Die Folgen der Corona-Krise bekommt Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg nach wie vor deutlich zu spüren. Steffen Liebler betont: "Wir kämpfen weiter um unsere Existenz". Im Interview erklärt der Baskets-Geschäftsführer, wie die Nachwuchsarbeit des Klubs nach dem ProB-Rückzug des Farmteams neu ausgerichtet werden soll, wie der aktuelle Stand beim Basketball-Erstligisten ist und warum der 36-Jährige die Nicht-Teilnahme am Bundesliga-Finalturnier ab kommenden Wochenende in München nach wie vor für richtig hält.
Steffen Liebler: Ja, leider. Es war ein Entschluss aus rein finanziellen Überlegungen, der mit einer erheblichen Kostenreduktion verbunden ist. Unser ProB-Farmteam war ein Kostenfaktor, der für uns relevant war. Wir reden da von einem niedrigen bis mittleren sechsstelligen Betrag.
Liebler: Auch das bedauern wir sehr. Eric ist ein Top-Trainer, der unser Nachwuchsprogramm sportlich extrem weitergebracht und dieses Jahr eine Riesensaison mit dem ProB-Team gespielt hat. Aber es war sein eigener Wunsch, sich aus privaten Gründen beruflich zu verändern. Wir werden uns im Nachwuchsbereich deshalb neu aufstellen.
Liebler: Nein, ganz im Gegenteil. Die Entscheidung war aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten notwendig. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Jugendförderung vernachlässigen. Wir werden unsere Kapazitäten bündeln und uns auf die Mannschaften in der Nachwuchs- und Jugend Basketball Bundesliga NBBL und JBBL konzentrieren. Ziel ist es, vor allem die individuelle Talentförderung zu stärken und gerade den jungen Spielern aus der NBBL schon verantwortliche Minuten im Erwachsenenbereich zu geben, damit sie frühzeitig die Härte und Physis kennenlernen, mit der dort gespielt wird. Das können sie in der Regionalliga vielleicht sogar besser als in der ProB. Sportlich ist der Unterschied zwischen den beiden Spielklassen sowieso nicht allzu groß. Außerdem werden wir die NBBL-Spieler ins Bundesliga-Training integrieren, damit sie auch auf diesem Niveau Erfahrungen sammeln können.
Liebler: So lässt sich unser verändertes Konzept zusammenfassen, ja.
Liebler: Nur darum geht es. Wir kämpfen weiter um unsere Existenz. Die Gespräche mit unseren mehr als 300 Partnern und Sponsoren laufen gut und vielversprechend, wir erfahren viel positive Resonanz und Unterstützung. Wir wissen aber nach wie vor nicht, wann und wie die Basketball-Bundesliga in der kommenden Saison fortgeführt werden wird. Solange müssen wir weiter schauen, dass wir Einsparungen vornehmen. So sind wir beispielsweise mit der Geschäftsstelle und den aktuell verbliebenen Mitarbeitern in unser Trainingszentrum umgezogen, um die Ausgaben zu senken.
Liebler: Die nächste Video-Konferenz der Liga mit allen Klub-Verantwortlichen ist am 10. Juni geplant. Ich bin mit vier Geschäftsführern im ständigen Austausch, um mir ein Meinungsbild einzuholen. Wir haben aktuell mit Felix Hoffmann, Joshua Obiesie, Nils Haßfurther und Cameron Hunt vier Spieler unter Vertrag. Junior Etou und Cameron Wells sind immer noch in Würzburg. Aber solange wir nicht wissen, unter welchen Rahmenbedingungen es weitergeht und welches Budget wir letztlich zur Verfügung haben werden, können wir nicht in die Kader-Planungen für die kommende Saison einsteigen.
Liebler: Nein, für uns war und ist die Entscheidung von Ende April immer noch die richtige. Ich finde es gut, dass sich zehn Klubs dafür entschieden haben, die laufende Saison auf diese Weise zu Ende zu spielen. Das hilft uns allen mit Blick auf mögliche Rückforderungen der Großsponsoren der Liga. Aber für uns hätte eine Teilnahme die finanzielle Lage weiter verschärft. Natürlich will man als Sportler immer spielen, aber es waren einfach zu viele Fragen offen und aus wirtschaftlicher Sicht war es die einzig sinnvolle Entscheidung.