Es ist Donnerstagmittag im Trainingszentrum der Würzburg Baskets in der hinteren Zellerau. Das Vormittagstraining ist gerade zu Ende und Cheftrainer Sasa Filipovski schnappt sich seine Point Guards für eine Extraschicht. "Es könnte sein, dass Rostock unter dem Block durchgeht", erklärt der Slowene. Deshalb üben Stanley Whittaker und O'Showen Williams Distanzwürfe aus dem Dribbling. Bei Whittaker sei das eh schon sehr gut, findet Filipovski. Währenddessen schnappt sich Co-Trainer Dejan Mihevc das Würzburger Nachwuchstalent Elijah Ndi, um mit ihm am anderen Korb noch an Distanzwürfen zu feilen. Wertvolle Einheiten für den 18-jährigen Jugendnationalspieler.
Der 44-jährige Mihevc ist seit diesem Sommer Teil des Würzburger Trainerstabs. Er ersetzte den nach Bremerhaven abgewanderten Steven Key, der gemeinsam mit Ex-Trainer Denis Wucherer nach Würzburg gekommen war. Mihevc verfügt schon über reichlich Erfahrung, sogar als Headcoach. Warum er trotzdem zurück in die zweite Reihe wollte? "Ich wollte von Sasa lernen", erklärt er.
Deshalb kam er im Sommer nach Würzburg mit seiner Frau und drei Söhnen. Elf, acht und vier Jahre alt sind die drei. "Die älteren beiden spielen Basketball, der jüngere noch Fussball", erklärt Mihevc. Seine Familie hat ihn bisher auf allen Stationen begleitet. In den vergangenen Jahren bedeutete das: viele Umzüge, neue Länder, Sprachen, Schulen. Mihevc betont: "Wenn wir als Familie zusammen sind, ist es überall, wo wir sind, schön. Und wir haben überall Freunde gefunden." Die sie dann im Sommer besuchen in der slowenischen Heimat, wo Mihevc unter anderem die Basketball-Camps von NBA-Spieler Goran Dragic organisiert und betreut.
Mihevc coacht seit er 19 Jahre alt ist
Sein neuer Mentor Filipovski sagt: "Er ist jemand, der immer dazulernen will, der immer Neues über Basketball wissen will." Auch Würzburgs Kapitän Felix Hoffmann ist voll des Lobes für den neuen Co-Trainer: "Eigentlich muss man sagen, dass Dejan für diesen Job total überqualifiziert ist." Möglicherweise hätte Mihevc mit seiner Vita anderswo das Doppelte, wenn nicht sogar das Dreifache verdienen können.
Denn die Vita ist beeindruckend. Mit 19 Jahren begann Mihevc zu coachen, weil er aufgrund von Verletzungen nicht mehr selbst spielen konnte. In Slowenien arbeitete er sich schnell nach oben, trainierte unter anderem die U-16-Nationalmannschaft, war Sportdirektor beim Verband und traf währenddessen zum ersten Mal auf seinen heutigen Chef Filipovski. "Ich habe an der Uni einen Kurs für Basketball bei ihm belegt", erinnert sich Mihevc an sein Sportstudium.
Meister und Pokalsieger in der Heimat
Filipovski verschaffte Mihevc damals auch die Möglichkeit beim slowenischen Serienmeister Olimpija Ljubiljana im Training zu hospitieren. Später wurde Mihevc mit Tajfun Sentjur, dem Team aus seiner Heimatstadt, völlig überraschend slowenischer Meister und Pokalsieger, obwohl es im Jahr zuvor noch fast abgestiegen wäre. Später holte er auch Titel in Polen und Ungarn und wurde als Trainer des Jahres in England ausgezeichnet.
Und womöglich nimmt er an der Basketball-Weltmeisterschaft 2023 teil. Denn seit diesem Länderspielfenster ist er auch Assistent von Sloweniens Nationaltrainer Alexander Sekulic. Mit einem 81:75-Sieg gegen die deutsche Mannschaft gelang die Qualifikation. Kein Selbstläufer, denn das basketballverrückte Slowenien musste auf seinen Superstar Luka Doncic verzichten.
2017 führte der damals 17-Jährige Luka Doncic sein Heimatland zum Europameistertitel. Mittlerweile spielt er bei den Dallas Mavericks in der NBA und ist einer der besten Spieler der Welt. "Ich kenne ihn schon sehr lange, weil ich viel für den Verband gearbeitet habe", sagt Mihevc. Nun hofft er, Doncic im nächsten Sommer auch mal coachen zu dürfen. Für Mihevc wäre das die nächste große Chance, wieder Neues über Basketball zu lernen.