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TSV Abtswind wirft nächsten Trainer raus
Die Zeit von Uwe Neunsinger beim Fußball-Bayernligisten ist nach vier Wochen schon wieder zu Ende. Bis zum Winter bedient sich der Klub eines erfahrenen Nothelfers.
Dies war schon sein letzter Auftritt als Trainer in Abtswind: Uwe Neunsinger vergangenen Samstag beim Spiel gegen Ansbach.
Foto: Andreas Stöckinger | Dies war schon sein letzter Auftritt als Trainer in Abtswind: Uwe Neunsinger vergangenen Samstag beim Spiel gegen Ansbach.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:04 Uhr

Es klingt wie ein Scherz, aber auch wenn am Montag offiziell die Faschingszeit eingeläutet wurde, der TSV Abtswind meint es wirklich ernst: Nach nur vier Spielen trennen sich schon wieder die Wege des Fußball-Bayernligaklubs und seines Trainers Uwe Neunsinger. Der Verein hat am Montagabend ein Statement auf seiner Homepage veröffentlicht und den Schritt damit begründet, dass es nach nunmehr vier Wochen „intensiver Zusammenarbeit“ nicht gelungen sei, eine gemeinsame Vision zu entwickeln.

Man habe sich, wie bei Vertragsabschluss vereinbart, am vergangenen Sonntag zusammengesetzt, um sich über die aktuelle Situation auszutauschen. „Dabei wurde deutlich“, heißt es in der Erklärung, „dass sich unsere Vorstellungen nicht in der Weise mit denen von Uwe Neunsinger decken, eine Lösung zu finden, die beiden Seiten erfolgversprechend erscheint, um das angestrebte Saisonziel zu erreichen.“ Deshalb sei man übereingekommen, die Zusammenarbeit sofort zu beenden, um dem Klub eine bessere Möglichkeit zu bieten, das Klassenziel mit einer „alternativen Lösung“ zu erreichen.

Er soll es nun bis zum Winter richten: Thorsten Götzelmann, der schon mal als Nothelfer eingesprungen war.
Foto: Andreas Stöckinger | Er soll es nun bis zum Winter richten: Thorsten Götzelmann, der schon mal als Nothelfer eingesprungen war.

Diese alternative Lösung ist – wenig überraschend – Thorsten Götzelmann. Der 46-Jährige ist in Abtswind Sportleiter und erfahrener Nothelfer. Er war schon einmal eingesprungen, als sich der Verein im April 2018 von Trainer Petr Skarabela getrennt hatte, und hatte wenige Wochen später dessen Werk zu Ende gebracht: den Aufstieg in die Bayernliga. Seine jetzige Mission dürfte sich ungleich schwieriger gestalten. Als Polizeibeamter in Führungsposition hat der Rüdenhäuser zwar Erfahrung mit heiklen Fällen und außergewöhnlichen Gefechtslagen, doch die Situation beim TSV ist nach diesem zweiten Trainerwechsel binnen vier Wochen so verfahren wie nie.

Verein und Mannschaft geben Rätsel auf

Man rätselt über das Binnenleben einer Mannschaft und eines Vereins, der vor gut einem Jahr mit dem Aufstieg in die Bayernliga auf dem Höhepunkt seiner Geschichte zu thronen schien und es geschafft hat, in wenigen Monaten einen Großteil seiner Reputation zu verspielen. Die Außenwirkung dieses abermaligen Missverständnisses ist verheerend, es ist bereits die dritte Trainer-Entlassung in 18 Monaten. Mario Schindler war im Oktober nach 14 Monaten aus dem Amt getrieben worden – er war daran gescheitert, dass ein undefinierter Kader nicht nur irgendeine Aufstellung brauchte, sondern Führung und eine klare Idee.

Hatte es Neunsinger nun mit der Autorität übertrieben? Selbst nach Siegen war der 48-Jährige nicht als Fürsprecher der Mannschaft aufgefallen, sondern als Kritiker und als Polterer. „Wenn wir so spielen“, sagte er nach dem 3:2 gegen Kahl, „haben wir in der Bayernliga eigentlich nichts zu suchen.“ Neben zwei Siegen hatte der Trainer zwei Niederlagen zu verantworten. Mangelnden Erfolg kann man dem selbständigen Immobilien- Experten aus Fürth damit keineswegs vorwerfen.

Bekannt war Neunsingers schwieriger Charakter

Dass Neunsinger als eher schwieriger Charakter gilt, hat er auf seinem Streifzug der letzten Jahre bewiesen. An seiner vorherigen Station in Karlburg musste er nach dreieinhalb Monaten gehen, nachdem er die Personalpolitik des Vereins kritisiert hatte. Und mit einem Stadionsprecher in Kornburg soll er laut Internet-Portal „Fussball.de“ mindestens verbal aneinandergeraten sein. Auf diese Eskapaden des neuen Trainers angesprochen, sagte Abtswinds Teammanager Christoph Mix vor vier Wochen. „Wir sind uns einig, dass wir solche Dinge durch gute Organisation vermeiden können.“ Das sollte heißen: Der Verein wusste, worauf er sich einlassen würde.

Bizarr wird es dadurch, dass man diese gerade mal vierwöchige Episode mit Neunsinger nun sogar als Erfolg verkauft. „Grundsätzlich hat sich die Ausgangsposition in den letzten vier Wochen nach dem Einstieg von Uwe verbessert. Die Mannschaft steht unmittelbar über dem Strich auf einem Nichtabstiegsplatz“, heißt es in jener Erklärung mit der die Abtswinder im Internet hausieren gingen.

Der Klub hat für die Zeit nach Interimstrainer Götzelmann – sein Engagement ist bis zum Winter befristet – schon angedroht: „Für den Neustart im Januar werden wir mit potenziellen Kandidaten Gespräche führen, um rechtzeitig einen geeigneten Nachfolger auszuwählen.“ Schon heute darf man gespannt sein, wer den Schleudersitz besetzt.

 
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