
Nach zuvor fünf Niederlagen in Serie in der Basketball-Bundesliga (BBL) haben die FIT/One Würzburg Baskets am Mittwochabend das Frankenderby gegen die Bamberg Baskets nach Verlängerung mit 98:93 (44:41, 86:86) für sich entschieden. Ein Sieg, den sich die Würzburger trotz weiterhin heftigster Personalsorgen erkämpft haben und der für die neun Spiele im März (fünf Mal BBL, vier Mal Basketball Champions League) beflügeln soll. Trainer Sasa Filipovski war im Anschluss vor allem stolz auf die kämpferische Leistung seiner Mannschaft.
"Natürlich hatten wir auch Glück, dieses Spiel zu gewinnen", fügte der Slowene hinzu, der sich wieder auf Jhivvan Jackson verlassen konnte. Zwar traf der Puerto-Ricaner nur sechs seiner 21 Würfe (plus zehn von elf Freiwürfen), aber mit 25 Punkten, neun Assists und sieben Rebounds zeigte er eine starke Leistung. Trotzdem war ihm eine gewisse Müdigkeit anzumerken, was sich in fünf Ballverlusten bemerkbar machte. Bitter für die Baskets: Die 17-tägige Spielpause gilt nicht für den Würzburger MVP-Kandidaten, denn er reist nach Mittelamerika, um mit dem Nationalteam gegen die USA und Kuba zu spielen.
Vor der Länderspielpause, genau passend zum Tag der Zwischenzeugnisse in Bayern, ist es Zeit, mal die bisherige Saison bei den Würzburgern zu klassifizieren und die Spieler der Baskets zu benoten, natürlich nicht ohne die Meinung des 50-jährigen Cheftrainers:
Nummer 0 Mike Lewis II: "Er kann sein Passspiel verbessern, ist aber ein guter Werfer, der seine Rolle als zweiter Aufbauspieler akzeptiert hat", kommentiert Filipovski den in der Länderspielpause für Katar spielenden Lewis II. In durchschnittlich 21 Minuten kommt Lewis bisher auf starke 12,5 Zähler, aber nur auf 2,3 Vorlagen pro Partie. Weil der 26-Jährige aber immer wieder wichtige Würfe in entscheidenden Phasen trifft, fällt das Fazit eher positiv aus. Note: 2.
#1 Zac Seljaas: "Seinen Wert hat Seljaas gezeigt, als er nicht dabei sein konnte", beschreibt Filipovski seinen Leader. Zu Beginn der Saison hatte Seljaas teilweise Probleme mit seinem Wurf, vor allem in der BBL. Mittlerweile hat er sich stabilisiert und gegen Bamberg im zweiten Spiel nach seiner Verletzungspause seine gewohnte Treffsicherheit gezeigt. Note: 2+.
#2 Bazou Kone: Erneut erlebt Kone eine Saison, die vor allem von Verletzungen geprägt ist. Seine beste Partie lieferte der Hamburger gegen seinen Ex-Klub Ludwigsburg, als er zehn Punkte erzielte. Nach einigen Partien, vor allem zuletzt in der Basketball Champions League, schwärmte Filipovski von der Verteidigung des 31-Jährigen. Note: 3.
#3 Calvin Wishart: Der US-Amerikaner, der eigentlich im ProB-Team spielt, half zuletzt aus und kam nach einigen Anpassungsschwierigkeiten immer besser auf dem Feld zurecht. Spannend bleibt, ob die Baskets bei Wishart eine langfristige Perspektive sehen. Note: 3.
#5 Owen Klassen: Der Kanadier hat den Baskets dieses Jahr sogar schon Spiele (Heimspiel gegen Hamburg) gewonnen und seinen Output vor allem beim Rebound gesteigert. Immer wieder hat Klassen Foul- und Krankheitsprobleme. Trotzdem ist er der defensive Anker der Baskets und Filipovski sehr froh, ihn im Kader zu haben. Note: 2.
#6 Maximilian Ugrai: Das Würzburger Eigengewächs erlebt eine der schwierigeren Saisons seiner Karriere, ähnlich der letzten in Ulm 2019/20. "Max hat immer wieder Pech bei seinen Abschlüssen. Ich hoffe, das gleicht sich noch aus", meint Filipovski, der auch betont, dass Ugrai seine guten Momente hatte. Außerdem gehe der Wert des Co-Kapitäns weit über das Geschehen auf dem Feld hinaus. Beispielsweise sei Ugrai ein Mentor für Ausnahmetalent Hannes Steinbach. Note: 4.
