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Fußball: Regionalliga
Interview: Wie Martin Lanig die Würzburger Kickers auf "den Weg nach oben" bringen will
Während seiner Profikarriere langweilten den neuen Coach der Würzburger Kickers Kabinengespräche oft, als Trainer will er mehr als nur ein Taktik-Anweiser sein.
Der neue Trainer Martin Lanig trifft am Samstag in seinem ersten Spiel als Trainer der Würzburger Kickers auf den TSV Aubstadt.
Foto: Silvia Gralla | Der neue Trainer Martin Lanig trifft am Samstag in seinem ersten Spiel als Trainer der Würzburger Kickers auf den TSV Aubstadt.
Carolin Münzel
 und  Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 04.10.2024 02:41 Uhr

An diesem Samstag (14 Uhr) steht für Martin Lanig die Premiere an. In seinem ersten Spiel als Trainer des Fußball-Regionalligisten Würzburger Kickers trifft er am Dallenberg auf den unterfränkischen Rivalen TSV Aubstadt. Nach drei Spielen ohne Niederlage unter dem Interims-Trainerduo mit Sebastian Neumann und Ronny Ermel plant Lanig keine großen personellen Veränderungen im Team. Vor der Partie spricht der 40-Jährige im Interview über seine Profi-Karriere, seine Trainer-Philosophie und seine Ziele in Würzburg. 

Frage: Beim Namen Martin Lanig denken Fußball-Interessierte zunächst an den Ex-Profi, der in Stuttgart, Köln und Frankfurt 123 Mal in der Bundesliga gespielt hat. Welcher Moment aus Ihrer aktiven Karriere ist bei Ihnen besonders haften geblieben?

Martin Lanig: Am meisten werde ich mit Frankfurt und meinem Siegtor 2013 im Euroleague-Spiel gegen Bordeaux in Verbindung gebracht, bei dem 18.000  Eintracht-Fans dabei waren. Darauf sprechen mich extrem viele Leute an. Das war ein schöner Moment, aber noch mehr hat es mir bedeutet, als ich 2008 den Vertrag beim VfB Stuttgart unterschrieben habe. Das war etwas ganz Besonderes.

Weshalb?

Lanig: Da ist der große Traum in Erfüllung gegangen, den ich schon als kleiner Junge hatte. Plötzlich war ich in einer Mannschaft mit Mario Gomez, Cacau, Thomas Hitzelsberger und Jens Lehmann. Ich war 23. Dass mich der VfB unter Vertrag genommen hat, war eine große Wertschätzung.

War der VfB, der Verein, der Sie am meisten geprägt hat?

Lanig: Das würde ich so nicht sagen. Jeder Verein hat mich auf seine Weise geprägt. Ich mag den VfB. Das ist ein toller Verein. Ich hatte dort ein absolut professionelles Umfeld, das so gut strukturiert war, wie ich es nie mehr erlebt habe. Ich war noch jung, als ich dort spielte, und habe dann ab 2010 in Köln das Geschäft von einer ganz anderen Seite kennengelernt.

Inwiefern?

Lanig: Da bist du in einer riesigen Stadt, in der sich gefühlt alles und jeder 24 Stunden am Tag mit dem FC auseinandersetzt. Du verlierst komplett deine Anonymität, der Druck ist enorm hoch. Köln ist eine Medienstadt. Es war interessant zu sehen, wie die Boulevardmedien in den Verein und die Gremien verstrickt sind. Sportlich war es dort immer durchwachsen, im zweiten Jahr sind wir schließlich abgestiegen. Das alles im Kopf beiseite zu wischen, um in den Spielen möglichst gut zu sein, war eine Herausforderung. Letztlich war es eine gute Zeit. Ich habe in Köln meine Frau kennengelernt (lacht). Heute haben wir zwei Kinder und einen Hund. Die Familie und gute Freunde, das ist es, was einem in schwierigen Zeiten Halt gibt.

Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?

Lanig: Es gibt Situationen, die schwierig sind, in denen man nicht direkt Zugriff auf eine innere Kraftquelle hat. Da war zum Beispiel mein Kreuzbandriss in Stuttgart. Eine schlimme Verletzung, von der ich mich zurückgekämpft habe. Man erleidet im Lauf einer Karriere viele Rückschläge unterschiedlichster Art. Am Schluss ist entscheidend, wer mit Rückschlägen am besten umgehen kann. Ich bin meinen Weg immer konsequent gegangen, habe nie vergessen, wo ich herkomme und immer versucht, mich zu verbessern. Ich habe gelernt, dass es sich auszahlt, wenn man hart arbeitet, neugierig ist und offen für Neues.

'Wir wollen Tag für Tag besser werden.' Martin Lanig bei der Arbeit mit den Spielern der Würzburger Kickers auf dem Trainingsplatz.
Foto: Silvia Gralla | "Wir wollen Tag für Tag besser werden." Martin Lanig bei der Arbeit mit den Spielern der Würzburger Kickers auf dem Trainingsplatz.
Neue Erfahrungen durften Sie nach Ihrer Zeit in Stuttgart und Köln noch in Frankfurt und auf Zypern sammeln. Was hat sie dort geprägt?

