Der TSV Abtswind gehört mittlerweile zum Bayernliga-Inventar. Die Mannschaft aus dem östlichen Landkreis Kitzingen, die dort die fußballerisch ansonsten auf Halbmast wehende Fahne hochhält, ist seit dem Aufstieg 2018 in der Oberliga am Start und geht nun in ihre fünfte Saison. Ihre Abschlussplatzierungen konnten die Abtswinder in den vergangenen Jahren stets verbessern: Zehnter, Neunter und Vierter. Nur in der aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochenen Saison 2019/21 stand der TSV auf Platz zwölf.
Eine Saison wie die vergangene, die wohl erfolgreichste in der Vereinsgeschichte, weckt Erwartungen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lieferte der TSV die beste Rückrunde aller Nord-Bayernligisten ab und beendete die Saison als Vierter hinter den Topteams Bamberg, Gebenbach und Eltersdorf, die ihre Ambitionen auf die Regionalliga offen kundgetan hatten.
Der vierte Platz der vergangenen Saison darf nicht die Erwartung sein
Die Erwartung, dass es so weitergehen werde wie zuletzt, dämpft der Abtswinder Trainer Claudiu Bozesan allerdings mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft. Der 56-Jährige, der seit Anfang 2020 am Fuße des Friedrichsbergs wirkt, geht dort in seine dritte komplette Saison.
Neue Gipfel zu erklimmen, das deutet Bozesan deutlich an, darum gehe es in dieser Spielzeit nicht. So fällt auch das Abtswinder Saisonziel, ein einstelliger Tabellenplatz, zurückhaltend aus. Denn wer erwartet hätte, der TSV würde weiter nach oben schielen, nachdem es im vergangenen Jahrzehnt meist nur eine Richtung für die Fußballer gab, eben nach oben, muss sich korrigieren lassen.
Es sind auf der einen Seite die Abgänge, die schwer wiegen. Leistungsträger und Führungsspieler der vergangenen Saison haben den Klub verlassen. Mit Michael Herrmann, der beim Landesligisten in Gochsheim erstmals als Trainer agiert, sogar einer, der mehr als ein Jahrzehnt bei den Abtswinder Fußballern prägte.
Wunsch nach dem einen oder anderen Spieler mehr bleibt bisher unerfüllt
Auf der anderen Seite stehen die Zugänge, von denen Bozesan gerne den einen oder anderen mehr gehabt hätte, jedoch diesen Wunsch auch zurückhaltend formuliert. Wer gekommen ist, konnte sich zuvor schon in der Bayernliga akklimatisieren oder gilt als Talent. Was allerdings gerade in der Offensive erschwerend hinzukommt, sind die wohl längeren Ausfälle der verletzten Matthias Wächter und Ferdinand Hansel.
Des Trainers Wunsch, den Kader für eine lange, da mit 19 Mannschaften spielende Bayernliga-Runde breiter aufzustellen, ließ sich bislang nicht realisieren, denn die Konkurrenz in der Region ist größer, das Angebot allerdings kleiner geworden. "Wenn wir einen Spieler holen, muss er zu uns passen und uns weiterbringen", sagt Bozesan. Noch bis Ende August ist das Transferfenster offen, ob der TSV bis dorthin handeln wird, lässt er offen.
Dass der TSV Abtswind eine Hausnummer im regionalen Fußball ist, zeigte einmal mehr die Vorbereitung. Im Winter testeten bereits die Würzburger Kickers, in diesem Sommer der TSV Aubstadt (1:1) und FC 05 Schweinfurt (1:1) gegen die Abtswinder. Auch gegen die Landesligisten Gochsheim (2:0) und Rimpar (3:0) behaupteten sie sich. Nur der erste Test, kurz nach dem Vorbereitungsbeginn in Dampfach (0:2), ging daneben. Schwamm drüber.
Defensiv phasenweise sehr gut, offensiv aber noch nicht zielstrebig genau
Defensiv stehe seine Mannschaft schon "phasenweise sehr gut", offensiv agiere sie "oft zu unsauber und nicht zielstrebig genug", lauteten die Erkenntnisse des Trainers. "Einfache Sachen gelingen noch nicht so wie im Vorjahr", sagt Bozesan. Gerade die Neuen bräuchten Zeit. Allen, auch denen, die in die Rolle der vorherigen Führungsspieler schlüpfen und nun größere Verantwortung übernehmen müssen, attestiert er: "Wir sind auf einem guten Weg, es entwickelt sich sehr positiv."
Zum Start an diesem Samstag, 22. Juli, gastiert mit der SpVgg Hankofen-Hailing (16 Uhr) gleich mal ein Regionalliga-Absteiger in der Kräuter-Mix-Arena. Für die Leiblfinger – Hankofen und Hailing sind zwei eingemeindete Dörfer – ist die Nord-Staffel Neuland, doch haben sie sich nach dem Abstieg, was eher ungewöhnlich ist, personell kaum verändert.
Was Abtswind in den vergangenen drei Jahren stets gelang: mit einem Sieg in die neue Runde zu starten. Ein solcher würde manche Unsicherheit nehmen, wie es um den TSV in dieser Saison bestellt ist.