Roland König (50) war jahrelang Trainer an den DFB-Stützpunkten in Schwarzach (Lkr. Kitzingen) und Randersacker (Lkr. Würzburg) und betreut mittlerweile die Fußball-Regionalauswahl Nordbayern. König war lange selbst begeisterter Fußballer und hatte schon das eine oder andere Talent unter seinen Fittichen. Im Steilpass-Interview erklärt er seine Begeisterung fürs Training mit Kindern und Jugendlichen.
Roland König: Das war Sven Kaiser. Wir kennen uns schon seit 20 Jahren und fahren auch zusammen in den Urlaub. Auch was Fußball angeht, haben wir sehr viele Gemeinsamkeiten.
König: Wir sind beide noch die alte Generation an Fußballern. Bei mir heißt der Sechzehner noch Sechzehner und nicht Box. Mir sind die alten Werte des Fußballs wichtig, obwohl ich als DFB-Trainer natürlich mit der Zeit gehen muss.
König: Ich komme aus Püssensheim (Lkr. Würzburg, Anmerkung der Redaktion) und habe meine Jugend fußballerisch im direkt daneben gelegenen Prosselsheim verbracht. Im Herrenbereich spielte ich in Euerfeld und beim TSV Unterpleichfeld in der Bezirksoberliga. Mein erstes Spiel dort war gegen Sven Kaiser, das wir gewonnen haben. Später hatte ich die Möglichkeit, mit meinen Jugendfreunden in Püssensheim den Verein gemeinsam mit Dipbach noch mal aufleben zu lassen. Beim FC Fahr habe ich meine Karriere ausklingen lassen. Dort war ich noch zwölf weitere Jahre im Verein aktiv, bis 2022/23, als Fahr in die Kreisliga aufstieg. Ich hab dort auch mein letztes Spiel gemacht, für die Alten Herren, ausgerechnet gegen den TSV Unterpleichfeld.
König: Ich habe 2003 meinen Trainerschein gemacht, aber schon vorher Jugendmannschaften trainiert. Die Arbeit mit Kindern hat mir immer unglaublich viel Spaß gemacht, weil ich selbst auch sehr gute Trainer in der Jugend hatte. Ab 2009 war ich fester Stützpunkttrainer, 2018 wurde ich Trainer der Regionalauswahl Nordbayern.
König: Klar gibt es heutzutage TikTok oder Instagram. Dadurch sind die Kinder anders vernetzt. Aber wir am Stützpunkt oder bei der Regionalauswahl arbeiten meist mit sehr privilegierten Kindern, die aufmerksam und freundlich sind. Wir merken da keine großen Veränderungen.
König: Weil man immer wieder etwas zurückbekommt von den Kindern. Es erfüllt mich, den Spielern etwas mitzugeben und natürlich auch, wenn ich sehe, dass es Spieler in die Auswahlmannschaften oder zu größeren Klubs schaffen. Ich freue mich auch immer, ehemalige Spieler später wiederzusehen.
König: Das bekannteste ist sicherlich Aaron Zehnter, er spielt jetzt beim SC Paderborn. Der talentierteste Spieler war aber Moritz Mosandl aus Schwarzach. Er ist beim FC Bayern und hat damals unter Julian Nagelsmann schon im Profikader mittrainiert.
König: Ja, 70 Prozent der Spieler bilden wir für diese Ligen aus. Ein Spieler wie Leonard Langhans, der jetzt beim TSV Aubstadt in der Regionalliga spielt, ist da schon die Ausnahme. Leonard und seine Brüder Max, Johannes und Christopher waren alle bei mir am Stützpunkt. Alle zwei Jahre hat ihr Opa einen anderen Langhans-Bruder zum Training gebracht.
König: Ich habe 1989 bei der Deutschen Bahn angefangen und möchte dort auch in Rente gehen. Ich bin dort Energieelektroniker und betreue elektrische Hochspannungs- und Tankanlagen.
König: Viele Eltern wollen ihren Traum über ihre Kinder ausleben und sind enttäuscht, wenn es nicht funktioniert. Deshalb haben Eltern auch sehr hohe Erwartungen an ihr Kind. Wenn ein Kind dann den Stützpunkt verlassen muss, weil andere Talente besser sind, ist die Enttäuschung oft groß. Zur bayerischen Meisterschaft fahren 15 Spieler aus ganz Nordbayern. Da haben viele kein Verständnis, wenn ihr Kind nur die Nummer 20 ist.
König: Ich glaube, es ist eine Mischung aus beidem, doch bei einer Meisterschaft wollen wir erfolgreich sein. Natürlich kann es sein, dass Spieler, die verletzt waren oder sich extrem verbessern, später noch gesichtet werden. Aber zum Turnier fahren die besten Spieler, die zur Verfügung stehen. Der Erfolg bei diesen Turnieren ist auch wichtig für die Entwicklung der Jungs.
König: Es hilft mir nichts, den besten Perspektivspieler, der aber aus einer Verletzung kommt, zu einem Turnier mitzunehmen, bei dem mehrere Spiele in zwei Tagen anstehen.
König: Ich glaube, dass es gut ist, weil es ja auch das System ist, das finanzierbar ist. Trotzdem könnte man Synergien noch besser nutzen. Beispielsweise die Jugendarbeit in Würzburg: Wenn die Würzburger Kickers und der FV 04 Würzburg zusammenarbeiten würden, wäre da sicherlich noch mehr möglich.
König: Ich spiele den Ball weiter zu meinem Kollegen Martin Djalek. Wir betreuen zusammen das DFB-Mobil Unterfranken. Ein sehr gutes Projekt, das mehr Aufmerksamkeit verdient. Aber dazu kann Martin dann mehr erzählen.
Das Interview-Format "Steilpass"
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