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HANDBALL: 2. BUNDESLIGA
Rimpars "Jagger": Felix Jaeger und seine berühmte Handballfamilie
Der Opa eine Legende des VfL Gummersbach, der Papa Ex-Nationalspieler, der Zwillingsbruder Erstliga-Profi: Anekdoten vor dem Duell der Wölfe gegen den Spitzenreiter.
Fühlt sich 'super wohl' beim Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe: der Gummersbacher Jung' Felix Jaeger.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Fühlt sich "super wohl" beim Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe: der Gummersbacher Jung' Felix Jaeger.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 09.02.2024 00:57 Uhr

Was sagt es über einen Menschen aus, wenn er auf der Autofahrt von seiner Wohnung in Unterdürrbach zur Trainingshalle in Rimpar Musik von Kasalla und den Brings hört? Höchst wahrscheinlich, dass er nicht aus Franken, sondern aus NRW stammt. Vermutlich auch, dass er den Karneval liebt. Und vielleicht, dass ihn ein Job hierher verschlagen hat. 

Alles drei trifft auf diesen jungen Mann zu. Er ist gebürtiger Gummersbacher, begeisterter Jeck und seit dieser Saison Handballprofi bei der DJK Rimpar Wölfe: Felix Jaeger, Rückraum links, Spitzname "der Jagger".  

Felix, der Glückliche 

In einem blau-weißen Winterpulli und schwarzer Jogginghose sitzt der 24-Jährige an diesem Dezembernachmittag für ein coronakonformes Interview in der Kabine seines Klubs. 1,90 Meter groß und schlank, braune Locken, braune Augen. Sein Gesicht strahlt etwas Vergnügtes aus. "Ich bin recht gelassen und locker", sagt er über sich selbst und ergänzt: "Da, wo ich herkomme, sagt man: 'Et hätt noch immer jot jegange'." Felix, der Glückliche. "Meine Mama meint: Der Name passt zu mir." 

Monika Jaeger ist die einzige Nicht-Handballerin der Familie. Ihr Mann Gunnar war Ende der 1980er und in den 90er Jahren Bundesliga-Profi und bestritt zwei A-Länderspiele für Deutschland. Alle vier Söhne spielen oder spielten Handball.

Der Älteste, Florian, nur als Hobby. Der Mittlere, Philipp, ist aktuell beim Drittligisten TuS Opladen aktiv. Die beiden Jüngsten, die Zwillinge Max und Felix, hat ihr Sport nach Franken geführt: Max steht nach zwei Jahren beim HSC 2000 Coburg beim Erstligisten HC Erlangen unter Vertrag und hatte dort nach einer Coronainfektion im März bis zuletzt massiv mit Long Covid zu kämpfen; Felix wechselte im Sommer vom Zweitliga-Absteiger HSG Konstanz eben nach Rimpar.

Opa Rolf Jaeger und seine berüchtigten Knickfallwürfe 

Die Wölfe empfangen am Sonntag mit dem VfL Gummersbach nicht nur den Tabellenführer, sondern auch den ruhmreichen Heimatverein ihres Neuzugangs, wo die ganze Geschichte der Handballfamilie Jaeger Mitte des vergangenen Jahrhunderts begann. Mit Opa Rolf.  

Felix Jaeger lächelt, als er an seinen 2011 verstorbenen Großvater denkt. Der genießt bei den Oberbergischen den Status einer Klublegende und war als früherer Turner besonders berüchtigt für seine Knickfallwürfe mit anschließender Rolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Rolf Jaeger als erster Spieler des VfL, mit dem er die deutsche Meisterschaft und den Europacup der Landesmeister gewann, 1956 von Bundestrainer Werner Vick in die Feldhandball-Nationalmannschaft berufen. "Gefühlt jeder in Gummersbach kannte ihn", erinnert sich der Enkel. 

