Wollte man es reichlich wohlwollend umschreiben, ohne sich gänzlich der Schönfärberei schuldig zu machen, könnte man behaupten: Es war ein sehr zerfahrenes und über weite Strecken zähes Spiel. Wollte man schonungslos ehrlich sein, ohne sich der unangebrachten Verleumdung bezichtigen lassen zu müssen, müsste man sagen: Es war bis auf wenige Phasen ein reichlich unansehnliches Gewürge. Es war Abstiegskrampf in seiner grauenvolleren Art.
Unterm Strich stand dann am Mittwochabend ein 69:61 (44:25)-Sieg von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg bei den Fraport Skyliners Frankfurt, an dessen Zustandekommen sich hoffentlich schon am nächsten Morgen weder die direkt Beteiligten noch das Publikum erinnern mögen mochten. Sei's drum. Basketball ist Ergebnissport, und im Kampf um den Ligaverbleib zählt nur eine einzige Währung: Siege.
Baskets haben jetzt zwei Siege mehr als die direkten Konkurrenten
Davon haben die Baskets nach dem ersten Auswärtserfolg in dieser Runde (und dem ersten nach 15 vergeblichen Anläufen seit einem Jahr) mit sieben nun zwei mehr als die auf den Abstiegsplätzen 17 und 18 residierenden Gießener und Frankfurter. Überdies sicherten sich die Würzburger durch den Acht-Punkte-Sieg nach der Fünf-Zähler-Niederlage im Hinspiel den direkten Vergleich gegen die Südhessen.
"Wir brauchen aus den letzten zehn Spielen noch ein paar Siege, um den Klassenerhalt zu schaffen", sagte Baskets-Kapitän Felix Hoffmann am Mittwoch in der Ballsporthalle und meinte: "Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft und auch auf unsere Fans." Etwa 50 Anhänger haben den Trip mainabwärts mitgemacht und zwischenzeitlich tatsächlich den Ton angegeben in der mit vielleicht 1200 Menschen für die Bedeutung der Partie doch ziemlich spärlich gefüllten Arena. Um auf der sicheren Seite zu sein, werden die Würzburger vermutlich noch mindestens vier Siege benötigen.
Trainer Sasa Filipovski war ganz bestimmt nicht vollends angetan vom Auftritt seiner Mannschaft, sagte aber dennoch: "Ich möchte meinen Jungs zu diesem Spiel gratulieren." Vermutlich meinte er vor allem den letztlich auch verdienten Sieg und eher weniger die Leistung über die kompletten 40 Minuten. Weil der Slowene durchaus auch erkannt hatte, dass die Seinen vor allem nach der Halbzeit nervös geworden waren, "so dass wir die Kontrolle über das Spiel etwas verloren haben. Es war dann diese Angst, die uns zu Fehlern gebracht hat."
Wilde Schlussphase mit bisweilen hanebüchenen Ballverlusten
Vor allem im dritten Viertel, als sich die Frankfurter, die sich mit solchen Leistungen kaum retten können werden, einem Bundesliga-Niveau wenigstens annäherten und den 19-Punkte-Halbzeit-Rückstand auf neun Zähler schrumpfen ließen. Im Schlussabschnitt fingen sich die Baskets dann erst einmal wieder, aber in einer wilden Schlussphase waren sie drauf und dran, mit bisweilen hanebüchenen Ballverlusten zumindest den direkten Vergleich noch herzuschenken.
William Buford, mit 17 Punkten erfolgreichster Werfer der Partie, tütete den von der Freiwurflinie dann doch noch ein. "Wir müssen auf der mentalen Seite stärker werden, um in solchen Spielen weiterhin zu bestehen", sagte Filipovski über jene Zitterphase. Sein Frankfurter Kollege Diego Ocampo haderte freilich mit den unzähligen leichten Fehlern seiner Mannschaft und flüchtete letztlich in Durchhalteparolen, wie sie Usus sind in solchen Situationen: "Das Einzige was uns bleibt, ist jetzt weiter zu kämpfen, im Training 100 Prozent zu geben und nicht aufzugeben." Ob das ausreicht, erscheint nach dieser desolaten Vorstellung der Hessen mindestens fraglich.
Am Donnerstag entließen die Hessen ihren spanischen Cheftrainer dann. Angeblich ist Denis Wucherer, bis Mitte Dezember Trainer der Baskets, im Gespräch für die Nachfolge Ocampos. Nach Informationen dieser Redaktion erscheint es aktuell jedoch als nicht sehr wahrscheinlich, dass der 47-Jährige den Feuerwehrmann spielen wird.
Die Würzburger können indes nach nun zwei Siegen am Stück (was ihnen zuletzt an Halloween 2021 und kurz danach gelang) mit breiterer Brust an diesem Samstag (20.30 Uhr) Heidelberg nicht nur empfangen, sondern bei einem Erfolg zu ihnen aufschließen und auch diesen direkten Vergleich für sich entscheiden. Das Hinspiel (71:76) verloren die Baskets mit fünf Punkten Differenz.