
Die Basketball-Bundesliga hat Länderspiel-Pause. Zeit für Erholung, Training und beim einen oder anderen Verein auch für ein Testspiel. Nicht so für Mike Lewis II. Der aus Houston stammende US-Amerikaner in Diensten der FIT/One Würzburg Baskets fliegt zum Nationalteam. Allerdings läuft er nicht für den Olympiasieger USA auf, sondern für den Golfstaat Katar, der sich die Ausrichtung der nächsten Basketball-Weltmeisterschaft 2027 gesichert hat.
Im Basketball ist es erlaubt, einen "naturalisierten Spieler" pro Land einzusetzen. Auch die deutsche Nationalmannschaft machte von dieser Möglichkeit schon mehrfach Gebrauch, um beispielsweise die NBA-Profis Chris Kaman oder Nowitzki-Teamkollege Shawn Bradley einzubürgern. Aktuell läuft mit Nick Weiler-Babb ebenfalls ein in den USA geborener Spieler des FC Bayern München für Deutschland auf. Doch während andere Länder, auch in Europa, willkürlich Spieler einbürgern, hatten die deutschen Akteure meist Eltern oder Großeltern deutscher Herkunft.
Bisher zwei Niederlagen in der Qualifikation
Lewis II trifft nun an diesem Freitag, 22. November, mit Katar auf Indien (13.30 Uhr MEZ) und am Montag, 25. November, auf den Iran (18 Uhr). Beide Spiele sind Teil der Qualifikation für die Asien-Meisterschaft 2025. Auch im ersten Länderspiel-Fenster im Februar lief er schon für Katar auf. Trotz seiner 17 Punkte und acht Korbvorlagen unterlag der Golfstaat damals dem Iran nach Verlängerung. Auch gegen Kasachstan punktete Lewis zweistellig (15), sein Team verlor dennoch mit 68:73. Und bevor er nach Würzburg kam, spielte er im September auch in Testspielen mit.
Als Lewis II in der Saison 2021/22 für die Basketballer aus Dabrowa Górnicza in Polen spielte, wurde der damalige Nationaltrainer Katars, Thanasis Skourtopoulos, auf ihn aufmerksam. Jener sei damals auch Trainer bei einem griechischen Klub gewesen und habe ihn auch dorthin holen wollen, berichtet der Aufbauspieler mit doppelter Staatsbürgerschaft. "Ich freue mich auf das wärmere Wetter", sagte der 26-Jährige nach dem Auswärtsspiel in Ludwigsburg zu den anstehenden Länderspiel-Reisen. Große Erwartungen habe er diesbezüglich nicht.
Katar ist bekannt für "Sportswashing"
"Katar hat vor einigen Jahren begonnen, ein neues Basketball-Team aufzubauen", erklärt er. Der Wüstenstaat will bis zur WM 2027 international wettbewerbsfähig sein. Katar wird aber nicht zuletzt im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, die im Emirat am Persischen Golf stattfand, immer wieder vorgehalten, Sportswashing zu betreiben. Auch die Handball-WM 2015 und die Leichtathletik-WM 2019 fanden dort statt, die Tischtennis-WM 2025 wird folgen. Damit versucht das Land, das große Interesse an Sportarten und weltweit beachteten Wettbewerben für sich zu nutzen, um sein Ansehen zu verbessern und seine Bedeutung zu vergrößern.
Schon für die Handball-Weltmeisterschaft 2015 in Katar hatten die dortigen Funktionäre zahlreiche europäische Spitzenhandballer mit viel Geld gelockt und mit einem katarischen Pass ausgestattet. Bei der Fußball-WM 2022 war dies nicht der Fall, da die Fifa sehr hohe Hürden aufstellt, um für einen weiteren Verband Länderspiele bestreiten zu können.
Sicherlich würde der internationale Spielermarkt wohl interessantere Optionen als den zweiten Aufbauspieler eines Basketball-Bundesligisten bieten, die für einen finanziellen Anreiz auch eine zweite Staatsbürgerschaft annehmen würden. Weil die NBA und die Euroleague für die Länderspiel-Pause ihren Spielbetrieb nicht unterbrechen, die Basketball Champions League, in der die Würzburg Baskets in dieser Saison mitspielen, aber schon, nominierten die Katarer Mike Lewis II. Moralische Bedenken habe er dabei nicht, sagt er.