brust heute in der Main-Post zu sehen ist, ob sich das in den Verkaufszahlen niederschlägt. Das ist Imagewerbung. Es geht eher darum, unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen, und es geht darum, den Sport in der Region zu stärken.
Also die Angestellten der Kickers müssen nun nicht bei Ihnen die Altersversorgung abschließen?
Reizel: Nein, müssen sie natürlich nicht.
Aber schön wäre es?
Reizel: Unsere Motivation, uns bei den Kickers zu engagieren, ist jetzt nicht, zehn Mitarbeitern die Altersversorgung zu steuern. Das ist nicht unsere Zielgruppe. Wir sind da doch etwas größer aufgestellt (er schmunzelt).
Wer zählt denn zu Ihren Kunden?
Reizel: Wir betreuen die Charité in Berlin mit 14 000 Mitarbeitern, wir kümmern uns um die gesamte OBI-Gruppe. Zu unseren Mandanten zählen ferner die Müllermilch-Gruppe, Arcelor, der Südwestrundfunk und natürlich vor Ort die s.Oliver-Group, um nur einige zu nennen. Also größere Unternehmen mit 1000 bis zu 50 000 Beschäftigten, in dieser Klientel bewegen wir uns.
Da kommt?s nicht mehr wirklich auf die Geschäftsstelle eines Fußballklubs an . . . Grundlage ihres Engagements ist der Erfolg Ihrer Firma, der seit 18 Jahren stetig bergauf geht. Haben Sie das damals so erwartet?
Reizel: Natürlich hatte ich eine Vision, aber man ist ja von gewissen Faktoren abhängig. Wir sind von der Gesetzgebung abhängig. Ich habe 2000 begonnen, mit sechs Mitarbeitern. Wir haben einen Gesetzesentwurf gesehen und erkannt, welches Potenzial darin steckt. Betriebliche Altersversorgung an sich gibt es seit über 100 Jahren. Was es aber nicht gab, war, dass der Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch darauf hat. Sprich: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, vom Bruttogehalt einen gewissen Betrag, den der Arbeitnehmer bestimmt, in eine betriebliche Altersversorgung einzuzahlen, wenn der Arbeitnehmer das möchte. Das hat den Vorteil für den Arbeitnehmer, dass er auf diesen Betrag keine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge entrichtet. Und die Ersparnisse, die auch der Arbeitgeber bei diesem Modell hat, zahlen viele Unternehmen dem Arbeitnehmer drauf – somit ist es für beide eine wirkliche Win-Win-Situation. Ich war der Erste in Deutschland, der zu diesem Gesetzesentwurf bundesweit referiert hat bei den Industrie- und Handelskammern. Dieses Gesetz ist dann 2002 in Kraft getreten. Das heißt, wir waren unserer Zeit lange voraus. Die Basis für unseren Erfolg war, dass wir weit vorausgeschaut haben und die Chance sowohl für die Unternehmen als auch die Beschäftigten gesehen haben. Wenn es so weitergeht, werden wir dieses Jahr wahrscheinlich als eines der erfolgreichsten Geschäftsjahre abschließen. Und das bei einem Markt, der seit 2007 eigentlich als gesättigt gilt.
Wenn Sie in der „Sportschau“ eine Würzburger Mannschaft sehen, die Ihr Firmenlogo auf der Brust trägt, dann ist es Ihnen doch auch wichtig, dass Würzburg mit BVUK. in Verbindung gebracht wird . . .
Reizel: Man muss natürlich differenzieren. Zum einen ist da der Breitensport, den fördern wir vor allem bei Weiß-Blau. Da ist für mich vor allem auch das Motiv, Generationen zusammenzuführen. Wir leben in einer Welt, in der Menschen teilweise vereinsamen. In der sich die Jugend übers Internet kennenlernt. Ich glaube, dass man über den Sport Menschen zusammenführen kann. Wir hatten neulich Sommerfest bei Weiß-Blau, da waren vier Generationen versammelt. Es ist sehr schön, wenn du siehst, dass das funktioniert.
Im Spitzensport fördern Sie neben den Kickers vor allem die Würzburger Basketballer. Die hatten das Ziel, sich bald in der nationalen Spitze zu etablieren, sind zuletzt aber nicht einmal in die Play-offs gekommen. Weil das Geld offenbar nicht gereicht hat . . .
Reizel: Das stimmt nicht. Das Geld war da. Das Budget vergangene Saison war so hoch wie noch nie. Aber die Leistung hat leider nicht gestimmt. Sei es seitens des Managements und des Trainers oder der Mannschaft. Das Ergebnis Platz neun war eine herbe Enttäuschung. Das Ziel war ein ganz anderes. Aber es bringt jetzt nichts, im Zorn zurückzublicken. Es ist vergossene Milch. Das Thema ist neu aufgesetzt. Wir haben mit Denis Wucherer einen neuen Trainer, und wir haben eine neue Mannschaft.
Mal wieder! Ein ständiges Bäumchen-wechsel-dich-Spiel, sowohl bei den Baskets als auch bei den Kickers. Kontinuität und Identifikation sehen anders aus. Ihr Geschäft ist Nachhaltigkeit . . .
