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Fußball
Eklat bei Kickers: Anton Kramer wirft hin
Aus und vorbei: Nach nur 244 Tagen im Amt ist Anton Kramer als Trainer des Landesligisten Kickers Würzburg zurückgetreten.
Foto: Fabian Frühwirth | Aus und vorbei: Nach nur 244 Tagen im Amt ist Anton Kramer als Trainer des Landesligisten Kickers Würzburg zurückgetreten.
Von unserem Mitarbeiter Kai Dunkel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:10 Uhr

Drei Tage vor dem Start in die zweite Saisonhälfte der Fußball-Landesliga Nord ist es bei Kickers Würzburg zu einem Eklat gekommen: Anton Kramer ist mit sofortiger Wirkung als Trainer am Dallenberg zurückgetreten. Das sagte der Gymnasiallehrer am späten Mittwochabend exklusiv gegenüber dem Internetportal mainpost.de dieser Zeitung. Am Donnerstagmorgen bestätigten auch auch die Kickers in einer Pressemitteilung offiziell den Rücktritt Kramers.

Hintergrund sei die Suspendierung des Spielers Visar Rushiti durch den Vorstand, die Kramer zu weit gehe. Nach Informationen dieser Zeitung soll der offensive Mittelfeldspieler, der erst zu Saisonbeginn als Wunschspieler Kramers und gegen einige vereinsinterne Widerstände an den Dallenberg geholt worden war, im Training seinen Teamkollegen Marc Reitmeier derart übel gefoult haben, dass dieser einen Kreuzbandriss erlitt. Danach habe sich Rushiti weder entschuldigt noch sich später nach dem Befinden des Kollegen erkundigt. Kramer hatte auf die Aktion, die von einigen hinter vorgehaltener Hand sogar als möglicherweise vorsätzlich bezeichnet wird, mit der Verbannung Rushitis aus dem Mannschaftsrat reagiert. „Dem Vorstand ging diese Maßnahme nicht weit genug, und er suspendierte den Spieler vom kompletten Spielbetrieb. Mit dieser Entscheidung des Vorstandes sieht sich Kramer ohne den erforderlichen Rückhalt der Vereinsführung“, heißt es in der Presseerklärung der Kickers.

Kramer selbst bestätigte, dass der Vorfall der Auslöser für seinen drastischen Schritt gewesen sei, wollte sich im Detail aber nicht zu den Vorgängen äußern. „Bei den Kickers muss nun Ruhe einkehren, damit sich die Mannschaft auf das Spiel am Samstag bei FT Schweinfurt konzentrieren kann. Jetzt ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um weiter Stellung zu beziehen“, sagte der Ex-Trainer, der erst zum Saisonbeginn an den Dallenberg gewechselt war und mit den Kickers nach 21 Spielen auf dem dritten Tabellenplatz rangiert. „Die Rücktrittsentscheidung Toni Kramers“, sagt Kickers-Vorstandsvorsitzender Michael Schlagbauer, „trifft den Vorstand völlig unvorbereitet und schafft für den Verein eine schwierige Situation. Wir hatten mit Toni langfristig geplant.“

Kein klares Bekenntnis

Kramer war mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet. Allerdings hatte Schlagbauer zuletzt ein klares Bekenntnis für den Trainer vermissen lassen. Erst am Wochenende sagte er gegenüber dieser Zeitung: „Alle haben mehr erwartet, besonders in den Heimspielen. Es fehlen Leidenschaft und Feuer. Wir werden uns die nächsten Wochen angucken, ob wir das wieder reinkriegen.“ Ob Kramer auch in der kommenden Spielzeit die Mannschaft trainieren werde, sei nicht nur ergebnisabhängig, es gehe auch um eine Perspektive, so Schlagbauer noch am Wochenende. Diese Perspektive hat Kramer für sich am Dallenberg nun offenbar nicht mehr gesehen, und er hat die Konsequenz gezogen.

Jetzt beginnt die Suche nach dem Nachfolger, der nach Angaben der Kickers zeitnah gefunden werden soll. Der bisherige Co-Trainer Lamine Cissé wird kommissarisch das Training übernehmen. Ob er zum Cheftrainer aufsteigt, ist ungewiss. Denkbar wäre auch eine Interimslösung mit Sportvorstand Helmut Zoepffel und Sportdirektor Dieter Wirsching. Die beiden hatten schon in der vergangenen Saison nach der Entlassung von Predrag Uzelac als Gespann erfolgreich als Trainerteam auf Zeit gearbeitet, kennen das Team aus dem Effeff. Aber auch der Name Harald Funsch fiel im Umfeld des Klubs zuletzt immer wie-der. Der Oberdürrbacher, der bereits am Dallenberg gearbeitet hat und im Moment das U19-Team der JFG Kreis Karlstadt in der Landesliga trainiert, wollte sich nicht zu den Spekulationen äußern, bestätigte nur, „dass mir aktuell keine Anfrage der Kickers vorliegt“.

ONLINE-TIPP

Eine Bilderserie von Kramers Wirken am Würzburger Dallenberg und die offizielle Pressemitteilung des Klubs finden Sie im Internet unter: www.mainpost.de/sport/wuerzburg

Die Kickers-Trainer der letzten Jahre und Kramers Stationen

Die Kickers-Trainer seit 2003

1.7.2003 – 22.2.2007: Michael Schaudt

23.2.2007 – 30.6.2007: Jochen Hofmann

1.7.2007 – 2.9.2008: Rüdiger Mauder 3.9. 2008 – 31.3.2009: Dirk Züchner 2.4. 2009 – 30.9. 2009: Predrag Uzelac 1.10. 2009 – 30.6.2010: D. Wisching/H. Zoepffel 1.7. 2010 – 2.3 2011: Anton Kramer

Kramers Trainerstationen

1993 – 1995: Spielertrainer TuS Hohenburg 1996 – 1998: U19- und Co-Trainer Würzburger FV 1998 – 1999: U19-Junioren Würzburger Kickers 1999 – 2000: TSV Biebelried 2000 – 2005: SG Hettstadt 2005 – 2009: TG Höchberg 2010 – 2011: Kickers Würzburg

 
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