zurück
Basketball: Bundesliga
Corona-Krise: Die Baskets kämpfen weiter um ihre Existenz
Dass s.Oliver Würzburg sein Farmteam aus der ProB abgemeldet hat, zeigt den Ernst der Lage. Ein Interview mit Geschäftsführer Steffen Liebler über Ängste und Chancen.
Der Blick in die Zukunft ist momentan kein erfreulicher: s.oliver-Würzburg-Geschäftsführer Steffen Liebler weiß noch nicht, ob und wenn ja wie es kommende Saison mit seinen Bundesliga-Basketballern weitergehen wird.
Foto: Heiko Becker | Der Blick in die Zukunft ist momentan kein erfreulicher: s.oliver-Würzburg-Geschäftsführer Steffen Liebler weiß noch nicht, ob und wenn ja wie es kommende Saison mit seinen Bundesliga-Basketballern weitergehen wird.
Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Die Folgen der Corona-Krise bekommt Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg nach wie vor deutlich zu spüren. Steffen Liebler betont: "Wir kämpfen weiter um unsere Existenz". Im Interview erklärt der Baskets-Geschäftsführer, wie die Nachwuchsarbeit des Klubs nach dem ProB-Rückzug des Farmteams neu ausgerichtet werden soll, wie der aktuelle Stand beim Basketball-Erstligisten ist und warum der 36-Jährige die Nicht-Teilnahme am Bundesliga-Finalturnier ab kommenden Wochenende in München nach wie vor für richtig hält.

Frage: Letzte Woche hat s.Oliver Würzburg bekanntgegeben, dass das Baskets-Farmteam nach sechs Jahren aus der drittklassigen ProB abgemeldet wird und künftig in der Regionalliga Südost an den Start gehen wird. Eine unabwendbare Entscheidung?

Steffen Liebler: Ja, leider. Es war ein Entschluss aus rein finanziellen Überlegungen, der mit einer erheblichen Kostenreduktion verbunden ist. Unser ProB-Farmteam war ein Kostenfaktor, der für uns relevant war. Wir reden da von einem niedrigen bis mittleren sechsstelligen Betrag.

Und mit Eric Detlev verlässt auch der ProB-Headcoach nach zwei Jahren den Klub…

Liebler: Auch das bedauern wir sehr. Eric ist ein Top-Trainer, der unser Nachwuchsprogramm sportlich extrem weitergebracht und dieses Jahr eine Riesensaison mit dem ProB-Team gespielt hat. Aber es war sein eigener Wunsch, sich aus privaten Gründen beruflich zu verändern. Wir werden uns im Nachwuchsbereich deshalb neu aufstellen.

Mit dieser Mannschaft ist Trainer Eric Detlev (rechts) im Herbst 2019 in die Saison gestartet: (von links) Co-Trainer Enrico Kufuor, Kapitän Julian Albus, Adrian Worthy, Joshua Obiesie, Julius Böhmer, Rytis Pipiras, Dominik Jaschewski, Jonas Weitzel, Lucas Roth, Fynn Fischer, Philipp Hadenfeldt, Nils Leonhardt, Nils Haßfurther, Tim Eisenberger, Lennart Stechmann und Obed Francisco.
Foto: Viktor Meshko, s.Oliver Würzburg | Mit dieser Mannschaft ist Trainer Eric Detlev (rechts) im Herbst 2019 in die Saison gestartet: (von links) Co-Trainer Enrico Kufuor, Kapitän Julian Albus, Adrian Worthy, Joshua Obiesie, Julius Böhmer, Rytis Pipiras, ...
Ist die ambitionierte Nachwuchsarbeit bei s.Oliver Würzburg damit ad acta gelegt?

