Der Einzug ins Viertelfinale ist bereits perfekt, doch es geht noch um den Gruppensieg, wenn die deutsche Basketball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Japan am Sonntag um 13.10 Uhr auf Slowenien trifft – und auf einen Mann, der Baskets-Fans kein Unbekannter ist. Dejan Mihevc, Mitglied im Trainerstab der Würzburger Bundesliga-Korbjäger, ist Co-Trainer des slowenischen Nationalteams und damit auch von Superstar Luka Doncic. "Er ist geboren, um Basketball zu spielen", sagt Mihevc im Gespräch mit dieser Redaktion über einen der größten Basketballer der Gegenwart.
Der 45-jährige Mihevc, der früher Jugendkoordinator beim slowenischen Verband war, kennt Doncic schon seit Jahren und berichtet staunend: "Er ist ein Spieler, der Dinge auf dem Feld macht, die wir Coaches gar nicht aufzeichnen können." Bei solchen Ausnahmespielern würden – anders als üblich – nicht die Spieler von den Trainern, sondern die Trainer vom Talent der Ausnahmekönner lernen. Und dennoch: "Basketball ist ein Teamsport, und Luka kann nicht alleine einen Titel gewinnen. Es ist wichtig, dass wir es schaffen, ein Team um ihn zu bauen."
Nordkoreanische Rakete raubt Mihevc den Schlaf
Für Freizeit bleibt auf dem "japanischen Hawaii", wie Okinawa genannt wird, keine Zeit. Bis spät in die Nacht analysiert Mihevc oft Videos von den Spielen der Gegner. Mehrere Stunden am Stück findet er selten Ruhe. Daran ist nicht nur der Basketball schuld. Vor einigen Tagen riss ihn eine Alarmmeldung der japanischen Regierung aus dem Schlaf, die der Slowene zunächst mal mit einer App übersetzen musste. Der Inhalt: Das benachbarte Nordkorea habe eine Rakete in Richtung Okinawa abgefeuert. Noch bevor er wie empfohlen einen Schutzraum aufsuchen konnte, kam die Entwarnung. Die Rakete war ins Meer gestürzt.
Einen Absturz erlebte zumindest Mihevc' Team am Freitag nicht, dem es gelang, Australien mit 91:80 zu besiegen. Mit dabei war bei den Australiern der ehemalige Würzburger Xavier Cooks. Die Deutschen hatten am Vormittag mit 100:73 ebenfalls gegen Georgien gewonnen, erlebten aber einen kurzen Schreckmoment, als Kapitän Dennis Schröder einen Schlag auf den Rücken bekam und zwischenzeitlich in die Kabine musste. Gegen Slowenien kann Schröder wohl spielen, doch ob das reicht, um die Mannschaft zu schlagen, die bei der letzten Europameisterschaft noch klar gegen Deutschland gewonnen hat? Um eine klare Antwort windet sich Mihevc: "Deutschland ist stärker als letztes Jahr, wir vielleicht etwas schwächer. Deutschland ist für mich ein Kandidat für eine Medaille."
Mihevc glaubt an slowenischen Sieg
Sind Schröder und Co. am Sonntag also der Favorit? Vielleicht, doch betont Mihevc: "Wir sind hier nicht hergeflogen, um ein bisschen zu spielen. Wir wollen gewinnen. Und ich glaube daran, dass wir das schaffen können."
Geopfert hat der dreifache Vater, der mit Frau und Kindern in Zell in der Nähe von Würzburg lebt, für diesen Traum schon genug. Seit seiner Hochzeit am 9. Juli war Mihevc nur wenige Tage zu Hause. Zunächst arbeitete er im Basketball-Camp des ehemaligen NBA-Stars Goran Dragic, dann ging es direkt zur Nationalmannschaft. Die Flitterwochen sind aufs kommende Jahr verschoben.
Seine Frau dürfte das nicht überraschen, immerhin coacht ihr basketballverrückter Mann, seit er 19 Jahre alt ist. Auch die beiden Söhne Zan (12) und Jakob (9) haben die Leidenschaft für den Sport ihres Vaters geerbt und stehen regelmäßig selbst auf dem Parkett. Das Spiel am Sonntag werden sie sich sicher nicht entgehen lassen und dabei bestimmt "Luka Magic", wie Doncic auch genannt wird, und ihrem Papa die Daumen drücken.