Nein! Allen allzu naheliegenden Mutmaßungen und gestreuten Gerüchten zum Trotz: Luka heißt nicht Luka, weil seine Eltern, allen voran sein profibasketballender Vater, womöglich große Fans von Luka Doncic sind, dem aktuell vielleicht besten Korbwerfer auf diesem Planeten.
Luka heißt Luka, weil der Name einfach auszusprechen ist, kurz und international. Sagt jedenfalls sein Vater. Skyler Bowlin bestätigt zwar, dass er Kollege Doncic ziemlich wertschätzt ("I love him") – "aber das war nicht der Grund". Luka kam am 30. März 2020 in Würzburg auf die Welt, und sein stolzer Daddy lässt diese in dem sogenannten "Sozialen" Medium Facebook regelmäßig teilhaben an der Entwicklung seines Sprösslings, meist mit aktuellen Fotos. "He's growing and getting stronger day by day. And we see: He's becoming his own personality." Bowlin gerät ins Schwärmen und kann auch lange plaudern, spricht man ihn auf seinen "meanwhile 19 months" alten Sohn an.
Bowlins Zeit in Würzburg endet wegen Corona abrupt
Die jüngsten 19 Monate waren bestimmt nicht die einfachsten für die junge Familie Bowlin. Und das merkt man auch, wenn der so oft gut gelaunt wirkende Skyler Bowlin am Telefon über seine jüngere Vergangenheit spricht und dabei sehr ernst wird.
Fast zwei Jahre lang stand er ab 2018 auf der Gehaltsliste von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg, den er an diesem Samstag (20.30 Uhr) in Bonn empfangen wird. Der inzwischen 32-jährige US-Amerikaner aus Paragould im Bundesstaat Arkansas stand mit den Würzburgern im Europe-Cup-Finale am Maifeiertag 2019 und ein Dreivierteljahr später in der Bundesliga kurz vor dem Einzug in die Play-offs. Emotionale Zeiten damals. Viele Geschichten.
Dann kam das Virus: ein unwürdiges Ende seiner Zeit in Würzburg. Findet auch Bowlin: "Wir waren auf einem so guten Weg damals", sagt der Aufbauspieler: "It was a shame", eine Schande, dass es so abrupt endete. Bowlin hatte noch Vertrag bis Sommer 2021. Im März 2020 brach Corona über die Welt und auch Deutschland los. Auch über den Sport. Bowlin wurde den Baskets angesichts der damals ungewissen Zukunft zu teuer. Der Spieler und sein Agent einigten sich mit dem Klub auf eine vorzeitige Aufhebung des Arbeitspapiers. Abfindung inklusive, natürlich.
In Griechenland hat's sportlich nicht gepasst
Bowlin, der zuvor in den höchsten Klassen Dänemarks und Schwedens gespielt und jeweils Meisterschaften gewonnen hatte, kam in Griechenland unter. Keine besonders erquickliche Zeit, alles in allem. "Wir" – er meint seine Familie – "haben uns in Thessaloniki sehr wohl gefühlt. Wir lieben diese Stadt, aber letztlich passte es sportlich nicht." Als "very difficult", sehr schwierig, umschreibt Bowlin den Ausflug, den er in diesem Februar beendete, als die Chefs von Iraklis Thessaloniki mal wieder einen Trainer rausgeschmissen hatten.
Bowlin ging nach Polen zu Stelmet Zielona Góra, um die Saison zu beenden. Seine Frau Camilla Meineche und Luka gingen unterdessen in deren Heimat Dänemark. Im Sommer waren sie dann auch mal sechs Wochen in den Staaten in Bowlins Heimat.
Seinem Agenten hatte Bowlin im Sommer gesagt, er würde gerne wieder in der Bundesliga spielen. Dorthin hatte ihn Denis Wucherer gebracht. "A very special coach", ein sehr spezieller Trainer also. "Er hat mir die Chance gegeben, in der Bundesliga zu spielen, und dafür bin ich ihm sehr dankbar", sagt Bowlin.