Liebler: Nein, ganz im Gegenteil. Die Entscheidung war aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten notwendig. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Jugendförderung vernachlässigen. Wir werden unsere Kapazitäten bündeln und uns auf die Mannschaften in der Nachwuchs- und Jugend Basketball Bundesliga NBBL und JBBL konzentrieren. Ziel ist es, vor allem die individuelle Talentförderung zu stärken und gerade den jungen Spielern aus der NBBL schon verantwortliche Minuten im Erwachsenenbereich zu geben, damit sie frühzeitig die Härte und Physis kennenlernen, mit der dort gespielt wird. Das können sie in der Regionalliga vielleicht sogar besser als in der ProB. Sportlich ist der Unterschied zwischen den beiden Spielklassen sowieso nicht allzu groß. Außerdem werden wir die NBBL-Spieler ins Bundesliga-Training integrieren, damit sie auch auf diesem Niveau Erfahrungen sammeln können.

Heißt im Klartext mit Blick auf das Farmteam, dass sich im Endeffekt wenig ändert, nur dass es künftig ohne Importspieler auskommen muss?

Liebler: So lässt sich unser verändertes Konzept zusammenfassen, ja.

Der Rückzug der ProB-Mannschaft ist sicher im Gesamtzusammenhang mit den Folgen der Corona-Krise zu sehen. Wie ist die aktuelle Situation bei s.Oliver Würzburg?  Geht der Blick schon in Richtung neue Saison oder geht es weiter vorrangig ums finanzielle Überleben?

Liebler: Nur darum geht es. Wir kämpfen weiter um unsere Existenz. Die Gespräche mit unseren mehr als 300 Partnern und Sponsoren laufen gut und vielversprechend, wir erfahren viel positive Resonanz und Unterstützung. Wir wissen aber nach wie vor nicht, wann und wie die Basketball-Bundesliga in der kommenden Saison fortgeführt werden wird. Solange müssen wir weiter schauen, dass wir Einsparungen vornehmen. So sind wir beispielsweise mit der Geschäftsstelle und den aktuell verbliebenen Mitarbeitern in unser Trainingszentrum umgezogen, um die Ausgaben zu senken.

Wann ist mit einer Entscheidung über den Start der Bundesliga-Saison 2020/21 zu rechnen?

Liebler: Die nächste Video-Konferenz der Liga mit allen Klub-Verantwortlichen ist am 10. Juni geplant. Ich bin mit vier Geschäftsführern im ständigen Austausch, um mir ein Meinungsbild einzuholen. Wir haben aktuell mit Felix Hoffmann, Joshua Obiesie, Nils Haßfurther und Cameron Hunt vier Spieler unter Vertrag. Junior Etou und Cameron Wells sind immer noch in Würzburg. Aber solange wir nicht wissen, unter welchen Rahmenbedingungen es weitergeht und welches Budget wir letztlich zur Verfügung haben werden, können wir nicht in die Kader-Planungen für die kommende Saison einsteigen.

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert
Am Wochenende startet das Bundesliga-Finalturnier in München – ohne s.Oliver Würzburg, das sich wie sechs andere Teams gegen eine Teilnahme ausgesprochen hat. Bereuen Sie rückblickend, nicht doch gemeldet zu haben?

Liebler: Nein, für uns war und ist die Entscheidung von Ende April immer noch die richtige. Ich finde es gut, dass sich zehn Klubs dafür entschieden haben, die laufende Saison auf diese Weise zu Ende zu spielen. Das hilft uns allen mit Blick auf mögliche Rückforderungen der Großsponsoren der Liga. Aber für uns hätte eine Teilnahme die finanzielle Lage weiter verschärft. Natürlich will man als Sportler immer spielen, aber es waren einfach zu viele Fragen offen und aus wirtschaftlicher Sicht war es die einzig sinnvolle Entscheidung.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Stefan Mantel
Basketball-Bundesliga
Beruf und Karriere
Bundesligasaison
Jugendförderung
Kosteneinsparungen
Kostenfaktoren
Mitarbeiter und Personal
S.Oliver
Sponsoren
Würzburg Baskets
s.Oliver Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top