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Basketball: Bundesliga
Die Würzburg Baskets erhalten von Ulm eine ernüchternde Lehrstunde
Im direkten Play-off-Duell zwischen dem Bis-dahin-Achten und dem Nun-Achten hat der gastgebende Basketball-Bundesligist keine Chance.
Symbolbild: Würzburgs Bester, Stanley Whittaker, am Boden.
Foto: Heiko Becker | Symbolbild: Würzburgs Bester, Stanley Whittaker, am Boden.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:33 Uhr

Spätestens nach knapp 25 der 40 Spielminuten war die Ernüchterung, die durch die Halle waberte, fast greifbar. Was für Hoffnungen hatten die Würzburg Baskets, bis Freitagabend Achter der Basketball-Bundesliga, und ihr Anhang vor dem Duell mit dem Bis-dahin-Neunten, ratiopharm Ulm, gehegt?! Zwei Siege und den gewonnenen direkten Vergleich hätten die Unterfranken zwischen sich und die Schwaben legen können. Denkste!

Aber nicht einmal die auch in dieser Deutlichkeit hochverdiente 62:82 (31:39)-Niederlage an sich sollte die Baskets grämen – die Art des Zustandekommens dieser Lehrstunde und der zumindest phasenweise offensichtliche Klassenunterschied sollten wehtun und bescherten etwaigen höherfliegenden Play-off-Träumen der Würzburger einen empfindlichen Dämpfer.

Klar: Es gibt so Abende, an denen fast nichts gelingen will – dennoch: Die Hilflosigkeit über weite Strecken der Partie und vor allem der nicht zu erkennende Wille, sich gegen die Niederlage wirklich zu wehren (was noch nicht häufig geschehen war in dieser Spielzeit), könnten für den weiteren Saisonverlauf Sorgen machen – auch, wenn der Klassenkampf kein Thema mehr sein wird. Nach dem 91:84-Erfolg der Baskets im Hinspiel, haben sie durch die unerwartet deutliche Schlappe auch den direkten Vergleich verloren und sind nach Bambergs Sieg in Hamburg am  Freitagabend von Platz acht auf zehn gerutscht.

Praktisch nur acht Spieler in der Rotation

Freilich: Ohne ihren drittbesten Punktesammler C.J. Bryce, dessen Rekonvaleszenz der lädierten Schulter sich hinzieht, und Eigengewächs Julius Böhmer, dessen Schambein sich entzündet hat, hatte Baskets-Trainer Sasa Filipovski im Grunde nur acht Spieler für seine Rotation zur Verfügung. Die Nachwuchsspieler Elijah Ndi (18, der ein paar Minuten mittun durfte) und Hannes Steinbach (16), Junior des einstigen Würzburger X-Rays-Centers Burkhard Steinbach, standen im Grunde nur auf dem Spielberichtsbogen, damit die von der Liga vorgeschriebenen zehn Namen in den Spalten vermerkt sind.

Bei den Ulmern waren zuletzt fünf Spieler mit ihren Nationalmannschaften unterwegs, ihre beiden Brasilianer, Aufbauspieler Yago Dos Santos und Center Bruno Caboclo, kamen genauso erst unter der Woche ins Schwäbische zurück wie der deutsche Auswahlakteur Karim Jallow.

Dadurch bedingte etwaige Störungen des Biorhythmus' oder andere Jetlag-Folgen? Im ersten Viertel konnte man durchaus auf diesen Gedanken kommen – auch, weil die Gastgeber ihre Gäste so gar nicht gastfreundlich empfingen. Im Gegenteil: Vom Sprungball weg setzten die Baskets die Ulmer unter Druck, verteidigten aggressiv und effektiv und trafen auch ordentlich, weshalb sie den ersten Abschnitt mit 20:12 für sich entschieden.

Das war es dann aber auch schon mit der Baskets-Herrlichkeit an diesem Abend, an dem den Hausherren fortan nicht mehr viel gelingen sollte. Vor allem offensiv war es zumindest eine der dürftigsten, wenn nicht die dürftigste Darbietung in dieser Saison. Und wenn man das Reboundduell derart deutlich verliert (24:36) und dabei auch gerade einmal zwei Abpraller an des Gegners Brett sich krallt, gewinnt man nur in den allerseltensten Fällen eine Partie.

Nachdem sich die Gäste in den ersten zehn Minuten offenbar ein wenig die Beine vertreten hatten und nach dem anfänglichen Suchen auch spielerisch zueinander fanden, gingen sie dank einer enormen Steigerung im zweiten Viertel mit acht Punkten Vorsprung in die Pause. Vor allem wegen eines von zahlreichen Fehlern der Baskets begünstigten 12:2-Laufs – und weil Schiedsrichter Moritz Reiter einen vermeintlichen Buzzerbeater-Dreier von Collin Welp nach sehr kurzem Studium der Videobilder die Anerkennung verweigerte. Was tatsächlich sehr diskutabel war und selbstverständlich zu einem Oropax-nötigen Pfeifkonzert führte.

Sei's drum: Weil die Ulmer, die das zweite Viertel mit 16 Punkten Differenz gewannen, gerade einmal so schön in Fahrt waren, ließen sie sich auch durch die Pause nicht aus der Spur bringen und entschieden die Begegnung in den ersten vier Minuten des dritten Abschnitts: Sie ließen keinen einzigen Punkt der Baskets zu, machten selbst aber 13 weitere zum 52:31 - halbzeitübergreifend war das ein 16:0-Lauf. Fast fünfeinhalb Minuten dauerte es, bis Cameron Hunt die ersten Baskets-Zähler der zweiten Hälfte machte. In hoffnungschürende Distanz kamen die Würzburger anschließend nicht mehr – die Gäste schaukelten die Begegnung viel zu souverän nach Hause.

Basketball, Bundesliga, Männer:
Würzburg Baskets – ratiopharm Ulm 62:82 (20:12, 11:27, 12:20, 19:23)
Würzburg: Whittaker 19, Hunt 13, Hoffmann 11, Welp 6, Carvacho 5, Williams 3, Stanic 2, Griffin 2, Ndi, Steinbach (nicht gespielt).
Ulm: Caboclo 16, Dos Santos 13, Paul 13, Hawley 12, Nunez 11, Jallow 6, Zugic 5, Christen 2, Klepeisz 2, Fuchs 2.
Rebounds: 24 – 36
Vorlagen: 11 – 19
Ballverluste: 18 – 15
Treffer aus dem Feld: 21/47 (45 %) – 28/58 (48 %)
Dreier: 5/17 (29%) – 9/32 (28 %)
Freiwürfe: 15/20 (75 %) – 17/22 (77 %)
Zuschauende: 2813
Quelle: Baskets
 
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