#7 Hannes Steinbach: "Er ist eines der größten Talente in Deutschland in seinem Jahrgang", weiß Filipovski, der sehr stolz darauf ist, Steinbach trainieren zu dürfen. Trotzdem habe man im Januar auch für seine Entwicklung bezahlt. Aber: Steinbach war im Januar der beste Rebounder der Liga und legte mit 19,5 den fünftbesten Effektivitäts-Wert für diesen Monat auf. Die Entwicklung spricht für den Youngster, der deutlich über seinen Erwartungen spielt. Note: 1-.
#10 Fabian Bleck: "Ich weiß, dass er für seine offensiven Leistungen kritisiert wird. Aber seinen größten Einfluss hat er in der Defensive, wo er uns das Spiel gegen Igokea im Dezember gewonnen hat", lobt Filipovski. Bleck wurde im Sommer nicht für seine Punkte verpflichtet, erfüllt seine Rolle, aber seine Verletzung trübt den Gesamteindruck. Note: 3.
#11 Nelson Phillips: Der US-Amerikaner überzeugte von Beginn an mit seiner Athletik, aber musste sich noch an Filipovskis Spielsystem gewöhnen. Leider fehlt der 26-Jährige nun zum zweiten Mal verletzt, was bitter ist, weil er Ende Dezember seine besten Partien zeigte. Note: 3.
#22 Lukas Wank: "Er wird immer mehr wie Javon Bess", freut sich Filipovski, dass Wank die ihm angedachte Rolle mehr und mehr erfüllt. Bisher trifft er gut 36 Prozent seiner Dreipunktwürfe. Ein Wert, der in Wanks Karriere schon höher war und auf Steigerungspotential in der Offensive hindeutet. Defensiv ist er schon "Würzburgs Verteidigungsminister". Note: 2-.
#24 Aubrey Dawkins: Die Nachverpflichtung hat ihr Selbstvertrauen gesteigert. "Als er aus Russland zu uns kam, war er auch körperlich in keiner guten Verfassung", erklärt Filipovski. Wenn sich Dawkins weiter akklimatisiert, könnte er noch die erwartete Verstärkung werden, die seine Vorleistungen erhoffen ließen. Note: 3.
#55 Tyrese Williams: Anfang der Saison musste Williams als Point Guard aushelfen. "Das ist nicht seine Position, auch wenn er sich am Ball noch verbessern kann", urteilt Filipovski. Williams besticht vor allem mit Defensive und seinem konstanten Wurf. Die Dreierquote von wettbewerbsübergreifend unter 30 Prozent schmälert allerdings die Gesamtbewertung. Umso wichtiger, dass der entscheidende Wurf gegen Bamberg am Mittwoch drin war. Auch wenn dabei etwas Glück im Spiel war, als Williams in der Verlängerung zur 96:93-Führung traf. Note: 3.

#56 Jhivvan Jackson: "Er spielt wie ein MVP", lobt Filipovski seinen Anführer, dem er sogar noch Verbesserungspotenzial zuschreibt. Trotzdem ist Jackson bisher der beste Spieler in einem Würzburger Team, das trotz etlicher Verletzungsprobleme noch deutlich über dem Erwartbaren steht, vor allem dank ihres Topscorers Jackson. Note: 1.
Die Nachwuchsspieler Christian Skladanowski, David Gerhard und Jonas März kamen bisher nur selten oder gar nicht zum Einsatz, sodass eine Bewertung noch nicht sinnvoll war.
Basketball: Bundesliga, Männer
Bamberg Baskets – FIT/One Würzburg Baskets 93:98 (23:23, 18:21, 26:21, 19:21, 7:12)
Bamberg: Segu 18, Locke 17, Feazell 15, Lofton 13, Moller 11, Stanic 9, Watson-Boye 4, Krimmer 3, Horvath 2, Petkovic 1, Kuku (nicht eingesetzt).
Würzburg: Jackson 25 (9 Assists), Lewis 19, Seljaas 17, Steinbach 15 (10 Rebounds), Williams (10), Klassen 5 (13 Rebounds), Skladanowski 4, Wank 3, Gerhard, Dawkins (beide nicht eingesetzt).
Rebounds: 39 – 51. Vorlagen: 24 – 18. Ballverluste: 5 – 12. Treffer aus dem Feld: 33/75 (44%) – 32/73 (44%). Dreier: 8/33 (24%) – 10/34 (29%). Freiwürfe: 19/31 (61%) – 24/30 (80%). Schiedsrichter: Steve Bittner, Armin Mutapcic, Nicolas Brendel. Zuschauende: 4493.