Wucherer holte Bowlin nach Gießen und Würzburg
Wucherer lotste Bowlin 2016 aus Södertälje, ein paar Kilometer südwestlich von Schwedens Hauptstadt Stockholm gelegen, nach Gießen, wo er ein Jahr unter dem aktuellen Baskets-Coach spielte. Nach Bowlins ebenfalls einjährigem Abstecher nach Jena erinnerte sich Wucherer, der jenes Jahr beim Zweitligisten in Köln verbrachte, an Bowlin und holte ihn nach Würzburg.
Eine großartige Zeit, "an amazing time", habe er hier verbracht, sagt der US-Amerikaner, der auch bestätigt, dass die Baskets vergangene Saison, als sie nach Verletzungssorgen mal wieder auf der Suche nach einem Spielmacher gewesen waren, auch bei seinem Agenten angeklopft hatten. "It didn`t fit finally", sagt Bowlin, es hat also letztlich nicht gepasst. Und wenn man ihn dann fragt, ob es auch eine Frage des Geldes gewesen sei, lacht Bowlin schallend. Soll heißen: Logo, auch das war ein großes Thema bei den damals recht klammen Baskets.
Nun also hat Bowlin mit Bonn, wo überdies die einstigen Würzburger Tyson Ward und Leon Kratzer auftreten, einen sehr ordentlichen Saisonstart hingelegt. Vier der sechs Bundesligapartien haben die ehemaligen Hauptstädter gewonnen. Weshalb sie gegen die Würzburger auch als Favoriten gelten dürfen, da die Baskets bislang alle ihre drei Auswärtsspiele in Crailsheim (84:111), beim MBC (73:95) und in Heidelberg (71:76) teils sehr deutlich verloren haben, wenngleich sie dafür zu Hause mit den Erfolgen gegen Oldenburg (90:88) und jüngst gegen München (90:70) für reichlich Aufsehen sorgten.
Der Ex-Würzburger ist in Bonn als Backup zufrieden
Die Überraschung gegen München hat Bowlin am Dienstag im Fernsehen gesehen, auch deshalb erwartet er "a tough game", ein hartes und enges Spiel, weil die Würzburger eben gerade "very hot" seien nach den zwei Siegen: "Das wird echt schwierig", glaubt Bowlin. Er steht in Bonn nicht in der Startformation, was er auch in Würzburg nur selten tat. Aber er kommt auf seine Spielzeit und auf seine Punkte: Gut 23 Minuten wieselt Bowlin für die Bonner durchschnittlich übers Parkett und erreicht über 14 Punkte pro Partie im Schnitt.
"Ich bin zufrieden als Backup", sagt er zu seiner Rolle unter Trainer Tuomas Iisalo, der zuletzt Crailsheim zu überraschenden Höhen geführt hatte und dessen Verbleib in der Bundesliga dann doch überraschte, weil erwartet worden war, dass der Finne im südlicheren Europa anheuert. Auf einen Vergleich der Trainer Wucherer und Iisalo mag sich Bowlin aber nur privat einlassen, weil er beide sehr schätzt. So viel offiziell: "Sie sind sehr verschieden, und jeder hat seine Art. Ohne eine Wertung, welche besser ist."
"Ja, das darfst du auf jeden Fall schreiben: Skyler war einer der nettesten und lustigsten Jungs, mit denen ich jemals zusammen spielen durfte", sagt Felix Hoffmann. Der Kapitän der Baskets ist in Wucherers Rotation zuletzt ziemlich nach hinten gerutscht. Was auch nicht jeder versteht, aber das ist ein anderes Thema. Hoffmann hat mit zahlreichen ehemaligen Teamkollegen noch Kontakt, weil er natürlich mehr ist als der Anführer auf dem Parkett. Auch mit Bowlin, wie beide bestätigen.
Selbstverständlich ist es "a very special game", ein ganz besonderes Spiel, für Skyler Bowlin an diesem Samstag: "Natürlich bin ich extra motiviert." An so einem Tag ist es dann auch schon egal, dass Luka vermutlich schlafen wird, wenn der Papa zur Arbeit geht.