Seit dem Rücktritt von Harald Funsch in der Nacht auf Dienstag vergangener Woche sind sie beim abstiegsgefährdeten Fußball-Bayernligisten FV 04 Würzburg auf der Suche nach einem neuen Trainer. Hier präsentiert diese Redaktion sechs Kandidaten, die für den Posten infrage kommen könnten, und erläutert auch, was für und was gegen sie spricht.
1. Michael Hochrein
Neun Jahre lang – von 2004 bis 2013 – stand der heute 59-jährige Lengfelder schon beim FV als Coach an der Seitenlinie. Für die Blauen überwiegend gute Jahre in einer Zeit, in der der Verein die Nummer eins in der Stadt gewesen war.
Für Hochrein spricht, dass er die Verhältnisse in der Zellerau bestens kennt und dass er nach seinem Ausstieg als Jugendtrainer bei der SpVgg Giebelstadt im Sommer 2023 auch verfügbar wäre. Allerdings könnte sein gutes Bild, das er in den neun Jahren beim Verein hinterlassen hat, Schaden nehmen, sollte er die zugegebenermaßen schwierige Rettungsmission bei den Nullvierern nicht mit Erfolg zu Ende bringen.
2. Dieter Wirsching
Ja, mancher weiß es gar nicht mehr, aber Dieter Wirsching hat eine FV-Vergangenheit. Als Aktiver trug der heute 50-jährige Stammheimer kurz nach der Jahrtausendwende das blaue Trikot. In Erinnerung geblieben sein dürfte er aber eher als Trainer, der den FC Würzburger Kickers am Zellerauer Stadtrivalen vorbei von der Landes- in die Regionalliga und zum Totopokal-Sieg auf Verbandsebene führte.
Fachlich dürfte Wirsching für den Job beim Bayernliga-18. durchaus geeignet sein. Da sich sein fußballerisches Engagement auf Einsätze bei seinem Heimatverein SV Stammheim beschränkt, hat er auch keine sportlichen Verpflichtungen, die einem Wechsel zum FV entgegenstehen würden. Dass er allerdings sehr mit dem roten Stadtrivalen identifiziert wird und seine Zuneigung zu den Kickers auch immer wieder öffentlich kundgetan hat, dürfte ihn in der Zellerau schwer vermittelbar machen.
3. Anton Kramer
Noch ein Ex-Kickers-Trainer. Weil aber Kramers Cheftrainer-Intermezzo am Dallenberg 2010/11 nicht einmal eine Saison dauerte und längst verjährt ist, dürfte das kein allzu großes Problem darstellen. Bei der TG Höchberg erwarb sich Kramer einst als Trainer in hiesigen Gefilden viel Anerkennung. In den letzten Jahren ist er aber nicht mehr als Chefcoach aktiv.
Der 51-Jährige ist im Hauptberuf Lehrer am Würzburger Deutschhaus-Gymnasium und koordiniert die dort eingerichteten Sportklassen. Schon deshalb kennt er zahlreiche aktuelle und einstige Nachwuchskicker bestens. Fachlich wäre er gewiss eine gute Wahl. Ob Kramer aber, nach längerer Auszeit vom Trainerjob, Lust auf eine nervenaufreibende Mission im Bayernliga-Abstiegskampf verspürt?
4. Uwe Neunsinger
Wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, in allen sieben bayerischen Regierungsbezirken Fußballmannschaften trainiert zu haben? Der 52-jährige Fürther kann's und nimmt auch immer wieder Engagements jenseits seiner mittelfränkischen Heimat an.
Neunsinger wird als höchst kompetenter und engagierter Fußballfachmann beschrieben, der Erfahrungen von der Kreisklasse bis zur Bayernliga vorweisen kann. Allerdings ist er auch ein streitbarer Geist. Seine unterfränkischen Trainerengagements beim TSV Abtswind und TSV Karlburg, wo der jetzige FV-Sportvorstand Marco Scheder sein unmittelbarer Nachfolger war, endeten mit vorzeitigen Trennungen. Außerdem hat er gegenwärtig eine Mannschaft und betreut den SV Raitersaich in der Kreisliga Frankenhöhe.
5. Christian Breunig
Kaum einer der Kandidaten dürfte die Verhältnisse beim FV 04 besser kennen als der 45-jährige Würzburger. Von 2017 bis 2023 war er an der Mainaustraße Trainer des U-19-Teams, zahlreiche Fußballer aus der jetzigen Bayernliga-Mannschaft hat er bereits unter seinen Fittichen gehabt.
Für Breunig sprechen, dass der die Verhältnisse sowie Menschen bestens kennt und dass er durch seine langjährige Tätigkeit einen engen Bezug zum FV hat. Allerdings hat er erst zu Saisonbeginn ein Traineramt beim von der Bayern- in die Bezirksliga abgestürzten FC Sand angetreten. Und ob sein Mitwirken am Neuaufbau im Landkreis Haßberge für die schwierige Tätigkeit in der Zellerau abbrechen würde, ist eine andere Frage.
6. Jannik Feidel
Die Bayernliga kennt der 28-Jährige gut, war er in der vergangenen Saison doch noch als Spielertrainer des FC Geesdorf in der Klasse aktiv. Alles endete jedoch mit Geesdorfer Abstieg sowie mit dem Rückzug des FC aus dem höherklassigen Fußball. Mittlerweile ist Feidel als U-19-Trainer zum FC Würzburger Kickers gewechselt. Mit dem Team steht er in der Bayernliga auf Platz fünf.
Mit Feidel käme ein junger Trainer, der neue Impulse setzen dürfte, was ja gerade im Abstiegskampf wichtig ist. Ob er den Platz bei der Kickers-Jugend aber aufgeben und ob er überhaupt eine Freigabe für einen Wechsel erhalten würde, ist fraglich.