
Vor dem Start in die Saison stellten die FIT/One Würzburg Baskets ihren Kader auf Instagram vor und beschrieben die Akteure jeweils mit einem witzigen Fakt. Bei Flügelspieler Nelson Phillips stand da: "Gemeinsam mit seinen besten Freunden betreibt er eine Hundezucht." Kurz vor Weihnachten gibt es einen neuen Wurf amerikanischer Bullys. "Das sind freundliche Giganten zum Kuscheln", erzählt Phillips.
Für amerikanische Basketballer, die meist viel auf ihrer Konsole spielen, oder eigene Bekleidungsmarken starten, ein sehr außergewöhnliches Hobby. In dem Fall sogar mehr. Sein bester Freund und er seien Geschäftspartner, erklärt er. Dabei geht es Phillips vor allem darum, dass die Hunde ein glückliches Heim finden. "Ich liebe Hunde einfach. Mehr Gründe gibt es dafür nicht", sagt er.
Phillips manchmal zu schnell unterwegs
Die Idee kam den beiden schon in ihrer Kindheit. Als kleiner Junge ist Phillips sein erster Hund zugelaufen. "Seitdem liebe ich es, Tiere um mich herum zu haben. Andere Kinder saßen vor dem Fernseher oder Computer. Ich war draußen unterwegs mit Hunden", berichtet der 25-Jährige, der aus Georgia stammt. Leider gebe es in der näheren Umgebung keinen Zoo, sonst würde Phillips dort jeden Tag Tiere beobachten. Am liebsten hätte er auch einen Hund mit nach Würzburg gebracht. "Ich wusste nicht genau, welche Regeln und Anforderungen ich dafür befolgen muss", sagt er. Der Ruf Deutschlands als Land der Bürokraten reicht mittlerweile bis nach Georgia. Phillips vermisst also ein Haustier, das er kraulen kann, das auf sein Herrchen wartet und das ihm das Gefühl gibt, gebraucht zu werden.
Sonst ist Phillips, der mit seiner Ehefrau nach Würzburg gekommen ist, aber gut angekommen in der deutschen Kultur. Nur im Straßenverkehr hat er noch Probleme. Tatsächlich wurde er schon das ein oder andere Mal geblitzt, aber auch hier zeigt sich der US-Amerikaner lernfähig. "Ich bin immer nur ein paar Kilometer pro Stunde zu schnell", sagt er. Wie im Auto ist der US-Amerikaner auch auf dem Feld mit ordentlich Tempo unterwegs. "Seine Athletik ist herausragend", meint Sportdirektor Kreso Loncar über seinen Flügelspieler, dem er noch sehr viel Steigerungspotenzial zuschreibt.
Ballbewegung muss besser werden
"Er muss lernen, sein Tempo und seine Sprungkraft in die richtigen Bahnen zu lenken", nennt Trainer Sasa Filipovski die Defizite. Bei der 88:96-Niederlage gegen Nanterre am Mittwoch leistete sich Phillips vier Ballverluste. "Es hätten auch fünf Assists sein können", beschreibt der slowenische Chefcoach die Möglichkeiten bei seinem wohl spektakulärsten Spieler, der am Mittwoch seinen bisher besten Auftritt für Würzburg aufs Parkett zauberte. 16 Punkte erzielte er in knapp 27 Minuten.
Nach der Niederlage gegen Nanterre stand beim Freitagstraining vor allem die Ballbewegung im Vordergrund. Für Phillips ist das gleich doppelt wichtig. Einerseits müsse er das Selbstvertrauen entwickeln, den Ball mutiger und mehr zu passen, sagt Filipovski. Andererseits kann er mit seiner Athletik, dem guten Distanzwurf und den cleveren Bewegungen ohne Ball der größte Profiteur sein, wenn es als Team gelingt den Ball besser zu bewegen.
Nächstes Jahr mit Hund in Deutschland?
Dann würde Phillips noch besser den letztjährigen "Verteidigungsminister" der Baskets Javon Bess ersetzen. Als Nachfolger des in die Türkei gewechselten Flügelspielers wurde Phillips im Sommer vom Verein angekündigt. Auch wegen einer langwierigen Schulterverletzung in der Vorbereitung und einer längeren krankheitsbedingten Pause konnte er diese Rolle noch nicht komplett erfüllen. Aber Phillips Vertrag ist ein sogenannter "Eins-plus-Eins-Deal", er hat also eine Option zur Verlängerung. "Dann würde ich auch einen Hund mit nach Deutschland bringen", sagt der 1,97-Meter-Mann.