Wenn der FV 04 Würzburg an diesem Samstag, 22. Juli, bei Aufsteiger FC Coburg mit einem Auswärtsspiel in die Saison startet, beginnt für die Zellerauer das 13. Jahr in der Fußball-Bayernliga (Anpfiff 16 Uhr). Kein anderer Klub spielt länger in dieser Spielklasse als die Nullvierer. Diesen Nimbus haben Würzburgs Blaue vom TSV Großbardorf übernommen, der ein Jahr länger dabei gewesen war, aber in der vergangenen Saison in die Landesliga abgestiegen ist.
Realismus vor Träumerei, gibt FV-Trainer Harald Funsch, der seit August 2021 und somit in der dritten Saison das sportliche Sagen hat, vor. Mit einer zur Vorsaison noch einmal jüngeren Mannschaft gelte es, "sich möglichst keine oder wenige blaue Augen zu holen". Der personelle Umbruch sei "größer ausgefallen, als wir uns gewünscht hätten. Jede Veränderung bringt aber auch Chancen mit sich."
Ein halbes Dutzend Spieler aus der U 19
Die Herausforderung werde sein, wie schnell sich die jungen Spieler nun an die höheren Anforderungen in der Bayernliga anpassen können. Keiner der insgesamt zwölf Neuen, darunter sechs aus der eigenen U 19, ist älter als 24 Jahre.
Auf frühe Siege gegen die Landesligisten Rimpar (1:0) und Unterpleichfeld (4:1) folgten in der Vorbereitung Niederlagen gegen den baden-württembergischen Oberligisten FSV Hollenbach (0:3), den Regionalligisten FC 05 Schweinfurt (0:3) sowie zum Abschluss gegen den Landesligisten Dampfach (0:1). In der Toto-Pokal-Qualifikation schied der FV zudem gegen den TSV Karlburg (2:2) im Elfmeterschießen aus.
Während in der Vorbereitung vor allem die jüngeren Spieler zu Einsätzen kamen, gilt es, zum Rundenbeginn eine Mischung zu finden: "Entscheidend ist, dass der FV möglich gut in die Saison startet. Dem ordnen wir anfangs alles andere unter", sagt Funsch, der darüber auch offen mit der Mannschaft gesprochen habe.
Die Vorbereitung als Zeit des Ausprobierens
"Wir haben viel ausprobiert und nehmen aus den Spielen vor allem Erkenntnisse darüber mit, was nicht geht oder nicht in der Zeit, die wir zur Verfügung haben, zu schaffen ist. Dafür haben wir aber auch ein paar Dinge gesehen, die funktioniert haben", fasst Funsch die Vorbereitung ungeachtet der Ergebnisse zusammen.
Einspielen müsse sich die Mannschaft aber noch. In den ersten Wochen stehen mit Lukas Illig, Nico Wagner und Lukas Imgrund noch drei erfahrene Spieler zur Verfügung, die im Laufe des Augusts für längere Zeit nach Namibia (Illig) und die USA (Wagner, Imgrund) gehen. In der Startphase kann deren Erfahrung einen noch wichtigen Beitrag leisten.
"Wir haben sehr viele hungrige Spieler. Die entscheidende Frage wird sein, wie viel Geduld sie haben", sagt Funsch. "Die jungen Spieler werden ihre Spielzeiten bekommen. Wir erwarten aber nicht, dass alle gleich von Anfang an so weit sind. Gerade im Winter machen oft junge Spieler noch einen großen Sprung."
Türkei-Trainingslager als Schlüssel zum Erfolg
In der Wintervorbereitung ein paar Tage im Süden zu verbringen, wäre nach Funschs Gusto: "Das Trainingslager in der Türkei war für uns ein zentraler Punkt für den vorzeitigen Klassenerhalt. Davon profitieren wir bis heute." Gönner hatten der Mannschaft Anfang Februar fünf Tage in Belek ermöglicht. Um das wiederholen zu können, müsse der FV weiterhin sein Umfeld, "mit unserer Identität, unserem Weg und unseren Ideen überzeugen".
Einen wichtigen Beitrag leistet auch Videoanalyst Andreas Lannig, der allen Spielern für ihre Positionen Sequenzen von Schlüsselszenen zur Verfügung stellt. "Die Spieler nehmen das gut an. So kann jeder sehen, wie er sich verhalten hat und was er noch verbessern kann", so Funsch. Doch nicht nur auf das bloße Wissen, sondern auch auf dessen handlungsschnelle Umsetzung komme es an. "Ich hoffe, dass wir dadurch etwas vom notwendigen, jugendlichen Lernen ausgleichen können."
Die Abwehr ("Unsere größte Baustelle") ist komplett neu, aufgebaut um den nach hinten gezogenen "Fixpunkt" Moritz Lotzen. Ob der FV hinten mit Vierer- oder Fünferreihe mit je nach Spielsituation defensiven oder offensiven Außen spielt, lässt Funsch offen. "Wir sind noch nicht ganz fehlerfrei, aber auf einem guten Weg." Vor allem die frühen Gegentore müssten abgestellt werden.
Neue Aufgaben
Von der Abwehr zieht sich nach vorne durch: "Alle Spieler, auch die erfahrenen, müssen neue Aufgaben übernehmen." So agierte Dennie Michel mitunter auf der Sechserposition mittig vor der Abwehr. Ob der FV im Angriff mit einem oder zwei Stürmern antritt, sei auch vom Verhalten des Gegners im Spielaufbau abhängig.
"Ich hoffe, dass unsere Kaderbreite über die Zeit zu unserem Vorteil wird", sagt Funsch, der mit 32 Feldspielern und Torhüter in die Saison startet, angesichts des vor allem in den ersten zwei Monaten dicht gedrängten Spielplans in der 19er-Bayernliga. Bis Ende August sind acht Spieltage zu absolvieren, im September folgen sechs weitere.
Jedoch stehen zum Start nicht alle zur Verfügung: Simon Schäffer, Tim Herbert, Silvius Lettmann und Essa Ganes fallen verletzt aus, Jan Krettek befindet sich im Aufbautraining. Wichtig dabei sei auch, dass jene Spieler, die nicht im Spieltagskader stünden, Spielpraxis mit Einsätzen in der in die Kreisliga aufgestiegenen U 23, die eine Woche nach der ersten Mannschaft in die Runde startet, sammelten.
Zum Auftakt erwarten den FV in der Bayernliga "zwei ganz unterschiedliche Aufgaben". Auf einem großen Platz beim Aufsteiger FC Coburg ("ein Mitkonkurrent um den vorzeitigen Klassenerhalt") und vier Tage danach auf dem kleineren Platz der Sepp-Endres-Sportanlage gegen den TSV Abtswind ("eine Derbygeschichte").
Für den Heimspielauftakt der Nullvierer, das Duell der einzigen unterfränkischen Mannschaften in der Bayernliga Nord, wirbt Funsch: "Ein besseres erstes Heimspiel an einem Mittwochabend (18.30 Uhr) Ende Juli kann man sich als Vereinler doch gar nicht wünschen. Da muss man einfach kommen."