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Basketball: Bundesliga
Vor dem Pokalspiel: Neuzugang C.J. Bryce ist der Hoffnungsträger der Würzburg Baskets
Der US-Amerikaner war bisher der konstanteste Akteur des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets – und weckt Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz.
'Ich will besser werden. Jeden Tag', sagt CJ Bryce von den Würzburg Baskets.
Foto: Julien Becker | "Ich will besser werden. Jeden Tag", sagt CJ Bryce von den Würzburg Baskets.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:50 Uhr

Will man einen Menschen etwas kennenlernen und ein bisschen was erfahren über ihn, ist es, ganz bestimmt nicht immer, aber manchmal – selbstverständlich neben dem persönlichen Gespräch mit ihm - nicht nur hilfreich, sondern auch um einiges erhellender, fragt man dann andere Menschen, die ihn kennen, welche Erfahrungen sie haben mit ihm und welchen Eindruck. Im Berufsleben kann das zwar auch gefährlicher sein als im doch viel komplexeren Privaten – aber wirklich schaden wird es eher selten. Der Mensch und Profi-Basketballer C.J. Bryce ist ein sehr schönes Beispiel für diese Eingangsthese.

Fragt man einen Trainer über einen seiner Schützlinge, den er überdies selbst ausgewählt hat, wird man natürlich nur in Ausnahmefällen andeutungsweise Kritisches hören, allenfalls, in welchen Punkten sich der Auserkorene noch verbessern kann. Fragt man den Cheftrainer des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets, was er denn besonders an Clarence Leland Bryce Junior schätzt, vergisst Sasa Filipovski bei seiner Lobeshymne sogar, die noch verbesserungswürdigen Ansätze zu erwähnen: "C.J. ist eine Stunde vor Trainingsbeginn in der Halle, und er verlässt sie erst eine Stunde nach Trainingsende", schwärmt der Slowene und behauptet sogar: "Ich habe in meiner 25 Jahre langen Trainerkarriere noch nie einen Spieler erlebt, der derart hungrig, richtig gierig darauf war, sich jeden Tag zu verbessern. Sein Wille und seine professionelle Einstellung, sich zu entwickeln, ist unfassbar."

Der derart Gelobpreiste lächelt, spricht man ihn darauf an, eine "gym rat" zu sein, wie im Amerikanischen Sportler gerne geadelt werden, die nicht genug kriegen von Schweiß und Übung und Besserwerden. Und er sagt: "Klar, das macht doch Athleten aus. Ich will besser werden. Jeden Tag. Und dafür braucht es Training. Nicht nur basketballerisch, auch körperlich will ich weiterkommen."

Die Baskets haben C.J. Bryce, der nach seiner College-Zeit in den USA seine erste Saison als Profi-Basketballer beim ungarischen Erstligisten Nyiregyhaza verbrachte, als Nachfolger von William Buford verpflichtet. Also als Flügelspieler, der in Stresssituationen die Ruhe behält und zuverlässig (auch aus der Ferne) trifft. Genau das tat der 1,96-Mann aus Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina in den drei Pflichtspielen der Würzburger bisher am solidesten.

"Es wird hart gespielt, aber auch nicht härter, als ich es gewohnt bin."
C.J. Bryce, Basketballer bei den Würzburg Basketts

Nicht nur, dass er mit Abstand die meiste Zeit aller Baskets-Akteure auf dem Parkett verbringen musste: 16 Punkte bei der Auftaktschlappe gegen Bonn, 19 beim Sieg in Braunschweig, 22 bei der Niederlage nach zweimaliger Verlängerung gegen den MBC, als ihm gerade einmal gut viereinhalb Minuten Verschnaufpause vergönnt waren. Macht 19 Zähler im Schnitt, nur knapp über drei Minuten auf der Bank pro Partie, fast sechs Rebounds jedesmal, er trifft beinahe jeden zweiten seiner Dreier – auch deshalb ist Bryce aktuell der effektivste Baskets-Akteur (punkte- und minutentechnisch dicht gefolgt von Cameron Hunt). 

Filipovski schwant nichts Gutes. Für Würzburg. Wenn sich der US-Amerikaner, der einen Ein-Jahres-Vertrag unterschrieben hat und am Vorabend von Halloween (dem Nachmittags-Heimspiel-Sonntag gegen Ludwigsburg) 26 wird, weiter so entwickelt, geht der Baskets-Trainer davon aus, dass spätestens Anfang Dezember die E-Mail-Accounts und Handys von ihm und Sportmanager Kresimir Loncar glühen werden – und Angebote finanziell potenterer Vereine hereinflattern. "Wenn er so weitermacht, hat er eine große Karriere vor sich", sagt sein Trainer. Was unausgesprochen mitschwingt: Dann können wir ihn nicht mehr halten. Siehe Desi Rodriguez vergangene Saison.

Bryce sagt, er würde gerne die Play-offs erreichen (wie natürlich jeder halbwegs ambitionierte Basketballer) und betont, sich in Würzburg herzlich willkommen zu fühlen, auch die Stadt gefalle ihm. Er ist nur die inzwischen eingekehrte Kühle nicht gewöhnt. Obwohl er in diesem außergewöhnlich heißen August an den Main kam – nur zum Verständnis: Bryce kommt aus einer Gegend, die breitengradmäßig ungefähr auf der Höhe von Nord-Marokko liegt. Also um einiges südlicher als Würzburg. Andere Durchschnittstemperaturen.

Um im Bild zu bleiben: Heiß findet es der Bundesliga-Rookie zumindest sportlich hier schon: "Es wird hart gespielt, aber auch nicht härter, als ich es gewohnt bin. Natürlich ist hier vieles neu und anders für mich. Die Bundesliga ist vielleicht eine bekanntere Liga als die ungarische. Aber unterm Strich ist es immer Basketball." Soll wahrscheinlich heißen: Am Ende muss nur mindestens ein Punkt mehr auf der Habenseite stehen.

Einen Wunsch hat C.J. Bryce dann doch noch: Er würde gerne einmal seine ältere Schwester nach Würzburg einladen. Um sie einem Teamkollegen vorzustellen. Das fände er lustig: "Sie heißt Cameron."

Pokal-Spiel gegen Oldenburg: 0:7-Bilanz gegen Gäste-Trainer Pedro Calles

Als krasser Außenseiter geht Würzburg Baskets gegen die EWE Baskets Oldenburg ins Achtelfinale des BBL-Pokals an diesem Samstag (20.30 Uhr, tectake Arena). Baskets-Trainer Sasa Filipovski erwartet einen "sehr aggressiven und physischen Gegner, ähnlich, wie Bonn es war". Er spricht mit großem Respekt vor dem Gegner, hat aber gleichzeitig die weitere Entwicklung seiner Mannschaft im Blick: "Wir müssen lernen, noch körperlicher zu spielen. Aber das ist schwierig und ein Prozess, wenn die Erfahrung fehlt." Die Würzburger haben gegen Oldenburgs neuen Trainer Pedro Calles (vormals Vechta und Hamburg) eine Bilanz von 0:7. Die Niedersachsen haben zwei ihrer drei Bundesligaspiele gewonnen.
Quelle: tbr
 
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