Reizel: Sie haben Recht, unsere Firmenphilosophie setzt auf Langfristigkeit. Unser Geschäft ist auf Beständigkeit aufgebaut, auf Kontinuität, auf Seriosität. Ich denke, dass es gerade im Mannschaftssport ein wesentlicher Punkt ist, dass man eine Philosophie vorgibt. Das machen ja die großen Klubs auch: Da ist es zunächst völlig egal, wer die handelnden Personen sind. Die Philosophie wird vom Verein vorgegeben. Wer ist der Verein? Natürlich die Spitze. Die gibt die Philosophie vor, und dann hat man operativ handelnde und verantwortliche Personen, die das umsetzen müssen. Dann ist eine gewisse Kontinuität drin.
Diese Kontinuität ist in Würzburg weder auf dem Rasen noch auf dem Parkett gegeben.
Reizel: Das ist – leider – der Markt. Das ist wie in anderen Branchen. Im Sport ist der Erfolgsdruck auch da. Von wegen: Wir geben dem Trainer Zeit. Das ist eine Phrase. Niemand hat Zeit, seinen Erfolg langfristig zu planen, wenn er anderer Leute Geld verbraucht.
Wer zahlt, schafft an. Nehmen Sie in der täglichen, operativen Arbeit auch Einfluss, wenn Sie einem Verein Geld geben?
Reizel: Nein. Das ist nicht unsere Intention.
Wenn ich einem Verein Geld geben würde, würde mich schon interessieren, was der damit anstellt.
Reizel: Natürlich interessiert es uns, was in den von uns unterstützten Vereinen sportlich passiert. Aber wir nehmen keinerlei Einfluss auf sportliche Entscheidungen. Das ist Aufgabe der sportlichen Leitung. Neulich war ich bei einem Zweitligaspiel von Weiß-Blau nach den Einzeln in der Kabine. Da geht es ja immer drum: Wie stellen wir die Doppel auf? Da war man sich nicht einig. Dann haben sie mich gefragt: „Präsi, was machen wir?“ Da habe ich gesagt: „Jungs, Ihr braucht mich nicht fragen.“ Ich gebe zwar das Geld, aber zu den sportlichen Themen keine Aussagen. Aber natürlich haben Sie Recht: Es ist eine Blindbox, wenn man irgendwo Geld hineingibt und es andere verwalten lässt.
Sie sind noch anderweitig als Sportunterstützer aktiv . . .
Reizel: Nebenbei bin ich noch Kurator der Deutschen Sporthilfe, eine Institution, die den gesamten Sport in Deutschland unterstützt. Zudem unterstützen wir Ruwen Straub, Schwimmer vom SV 05 Würzburg, er ist bei uns angestellt. Ihn unterstützen wir, indem wir ihm Freiraum geben für Trainingslager, dass er keinen Urlaub nehmen muss, wenn er zu Wettkämpfen fährt. Und warum tun wir das? Weil ich glaube, dass man aus dem Sport junge Menschen durchaus auch als Mitarbeiter gewinnen kann. Sportler sind Topleute für Wirtschaftsunternehmen.
Was zeichnet einen Sportler besonders aus?
Reizel: Ein erfolgreicher Sportler kann mit Niederlagen umgehen. Der muss einmal mehr aufstehen, als er hingefallen ist. Der muss kämpfen. Der muss sich quälen.
Apropos Kurator. Das sind Sie auch bei der Zukunftsstiftung, die mithelfen will, den Würzburgern eine Arena zu bescheren. Der andere ist s.Oliver-Chef Bernd Freier. Was treibt Sie und Freier denn an, einen zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung zu stellen?
Reizel: Ich möchte da erst mal etwas klarstellen: In der Außendarstellung kommt es manchmal so rüber, als ob das eine Zwei-Mann-Show ist. Als ob wir sagen würden: Okay, wir bauen uns jetzt mal 'ne Halle. Aus Spaß. Damit wir Sport und Musik etwas schöner erleben. Und einen Parkplatz vor der Tür haben! Das ist Nonsens. Wir haben das Thema Halle vor zwei, drei Jahren aufgegriffen und gesagt: Lass uns das doch mal anschieben. Weil: Wenn wir es nicht tun, dann passiert es nicht. Seit 30 Jahren redet man in der Stadt über das Thema. Viele haben sich schon daran versucht. Aber viele haben das immer unter dem Aspekt des wirtschaftlichen Profits gesehen. Und da ist der Gedanke gekommen: Lass es uns im Rahmen einer Stiftung aufbauen. Bernd Freier und ich sehen uns als Anstifter. Der Stein ist jetzt ins Rollen gekommen. Aber wir können und wollen das nicht alleine machen. Wir brauchen auch weitere Stifter und Unternehmer, die sich beteiligen.
Jetzt hat die Stadt erst einmal durch die Auslegung des Bebauungsplans den Weg bereitet, um Baurecht schaffen zu können. Es sind aber schon noch einige Hausaufgaben zu machen. Ich glaube, dass die Stadt Würzburg über eine Arena, die dann einige Jahre lang die modernste Halle Deutschlands sein wird, erheblich an Außenwirkung und Attraktivität hinzugewinnen würde. Und daran partizipieren natürlich auch alle Unternehmer hier. Und die möchte ich gerne auffordern, aktiv dabei zu sein und nicht mit dem Fernglas zu gucken: Was machen die da?
Wäre es für Sie eine persönliche Niederlage, wenn das Hallen-Projekt noch scheitern würde?
Reizel: Nein. Überhaupt nicht! Ich habe gesagt: Wir schieben es an. Das haben wir getan! Wenn es nicht angenommen wird und wenn die Leute nicht mitziehen, dann wird?s nichts. Wenn die Halle nicht kommt, dann kommt sie nicht. Ich sage nur: Es wäre eine verpasste Chance – für die Stadt und die Region.