Rolf Jaeger (Mitte) war als Handballer eine Legende des VfL Gummersbach, als Opa der selbsternannte beste Freund seiner Enkel Felix (links) und Max. 
Foto: Jaeger | Rolf Jaeger (Mitte) war als Handballer eine Legende des VfL Gummersbach, als Opa der selbsternannte beste Freund seiner Enkel Felix (links) und Max. 

Für diesen war der Opa nicht nur sportliches Idol. "Er war einer der besten Menschen, die ich kenne. Interessiert, lustig, eloquent. Fast schon weise. Seit ich älter bin, vermisse ich die Gespräche mit ihm sehr." Besonders ein Satz ist Felix Jaeger im Gedächtnis geblieben: "Opa hat immer gesagt, er ist unser bester Freund. Und das war er auch."

Jeden Tag, so erzählt der 24-Jährige, habe Rolf Jaeger ihn und seinen Zwillingsbruder vom Kindergarten oder der Schule abgeholt. "Er hatte eine Zauberbox aus Holz im Auto und hat uns dann Tricks vorgeführt. Außerdem hat er uns immer Milky Way mitgebracht." 

"Opa hat immer gesagt, er ist unser bester Freund. Und das war er auch."
Felix Jaeger, Rückraumspieler der DJK Rimpar Wölfe

Kein Handballspiel seiner Enkel habe der Großvater verpasst. "Er konnte ohne Finger pfeifen und hatte dabei einen ganz besonderen Ton. Wenn wir ein Tor geworfen hatten, dann hat Opa gepfiffen und wir wussten, ohne ihn zu sehen, dass er in der Halle war. Da waren wir stolz."

Auf die handballerische Entwicklung mehr Einfluss hatte freilich Papa Gunnar Jaeger, zweimal deutscher Meister mit Gummersbach. Seine Zwillingssöhne trainierte er in der C-Jugend der VfL-Talentschmiede selbst ein Jahr lang. "Er hat uns immer bedingungslos unterstützt, ohne davon besessen zu sein, dass wir auch einmal so erfolgreich werden", betont Felix Jaeger.

Der große Jagger und die kleinen Jaggys

Bis heute schreibe ihm sein Vater vor jedem Spiel eine aufmunternde Nachricht. Und manchmal könne er sich einen kleinen Tipp auch nicht verkneifen. Jaeger Junior grinst amüsiert. Seinen Spitznamen hatte sein Vater übrigens auch schon: "Früher war er der Jagger, wir Kleinen wurden die Jaggys genannt." 

Felix Jaeger, der nach eigener Aussage heute weniger sportliche als menschliche Vorbilder hat, muss in diesem Punkt nicht überlegen: "Papa und Mama sind meine Vorbilder." Wie beide studiert, früh Kinder bekommen und selbst mit vier Jungs noch ein Leben mit Bundesliga-Handball unter einen Hut gebracht hätten, das nötigt dem 24-Jährigen Respekt ab.  

Ein Blick ins Fotoalbum der Familienbande Jaeger aus Gummersbach: (hinten von links) Felix' Oma Bärbel, seinem ältesten Bruder Florian, Mama Monika, Papa Gunnar, (Mitte) Felix, (vorne von rechts) seinem Zwillingsbruder Max, Opa Rolf und Bruder Philipp.
Foto: Jaeger | Ein Blick ins Fotoalbum der Familienbande Jaeger aus Gummersbach: (hinten von links) Felix' Oma Bärbel, seinem ältesten Bruder Florian, Mama Monika, Papa Gunnar, (Mitte) Felix, (vorne von rechts) seinem ...

Mit welcher Achtung und Zuneigung Rimpars Rückraumakteur über seine Familie spricht, das erwärmt nicht nur in den kalten Tagen vor Weihnachten das Herz. Es zeigt in diesen belasteten und brüchigen Zeiten auch umso mehr: Es braucht keine heile Welt, um eine heile Familie zu sein. 

