Versehen mit dem Etikett "Erfahrung pur" haben die Würzburger Kickers Arne Feick präsentiert: ein routinierter Linksverteidiger für die Rothosen, die Abgeklärtheit von knapp 250 Zweitligaspielen auf dem Buckel. Das war im August. Keine zwei Monate später wird deutlich, wie wertvoll die Routine des 32-Jährigen für den Zweitligisten wirklich ist. "Im Profifußball ist kein Platz für irgendwelche Befindlichkeiten", sagte der Kapitän in einer Video-Pressekonferenz am Donnerstag. Und meinte damit Michael Schieles Freistellung. Die war da zwei Tage her, das Heimspiel gegen Greuther Fürth (Sonntag, 13.30 Uhr) noch drei Tage entfernt. Die Devise ist klar: Mund abputzen, weitermachen. Noch besser: punkten.
Natürlich seien die vergangenen Tage für die Mannschaft "turbulent und emotional" gewesen, daraus machte der Ex-Heidenheimer, der die Kapitänsbinde noch unter Schiele von Daniel Hägele übernommen hatte, keinen Hehl. Ändern könne man daran aber leider nichts. Feick wird auch unter dem neuen Coach Marco Antwerpen Spielführer bleiben. Der sagte über ihn: "Arne ist ein erfahrener Spieler und ein guter Junge, ein guter Typ. Wir werden das so beibehalten."
Der gebürtige Berliner ist Profi genug, um einen solchen Trainerwechsel zu verdauen. "Ich habe das nicht zum ersten Mal erlebt. Und ich befürchte, es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Jeder, der sich im Kosmos Profifußball bewegt, weiß, wie das Geschäft läuft", sagte Feick. Und weiter: "So etwas geht nicht spurlos an der Mannschaft vorbei. Aber uns steht nicht zu, diese Entscheidung zu bewerten. Die Spieler werden für andere Dinge bezahlt."
Feick ist Antwerpens Sprachrohr auf dem Platz
Das mag für Kickers-Anhänger im ersten Moment etwas unterkühlt klingen, ist aber spätestens im zweiten exakt das, was der Kapitän eines noch tor- und punktlosen Zweitligisten nach einem Trainerwechsel sagen sollte. Antwerpen, der neue starke Mann an der Seitenlinie der Kickers, hat mit Feick sein Sprachrohr zur Mannschaft. "Wichtig ist jetzt, den Blick nach vorne zu richten. Dem neuen Trainer zuzuhören, zu folgen", erklärte Feick. Etwas anderes könne man sowieso nicht beeinflussen.
Folgen - aber wohin? Antwerpen beantwortete die Frage nach seiner Spielidee tags zuvor vage. Es komme immer darauf an, was eine Mannschaft so hergebe. Von einem klaren Konzept wollte Feick ebenfalls noch nicht reden - verständlich, nach nur zwei Trainingseinheiten unter dem neuen Übungsleiter. Es herrsche allerdings eine "sehr klare Ansprache" unter Antwerpen. "Deswegen gehe ich davon aus, dass er auch einer sehr klare Vorstellung vom Fußball hat", so Feick weiter. "Die muss er uns jetzt in kürzester Zeit einimpfen."
Einiges deutet auf einen Paradigmenwechsel bei den Kickers hin. War Schieles Spiel - vor allem in der vergangenen Drittligasaison - meist vom frühen, aggressiven Anlaufen der Gegner geprägt, zeigten die Rothosen bei Schieles letzter Partie in Düsseldorf ein anderes Gesicht. Meist mit zwei Ketten in der eigenen Hälfte ließen sie die Fortuna kommen - und verpassten den Punktgewinn nur knapp. "Wir haben in Düsseldorf defensiv eine ordentliche Leistung gezeigt. Wenn du wenig Gegentore bekommst, wirst du immer in der Lage sein, um Punkte mitzuspielen", bilanzierte Feick. Ein Modell, auf das auch Antwerpen zurückgreifen wird? "Wir müssen schnellstmöglich die Art, wie der Trainer spielen will, annehmen. Wir als Mannschaft müssen das umsetzen."
Fürth für Feick unter den Top 5 der Liga
Welcher Stil das letztlich sein wird, wird sich am Sonntag gegen Greuther Fürth zeigen. Ebenfalls ohne Sieg, dafür mit zwei Unentschieden - je ein 1:1 gegen Osnabrück und in Aue - ist das Kleeblatt in die Runde gestartet. Für Feick gehört die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl spielerisch zu den besten Fünf in der Liga. "Ich bin in den letzten Jahren oft auf diese Mannschaft getroffen, einfach war es nie. Fürth ist definitiv keine Laufkundschaft", so der Kapitän. "Wir müssen die Räume eng machen und kompromisslos verteidigen."
Und Tore schießen. Noch steht die Null bei den Kickers, Luca Pfeiffer und Robert Herrmann waren dem ersten Saisontor der Rothosen am vergangenen Wochenende noch am nächsten. Ob es noch Verstärkung für die Offensive braucht, so wie von Antwerpen "in allen Mannschaftsteilen" gefordert? Das wollte Feick nicht bewerten, betonte lediglich den Stellenwert eines gesunden Konkurrenzkampfes - und nahm sich selbst und sein Team in die Pflicht. "Wir sind am Sonntag gefordert. Wir müssen unseren Job machen und gegen Fürth punkten."