
Es war Balsam auf die zuletzt doch arg geschundenen Seelen von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg. Die jüngsten Pleiten in Weißenfels (73:95) und Heidelberg (71:76) hatten – das wurde im Nachgang des sonntägliches 82:69 (22:17, 37:34, 62:52) gegen die Jobstairs Gießen 46ers deutlich – doch tiefere Spuren hinterlassen. Bei zwei Teams, mit denen man sich (mindestens) auf Augenhöhe wähnt und sicher etwas mehr Ertrag einkalkuliert hatte. „Die beiden Niederlagen haben uns wehgetan, haben an unserem Selbstverständnis gekratzt, weil wir nicht mit genug Energie gespielt haben. Wir mussten uns aus diesem kleinen Loch wieder rauskämpfen“, sagte US-Flügelspieler Desi Rodriguez. Und auch Baskets-Cheftrainer Denis Wucherer gestand ein, dass doch ein wenig „Druck auf dem Kessel“ gewesen sei im Vorfeld der Gießen-Partie. „Wir sind zwar noch früh in der Saison, aber wir wollten unbedingt gewinnen. Dementsprechend erleichtert bin ich, dass wir das geschafft haben“, sagte der 48-Jährige.
In der Tat mag man sich besser nicht ausmalen, wie die Stimmungslage bei den diese Saison wieder mit ambitionierten Zielen angetretenen Würzburger und im Klub-Umfeld gewesen wäre, wäre es auch gegen die Mittelhessen – auch so ein Team vermeintlich auf Augenhöhe – schiefgegangen. Der Fehlstart in die Saison wäre perfekt gewesen, ein Platz im Tabellenkeller inklusive. Doch die Diskussion verbleibt im Konjunktiv, weil es die Wucherer-Schützlinge gegen die Gießener schlicht besser machten als zuletzt. Spielerischer Glanz haftete der Partie zwar dieses Mal – anders als beim 90:88 gegen Oldenburg vor gut drei Wochen – weniger an. Dafür überzeugten die Baskets mit den Grundtugenden des Spiels: Einsatz, Wille und Emotionen.
„Das Wichtigste heute war, das Spiel zu gewinnen, vor unseren Fans einen Sieg zu holen. Das war unser einziges Ziel, und das haben wir nach einer guten Trainingswoche auch geschafft“, sagte Rodriguez, der einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg hatte. Bis in die Endphase des dritten Viertels wogte die Partie hin und her, „und es hätte mich nicht gewundert, wenn es bis zum Schluss eng geblieben wäre“, sagte Wucherer angesichts des Spielverlaufs, in dem seine Schützlinge zwar immer knapp in Front lagen, sich aber auch aufgrund einiger unnötiger Ballverluste nie wirklich absetzen konnten. Doch mit einem 9:0-Lauf unmittelbar vor und einem 11:3-Run zu Beginn des vierten Viertels stellten die Baskets die Weichen auf Sieg, zogen von 51:50 (28.) auf 73:55 (34.) davon.
Vor allem Rodriguez, mit 16 Zählern hinter dem starken Letten Aigars Skele (17 Punkte) bester Werfer der Partie und unermüdlich unter den Körben rackerte, war in dieser Phase kaum zu stoppen. „Wir haben Ende des dritten Viertels einen Plan mit Desi gefunden, der funktioniert hat und den konsequent durchgespielt“, freute sich Wucherer, der auch ein verbessertes Abwehrverhalten seines Teams attestieren durfte. Waren die Baskets vor der Partie die defensivschwächste Mannschaft der Liga, „so war das dieses Mal hinten ordentlich, wir sind sehr kompakt gestanden.“

Die Serie der Baskets hält also an, inklusive des Pokal-Wettbewerbs haben sie alle ihre drei Partien vor den eigenen Anhängern gewonnen – und damit bereits jetzt mehr zuhause als in der gesamten letzten Saison. Bereits an diesem Dienstag (2. November) wird die Heimbilanz aber auf den vermutlich härtest möglichen Prüfstand gestellt. Das hochkarätig besetzte EuroLeague-Team des FC Bayern München gastiert um 20.30 Uhr bei den Baskets.
„Ich will nicht sagen, dass Geburtstag und Weihnachten auf einen Tage fallen müssen, aber es muss schon viel passieren und passen. Aber wir werden alles in die Waagschale werfen“, verspricht Wucherer, dem Tabellenführer bestmöglich Paroli zu bieten. Und auch Rodriguez glaubt an die Chance seines Teams: „Wir können sicher etwas befreiter aufspielen, haben nichts zu verlieren. Zudem haben wir den Heimvorteil und Bayern das fünfte Spiel in neun Tagen. Vielleicht sind sie etwas müde. Wir werden um unsere Chance kämpfen."
Die Statistik des Spiels
s.Oliver Würzburg – Jobstairs Gießen 46ers 82:69 (22:17, 37:34, 62:52)
Würzburg: Skele 17/2 Dreier (4 Vorlagen), Rodriguez 16 (7 Rebounds), Gielo 14/3 (9 Rebounds), Moller 8, Buford 8/1, Johnson 6 (4 Vorlagen), Hunt 4, Stanic 4, King 3, Böhmer 2, Hoffmann, Albus (nicht gespielt).
Gießen: Blake 14/1, McCullum 12/1 (5 Vorlagen), Fayne 11 (5 Rebounds), Tate 10, Omot 8/2, Koch 6, Bryant 4, Binapfl 4, Begue, Nawrocki.
Zuschauer: 2050
Rebounds: 31 - 31
Vorlagen: 18- 15
Ballverluste: 16 - 17
Treffer aus dem Feld: 31/56 (55 %) - 22/56 (39 %)
Dreier: 7/15 (47 %) - 4/16 (25 %)
Freiwürfe: 13/21 (62 %) - 21/27(78 %)
Punkte nach zweiter Chance: 9 - 10
Größte Führung: 18 (73:55) - 2 (28:30)
Größter Lauf: 9:0 (60:50) - 8:0 (26:27)