"Ich bin jedenfalls ein großer Fan unseres tollen Haufens", sagt Felix, der Glückliche, der sich wünscht, "irgendwann einmal nach Gummersbach zurückzukehren und dort mit meiner Freundin vielleicht eine eigene Familie zu gründen, sodass wir alle wieder zusammen sind".

Umweltschutz ist ihm wichtig

Erst mal hat der Sportmanagament-Student, der aus Umweltschutzgründen keine Milch mehr trinkt, kaum noch Fleisch isst, so wenig wie möglich konsumiert und nicht mehr nur ungern, sondern gar nicht mehr fliegt, allerdings noch bis 2023 einen Vertrag in Rimpar. "Ich bin noch nie so schnell in einem Verein angekommen wie hier", sagt er nach Stationen in Leutershausen, Krefeld und Konstanz. "Ich fühle mich super wohl."

Sportlich vermisst Felix Jaeger bei sich selbst noch Konstanz, in der Abwehr möchte er "zulegen" - auch, um mehr Einsatzzeiten zu ergattern. "Erst mal halte ich es aber für völlig normal, in einem neuen Team und System etwas Zeit zu brauchen." Seine Dynamik im Eins-gegen-Eins und als Shooter blitzte schon öfters auf; sein bisher bestes Spiel im DJK-Trikot zeigte er zuletzt beim wichtigen Sieg in Ferndorf, wo ihm neben vier Treffern auch sechs Assists gelangen.  

Karnevalfan im Giraffenkostüm 

Und nun also das Duell mit seinem Heimat- und Ausbildungsklub. "Für mich der Aufstiegskandidat Nummer eins", sagt der Gummersbacher Jung'. Ob er Druck empfindet im Abstiegskampf? Er schüttelt den Kopf. "Lasse ich nicht an mich ran. Ich hab einfach nur Spaß."

Nach über einer Stunde Gespräch mit Felix Jaeger kann man sich ganz gut vorstellen, wie er an Karneval seinen Spaß hat - im Giraffenkostüm mit dem Fußballtrikot des 1. FC Köln drüber. Da, wo er herkommt wissen sie ohnehin: "Et kütt wie et kütt." Oder wie Kassalla singen: "Alles weed jot". 

DJK Rimpar Wölfe - VfL Gummersbach (Sonntag, 17 Uhr, s.Oliver Arena)

Ein Geisterspiel gegen Zweitliga-Spitzenreiter VfL Gummersbach (26:6) - das hatten sich die Handballer der DJK Rimpar Wölfe (17./12:20) nicht gewünscht. Ein Höhepunkt, auf den sich alle freuen, bleibt es trotzdem - nicht nur für Felix Jaeger und Yonatan Dayan, für die es ein Wiedersehen mit ihrem früheren Verein gibt. "Und wir haben nichts zu verlieren", sagt Jaeger.
DJK-Coach Julian Thomann findet es ganz komfortabel, "als absoluter Außenseiter zu gucken, was geht. Nach dem Sieg letzte Saison rechnen wir schon damit, zumindest wieder ein enges Spiel liefern zu können."
Allerdings, das sieht auch Thomann so, hat sich das Team des isländischen Trainers Gudjon Valur Sigurdsson, der bis 2020 selbst noch Weltklasse-Linksaußen bei Topklubs war, im Vergleich zur vergangenen Spielzeit stabilisiert. Der VfL dominiert die Liga und ist bisher souverän auf Kurs Wiederaufstieg. Am Dienstag warf er Erstliga-Absteiger HSG Nordhorn-Lingen zudem mit zwölf Toren Differenz (38:26) im Achtelfinale aus dem DHB-Pokalwettbewerb.
"Die größte Stärke von Gummersbach ist die Ausgeglichenheit im Kader und die Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Spitzenspielern", findet Thomann, der weiter auf Benedikt Brielmeier und Valentin Neagu verzichten muss. "Alle Positionen sind doppelt gut besetzt."
ng
 
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