Lanig: In Frankfurt auf jeden Fall die Euro-League-Reisen und der Fan-Support. Das sind Dinge, die vergisst man nicht. Bei der Eintracht habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, dass eine Mannschaft charakterlich zusammenpasst. Von Zypern habe ich Erfahrungen mitgenommen, die über den Fußball hinausgehen: die Lebenshaltung, die Einstellung der Menschen. Wenn man da mit Freunden und Familie zusammensaß, da spielten ganz andere Dinge eine Rolle als in Deutschland. Da ging es um gutes Essen, guten Wein und die Gemeinschaft. Nicht um die neusten Autos.

Das heißt, in Deutschland, drehten sich viele Gespräche mit den Mitspielern um Autos?

Lanig: Ja. Und um Statussymbole im Allgemeinen.

Spielen die heute eine größere Rolle als früher?

Lanig: Das nicht. Aber die finanziellen Möglichkeiten von Profifußballern sind immer größer geworden und entsprechend werden die Statussymbole teurer. Bei mir war es irgendwann so, dass ich mir die Frage gestellt habe, ob das alles sein soll. Zu vergleichen, wer welche Uhr trägt, das erfüllt einen nicht. Das war auch der Grund, warum ich mit meinem Sportmanagementstudium begonnen habe.

Sie haben vieles hinterfragt, sind dem Fußball aber trotzdem treu geblieben und streben jetzt eine Trainerkarriere an ...

Lanig: Eine Zeit lang haben mich die Abläufe im Profigeschäft, die Themen in der Kabine gelangweilt. Aber der Fußball hat einen unheimlichen Reiz. Und ich bin reifer geworden, gehe Sachen anders an. Mir macht es Spaß, mit Menschen zu arbeiten, sie zu begleiten. Ich bin absolut davon überzeugt, dass du die Leistungsfähigkeit einer Mannschaft langfristig nur steigern kannst, wenn du in deiner Arbeit als Trainer über die Rolle eines reinen Taktik-Anweisers hinausgehst. Das ist die spannende Aufgabe.

Teamplayer: Martin Lanig (Mitte) mit seinem neuen Assistenten Ronny Ermel (rechts) und Torwarttrainer Niko Sternberg.  
Foto: Silvia Gralla | Teamplayer: Martin Lanig (Mitte) mit seinem neuen Assistenten Ronny Ermel (rechts) und Torwarttrainer Niko Sternberg.  
Für die Sie zunächst zwei Jahre Zeit haben. Ihr Vertrag bei den Kickers läuft bis Sommer 2026. Wo steht Würzburg dann?

Lanig: (lacht) Ich weiß es nicht. Ich kann nicht in die Zukunft schauen!

Und wenn Sie es sich aussuchen könnten?

Lanig: Wir wollen Tag für Tag besser werden. Mit der Arbeit an diesem Ziel haben wir als Team schon begonnen. Und wenn wir das erreichen, dann wird unser Weg nach oben gehen – auch ohne festen Zeitplan (lacht).

Ihre ersten Tage als Kickers-Trainer sind also gut verlaufen?

Lanig: Ich lebe ganz in der Nähe, in Lauda-Königshofen. Bin dort aufgewachsen. Ich habe also schon immer einen regionalen Bezug zu Würzburg, kenne ja auch das Gelände hier. Das macht es natürlich leichter. Trotzdem ist vieles neu für mich. Derzeit bin ich dabei, die ganzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen, die Struktur des Klubs zu verstehen. Es geht jetzt darum, mit den Menschen, mit denen ich in Zukunft täglich zusammenarbeiten werde, eine tiefere Beziehung aufzubauen. Da gibt es sehr viel zu tun.

Sie haben zuletzt als Drittliga-Experte für "Magentasport" gearbeitet. Machen Sie den Job weiter?

Lanig: Wenn es zeitlich passt, dann ja. Das darf sich natürlich nicht mit der Tätigkeit bei den Kickers überschneiden. Aber ich denke, wenn ich das ab und zu mache, profitieren alle Seiten davon. 

 
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  • Martin Arold
    Viel Glück und Erfolg und natürlich herzlich Willkommen in Würzburg Martin Lanig. Guter Typ, interessantes Interview, aber die Fußballfans wissen alle am Ende zählt der Erfolg. Drücke die Daumen das hier Martin Lanigs Trainerkarriere erfolgreich startet. Auf geht's ihr Roten!! Endlich sind ja die Heimtrikots tatsächlich wieder rot ;-)
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  • Jochen Freihold
    Als ausgewiesener Fußball-Fan freut und bereichert auch mich dieses gelungene Interview. Ein sympathischer, bodenständiger und hoffnungsvoller junger Trainer. Martin Lanig hat in seiner Erfahrung als Fußballer offenkundig die Gabe zu Selbstreflexion und Vorbildfunktion entwickelt. Jetzt kommt es auf Spieler und Umfeld an. Viel Glück und Erfolg bei den Würzburger Kickers! Vielleicht wird daraus ja ein Langzeit-Engagement.

    Dann hätte auch der eingefleischte Kickers-Sportredakteur Frank Kranewitter Anlass, nicht täglich lediglich jeden Grashalm am Dallenberg umzudrehen, hierüber endlos zu schreiben und auch noch zu kommentieren. Allzu Belangloses in mepischer Breite nervt auf Dauer. Wie man aus diesem Interview eines Hofberichterstatters ersieht, besteht durchaus noch berechtigte Hoffnung. Mit Martin Lanig auf zu neuen Ufern!
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