Dieses 92. Aufeinandertreffen der Würzburger Kickers mit dem FC 05 Schweinfurt war, das steht außer Frage, etwas Besonderes. Denn auch wenn die historische Bilanz zwischen beiden Klubs mit 43 Schweinfurter Siegen, 37 Kickers-Erfolgen und elf Remis für die Grünen aus der Kugellagerstadt spricht. Die Rothosen schienen dem Rivalen in den vergangenen Jahren schlichtweg enteilt zu sein. Bester Beweis: Der letzte Sieg des FC 05 am Würzburger Dallenberg ist sogar schon 18 Jahre her. Landesliga Nord hieß die Spielklasse damals und gerade einmal 886 Menschen sahen den 3:1-Auswärtssieg der Schnüdel.
Das waren noch gänzlich andere Zeiten im unterfränkischen Fußball. An diesem Freitag war die Kulisse schon eine ganz andere. Als Spitzenreiter war der FC 05 nach Würzburg gekommen und wollte, wie es Trainer Viktor Kleinhenz formulierte, "die Hierarchien im unterfränkischen Fußball auf den Kopf stellen". Für die Kickers, die vor vier Jahren noch zwei Ligen über den Schweinfurtern spielten, ging es darum, die zuletzt unter dem neuen Trainer Martin Lanig gewonnene Zuversicht zu behalten.
Zerfahrene Partie mit intensiven Zweikämpfen im Mittelfeld
Nach zuletzt sieben Partien ohne Niederlage hatte der Kickers-Trainer keine Veranlassung gesehen, sein zuletzt mit 4:0 in Bamberg siegreiches Team zu verändern. Die Würzburger agierten in der von Lanig verordneten 3-5-2-Grundordnung, wobei bei Schweinfurter Ballbesitz aus der Dreierabwehr eine Fünferreihe wurde.
So wollten die Kickers verhindern, dass die Gäste wie bei ihren bisherigen 13 Saisonspielen das 1:0 erzielen. Und trotzdem wäre es in der 14. Minute um ein Haar so weit gewesen. Der 16-Meter-Flachschuss von Ex-Kickers-Akteur Leonard Langhans strich nur knapp am Tor vorbei. Torraumszenen aber blieben in der Anfangsphase Mangelware. Beide Teams rieben sich in intensiven Zweikämpfen im Mittelfeld auf.
Die Schweinfurter mussten auf ihren erkrankten Flügelflitzer Martin Thomann verzichten. Der Spitzenreiter war auch am Dallenberg zwar um Spielkontrolle bemüht. Den eher passiv auftretenden Kickers war dagegen der Respekt vor dem Tabellenführer deutlich anzumerken. Die Würzburger stellten die gefährlichen Räume zu und ließen die Gäste ansonsten erst mal machen.
Und so entwickelte sich im einsetzenden Regen in Halbzeit eins ein Spiel, bei dem die prickelnde Flutlicht-Kulisse noch die größte Attraktion war: 6874 Zuschauerinnen und Zuschauer füllten die Tribünen am Dallenberg – Saisonrekord in der Regionalliga Bayern. Eine tolle Kulisse für ein Fußballspiel, das die im Vorfeld hohen Erwartungen aber kaum erfüllen konnte.
Bis fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff die Grünen im Stadion dann doch jubelten, aber Sebastian Müller beim vermeintlichen Führungstor im Abseits stand. In der 45. Minute ging es dann plötzlich noch mal in die andere Richtung, als sich Moritz Hannemann am Strafraumeck durchsetzte und mit seinem sehenswerten Schuss die Latte traf. Ein Kracher kurz vor dem Seitenwechsel, der das zerfahrene Spiel aber auch nicht wirklich besser machte.
Gelb-Rot gegen Schweinfurts Fery ändert den Spielverlauf
Denn auch nach der Pause blieb das Geschehen auf dem vom Regen aufgeweichten und glitschigen Rasen sehr zerfahren. Ein paar Halbchancen hüben wie drüben, ein in letzter Sekunde abgeblockter Schuss des eingewechselten Schweinfurters Patrick Hofmann (66.) und ein folgenreiches, taktisches Foulspiel von FC-05-Urgestein Kevin Fery. Der hatte bereits in der ersten Halbzeit, als er in einem Zweikampf mit Tim Kraus zu spät gekommen war, Gelb gesehen. Sein Halten gegen Hannemann ahndete der Schiedsrichter mit Gelb-Rot (69.).
Und plötzlich stand die Partie unter anderen Vorzeichen: Die Kickers waren fortan in Überzahl und übernahmen nun mehr die Initiative. Jetzt waren es die Grün-Weißen, die sich am eigenen Strafraum einigelten. Doch die Roten fanden die Lücke: Hannemann spielte den eingewechselten Benyas Junge-Abiol auf dem rechten Flügel frei, der bediente Torjäger Benjamin Girth, und der Routinier, der an diesem Abend die Kapitänsbinde trug, erzielte den von der Mehrzahl der Zuschauerinnen und Zuschauer stürmisch bejubelten Würzburger Führungstreffer (81.).
Doch es dauerte nicht lange, bis die Schweinfurter die dicke Ausgleichschance bekamen. Der für den angeschlagenen Tim Kraus, lange der beste Mann auf dem Feld, eingewechselte Elias Härtl, spielte dem frei stehenden Patrick Hofmann den Ball wenige Meter vor dem Tor direkt in die Füße.
Doch Kickers-Torhüter Vincent Friedsam lenkte dessen Schuss mit den Zehenspitzen an den Innenpfosten. Und Friedsam zeigte noch eine weitere Glanztat, als er in der Nachspielzeit einen Kopfball des eingewechselten Thomas Meißner an die Latte lenkte. Im Anschluss klärte Fabian Wessig auf der Linie. So blieb Schweinfurt erstmals in dieser Saison ohne eigenes Tor und kassierte die dritte Niederlage. Während die Würzburger Kickers ihren Rückstand auf den Tabellenführer mit diesem Sieg bis auf drei Punkte verkürzten.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
FC Würzburger Kickers – FC 05 Schweinfurt 1:0 (0:0)
Würzburg: Friedsam – Kraus (79. Härtl), Awassi, Fahrahnak – Montcheu (46. Wieselserger), Wessig, Zaiser, Hannemann, Uhl – Japaur (73. Junge-Abiol), Girth (86. Meisel).
Schweinfurt: Schneller – Langhans, Frisorger (87. Meißner), Trslic, Piwernetz (90.+4 Feulner) – Bausenwein (62. Hofmann), Fery – Anglberger (84. Bozesan), Müller, Endres (70. Böhnlein) – Dellinger.
Schiedsrichter: Assad Nouhoum (Fürstenfeldbruck). Zuschauende: 6874. Tor: 1:0 Benjamin Girth (81.). Gelb-Rot: Kevin Fery (69., Schweinfurt).
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Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management