Draußen vor der Tür war der Rasen im Stadion am Dallenberg an diesem Donnerstag schon längst unter einer dicken Schneedecke verschwunden. Es ist in diesen Tagen im Januar noch zu früh, um zu ahnen, wohin der Weg der Würzburger Kickers in diesem Jahr 2024 wohl führen wird. Am Ende könnten, so vermuten derzeit viele, ja fast alle, zwei Aufstiegsspiele gegen den Vertreter der Regionalliga Nord darüber entscheiden, ob es nach zwei Jahren in Liga vier reichen wird zur Rückkehr in die Dritte Liga.
Trotzdem wollten sie beim Spitzenreiter der Regionalliga Bayern jetzt schon einmal Fakten schaffen. Die Kickers hatten etwas zu verkünden im Presseraum des Stadions. Der Vorstandsvorsitzende der Profi-AG, André Herber, hatte sich erstmals seit seinem Amtsantritt im Juli selbst auf das Podium gesetzt, in die Mitte zwischen Sportdirektor Sebastian Neumann zu seiner Linken und Trainer Marco Wildersinn rechts von ihm. "Wir konnten mit beiden die Verträge verlängern", sagte Herber und ergänzte: "Wir freuen uns sehr darüber." Was er freilich erst nach dem offiziellen Statement auf Nachfrage verriet: Die neuen Verträge für die sportlich Verantwortlichen gelten nur im Fall des Aufstiegs. Die Kickers sind, das kann man kaum deutlicher machen, zum Erfolg verdammt.
Kickers-Verantwortliche glauben daran, ihr Ziel zu erreichen
"Die Verträge, die jetzt geschlossen wurden, gelten nur für Liga drei. Das bedeutet, dass wir weiterhin in Gesprächen sind und bleiben. Wir glauben aber daran, dass wir unser Ziel erreichen", betonte Herber. Natürlich gebe es "einen Plan B, und wenn der nicht klappt, auch einen Plan C". Vorerst sind aber Zweifel am eigenen Erfolg verboten. "Wie würde das denn aussehen", so der Vorstandsvorsitzende.
Letztlich erscheint die Vorgehensweise konsequent. Schließlich betonen die Verantwortlichen der Kickers immer wieder, dass der Plan für die Drittliga-Rückkehr nach dem Abstieg im Sommer 2022 auf zwei Jahre ausgelegt war. Im Sommer kann Bilanz gezogen werden. Wie es weitergehen könnte, sollte der Aufstieg nicht gelingen, und ob dann auch Neumann und Wildersinn noch an Bord wären, das bleibt erst einmal offen.
Vorerst gilt also alle Kraft dem Unternehmen Dritte Liga und der möglichen Umsetzung einer solchen Mission ab dem Sommer. Denn die Planungen laufen nun an. "Wir wissen erst Anfang Juni, ob wir aufsteigen. Aber wir sind überzeugt davon, dass wir unser Ziel erreichen und werden entsprechend unsere Planungen intensivieren", sagt Neumann. Spieler für Spieler werde er nun zusammen mit Wildersinn den Kader durchgehen, mit allen Akteure Gespräche führen und sich an die Mannschaftszusammenstellung für die neue Saison machen. Dass der Fokus dabei auf Liga drei liegen wird, davon ist jetzt auszugehen.
Offizieller Trainingsauftakt in Gerbrunn, nicht an der Sieboldshöhe
Die Kickers haben sich selbst in der bisherigen Saison reichlich Gründe geliefert, um Optimismus auszustrahlen. Der ungeschlagene Tabellenführer ist, so findet Trainer Wildersinn, auch gut aus der kurzen Winterpause gekommen. Seit 8. Januar hat das Team bisher im körperlichen Bereich gearbeitet. Das Team ist komplett, Verletzungssorgen gibt es derzeit keine.
"Den Ball haben die Jungs noch nicht gesehen", verrät Wildersinn über die bisherigen Einheiten: "Nicht schön für einen Fußballer." Trotzdem ordnet er den Jahresauftakt als durchaus gelungen ein. Ab der kommenden Woche soll dann auch an den fußballerischen Feinheiten gearbeitet werden. Der offizielle Trainingsauftakt soll am 25. Januar in Gerbrunn – und nicht wie ursprünglich angekündigt auf dem Gelände an der Sieboldshöhe – steigen.
Am 4. Februar geht es dann für eine Woche auf die Ferieninsel Mallorca ins Trainingslager. Ein kurzfristig von Geldgebern möglich gemachter Trip, der das Zusammengehörigkeitsgefühl im Kader noch einmal stärken soll. "Da sind wir Tag und Nacht zusammen. Wir waren in dieser Saison so auch noch nicht unterwegs", sagt Wildersinn und freut sich "auf sicherlich gute Bedingungen".
Wildersinn und Neumann halten Ausschau nach neuem Abwehrspieler
Womöglich ist beim Flug in den Süden neben Torhüter Johann Hipper auch bereits ein zweiter Winterneuzugang mit an Bord. Denn nach dem Abgang von Abwehrspieler Aron Unrath soll der Kader alsbald wieder aufgefüllt werden. Er und Wildersinn seien bereits auf der Suche nach Ersatz, berichtet Neumann: "Wir haben schon ein paar Kandidaten auf der Liste, die wir intensiv durchleuchten."
Gerade im Winter sei es allerdings wichtig, dass sich neue Akteure nahtlos ins Teamgefüge einfügen. "Wenn wir einen Spieler dazu holen, soll der den Anspruch haben, in der ersten Elf zu stehen und auch eine Liga höher spielen zu wollen", stellt Wildersinn dazu klar. Der Konkurrenzkampf soll also nicht kleiner werden. Ganz im Gegenteil.