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WÜRZBURG
Baskets-Mitbegründer Jochen Bähr zieht sich weiter zurück
Von unserem Mitarbeiter Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 22.08.2022 17:09 Uhr

Die Kunde erreichte am Montagmorgen per Brief etliche Firmen und Geschäftsleute in der Region – und dürfte bei den Partnern von Basketball-Bundesligist s. Oliver Baskets für Gesprächsstoff gesorgt haben. Jochen Bähr, Mitbegründer, Galionsfigur und Gesicht der Baskets gleichermaßen, zieht sich weiter von den Würzburger Erstliga-Korbjägern zurück – ein kompletter Ausstieg ist offenbar nicht ausgeschlossen.

Nachdem er zum 30. Juni diesen Jahres bereits den Posten als Baskets-Geschäftsführer geräumt hat, verzichtet Bähr nun also auch auf eine ihm angedachte Position im noch zu installierenden Aufsichtsrat. „Da die Arbeit im Aufsichtsrat ebenso zeitaufwendig und belastend wäre wie die Funktion als Geschäftsführer, kann ich dies mit meiner Tätigkeit als Geschäftsführer bei 'büroforum' nicht mehr vereinbaren“, teilte der 43-Jährige den Sponsoren schriftlich die Beweggründe für seinen Verzicht mit – und wurde im Gespräch mit dieser Zeitung noch deutlicher: „Egal ob Hausmeister oder Aufsichtsrat, letztlich bleiben viele Dinge dann doch bei mir hängen. Und nach vielen Jahren ehrenamtlicher Arbeit kann ich das einfach nicht mehr einfach so leisten.“

3,5 Millionen Euro Jahresetat

Bähr war schon letzte Saison bei den Baskets kürzergetreten und hatte sich auch öffentlich mehr und mehr zurückgenommen. Indes kümmerte er sich weiter um die Betreuung alter und die Akquise neuer Sponsoren – seine maßgebliche Aufgabe in all den Jahren seit der Baskets-Gründung 2007. Vor allem dank ihm gewann der Würzburger Basketball nach der Insolvenz der früheren „X-Rays“ anno 2005 und dem gescheiterten Neuanfang durch Dirk-Nowitzki-Mentor Holger Geschwindner mit dem „USC Mainfranken“ 2006 neues Vertrauen in der heimischen Wirtschaft. Bähr war es auch, der vor drei Jahren den Vertrag mit dem namensgebenden Hauptsponsor s. Oliver einfädelte und damit die Tür zur ersten Liga öffnete. Aktuell beträgt der Jahresetat der Baskets rund 3,5 Millionen Euro, eine für Würzburger Verhältnisse enorme Summe – maßgeblich Bährs Verdienst.

Ganz unvermittelt kommt der sich scheibchenweise vollziehende Rückzug – Bähr bleibt bis auf Weiteres Gesellschafter der „Sport und event Würzburg Baskets GmbH“, dem wirtschaftlichen Träger des Erstligisten – freilich nicht. Schon seit geraumer Zeit gibt's hinter den Kulissen unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Ausrichtung des Klubs, gerade was die Vermarktung betrifft. Bähr hatte nach eigener Aussage angeboten, künftig bei seiner eigenen Firma kürzerzutreten, um sich noch stärker im Baskets-Marketing engagieren zu können – gegen ein entsprechendes Honorar, um die Einnahme-Ausfälle aus seiner Geschäftsführer-Tätigkeit des „büro- und wohnforums“ am Heuchelhof zu kompensieren. Doch das lehnten die Mit-Gesellschafter um Rechtsanwalt Bruno Fraas, Steuerberater Norbert Wagner sowie Projekt-Manager Gerold Bader unter dem Hinweis auf die fehlenden finanzielle Möglichkeiten ab. „Es war ein sachliches Gespräch darüber in dieser Gesellschafter-Versammlung. Ich hätte es sehr gerne gemacht, aber nun muss ich nach fast sieben Jahren auch einmal an mich denken“, sagt Bähr dazu.

Wie geht nun bei den Baskets weiter? Wer übernimmt künftig Bährs Aufgaben? Gibt es einen Plan B der Mit-Gesellschafter? Drängende Fragen, auf die es nur bedingt auch Antworten gibt. Wagner und Bader sind seit dieser Woche im Urlaub, „und ich bin heute den ersten Tag aus dem Urlaub zurück und kenne dieses Schreiben gar nicht“, sagte Fraas, der sich am gestrigen Montag ziemlich überrascht zeigte von der jüngsten Entwicklung: „Vom Grundsatz her ist es ja so, dass Herr Bähr den Etat und die Sponsoren-Verträge für die kommende Saison gemacht hat, und da hat er für sich nichts vorgesehen. Ich wüsste nicht, woher wir jetzt das Geld nehmen sollten. Aber das ist meine persönliche Meinung, ich bin nur einer von acht Gesellschaftern. Ich werde mich mit den anderen Gesellschaftern darüber unterhalten und abstimmen. Mehr möchte ich im Moment dazu nicht sagen.“ Eine weitere Zusammenarbeit mit Bähr ist für den Wirtschaftsjuristen nicht restlos ausgeschlossen. „Wir haben keinen Plan B, Jochen Bähr hat die Baskets gegründet, grundsätzlich wäre er immer Plan A.“

Und auch für Bähr ist das Kapitel wohl noch nicht gänzlich beendet, wie sein abschließender Satz verrät: „Denn schließlich sind die Baskets ja irgendwie auch mein Kind.“

 
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