Auf der Fahrt zum Auswärtsspiel wird ihm schlecht. Einfach so, und weil die starke Übelkeit nicht aufhört, spielt Felix Schmitt an diesem Tag in Burghausen nicht. Der 19-Jährige ist eigentlich gut in Form. Als Stürmer schoss er fünf Tore in den letzten drei Spielen für die U19 der Würzburger Kickers. In elf Partien, die er bis dorthin absolviert hatte, traf er insgesamt elf Mal. Keiner seiner damaligen Mitspieler wird in dieser Saison mehr Tore schießen als er.
"Ich habe mich darüber geärgert, dass ich dieses Spiel verpasst habe, aber auch gedacht, dass ich dann halt nächste Woche wieder dabei bin", erinnert er sich. Anfang November 2022 weiß er noch nicht, dass er für mehr als ein Jahr kein Fußballspiel mehr bestreiten wird. Was er bis heute nicht weiß: Warum sein Körper auf einmal bei körperlicher Anstrengung streikte.
Symptome: Unwohlsein, gefühlte Enge im Hals
Im Mai zuvor hatte Felix Schmitt am Marktbreiter Gymnasium sein Abitur gemacht. Danach wollte er sich erst mal ganz auf Fußball konzentrieren: "Ich wusste noch nicht, was ich studieren möchte, und wollte versuchen, bei den Kickers in die erste Mannschaft zu kommen. Aber dieses Jahr ist überhaupt nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte."
Schmitt, der aus dem 300 Einwohner zählenden Rittershausen im südlichen Landkreis Würzburg kommt, begann beim SV Gaukönigshofen mit dem Fußballspielen, über die JFG Maindreieck Süd und den SV Heidingsfeld kam er zu den Würzburger Kickers. Dort durchlief er von der U15 bis zur U19 mehrere Juniorenteams im Leistungszentrum.
In den Tagen nach dem verpassten Spiel war Schmitt erkältet – nichts, was einen jungen Mann hätte beunruhigen müssen, so schien es. Als er sich wieder fit fühlte und trainieren wollte, kehrte aber das Unwohlsein zurück. Auch Luftholen fiel ihm schwer. "Ich hatte ein Gefühl der Enge im Hals", beschreibt er.
Die Ärzte können ihm keine Diagnose stellen
Es wiederholte sich. Er pausierte, probierte erneut, leicht zu joggen, doch jedes Mal kehrten die Symptome zurück. "Ich war bei vielen Ärzten, habe Medikamente genommen, aber keiner konnte eine genaue Diagnose stellen", sagt er. Weil er inzwischen die meisten Saisonspiele verpasst hatte, ahnte er auch schon, dass seine Zeit bei den Kickers zu Ende gehen würde.
Um das Gefühl, den Ball am Fuß zu haben, nicht zu verlieren, kickte Felix Schmitt im heimischen Garten, auf dem nahen Bolzplatz und, wenn es draußen dunkel war, in Omas Scheune. Um nicht an Kraft zu verlieren, hob er Hanteln. Alles nur gemächlich, um nicht aus der Puste zu kommen. "Ich wusste nicht, wie lange es dauert oder ob es irgendwann mal ganz aufhört. Die Unsicherheit hat mich auch mental ziemlich runtergezogen", sagt er offen. "Es war anfangs hart zu akzeptieren. Mit der Zeit habe ich gelernt, damit umzugehen."
In dieser Zeit sei ihm seine Familie ein großer Rückhalt gewesen. Ob es sich um die langwierige Folge einer Corona-Infektion handelte, ein Post-Covid-Syndrom, ließ sich nur vermuten: "Ich habe auch von schwerwiegenden Fällen gelesen. Mich hat es ja vor allem beim Sport eingeschränkt. Im Alltag habe ich deshalb versucht, mich nicht zu sehr anzustrengen und zu erholen, damit ich so bald wie möglich wieder Sport machen kann."
Ein Anruf holt ihn zurück auf den Fußballplatz
Er begann, sich mit Betroffenen auszutauschen. Ein Sportler, der Ähnliches erlebte, habe ihm den Rat gegeben, seine Ernährung umzustellen: "Ich esse heute keine verarbeiteten Produkte mehr, keine Fertiggerichte, keine Süßigkeiten, keine Milchprodukte, auch keine Nudeln, sondern als Beilage Reis oder Kartoffeln, viel Obst und Gemüse." Sich bewusster zu ernähren, hilft ihm. Auch mit Yoga und Meditation gelingt es ihm, sein Wohlbefinden zu steigern. Im Juli, nach sieben Monaten, in denen sich nichts verändert hatte, spürte er Besserung, die Symptome ließen nach.
Sportlich aufgefangen wird Felix Schmitt von einem, der die Würzburger Kickers Ende 2019 verlassen hatte, den sie am Dallenberg aber heute noch schätzen. "Ich kannte ihn nicht persönlich, wusste aber, wer er ist", sagt er über Claudiu Bozesan, der sich ihm im August 2023 als Trainer des Fußball-Bayernligisten TSV Abtswind vorstellte und dem inzwischen vereinslosen Fußballer anbot, nach seinen Möglichkeiten dort trainieren zu können.
Mit einer leichten Einheit pro Woche fing er an, horchte in sich hinein, wie es ihm geht, steigerte behutsam auf zwei, in diesem Winter in der Vorbereitung erstmals auf drei Einheiten. Heute kann er endlich wieder "ganz normal" trainieren. "Ich bin dem Verein sehr dankbar, dass er mir die nötige Zeit gegeben hat. Alle haben sich sehr um mich gekümmert und mir überhaupt keinen Druck gemacht", sagt Schmitt. Ihm helfe auch die vom Verein organisierte Physiotherapie bei Thomas Wolf, dem Onkel seines Mitspielers Max Wolf.
Das Comeback gelingt: drei Tore in drei Spielen
Noch im alten Jahr wechselte ihn Claudiu Bozesan zweimal ein. Im Heimspiel gegen Eltersdorf erzielte Schmitt in letzter Minute das Siegtor. Die Wintervorbereitung absolvierte er frei von Beschwerden. In Ammerthal, das erste Mal nach 15 Monaten, dass er von Anfang an ein Fußballspiel bestritt, ließ er zwei weitere Tore folgen, obwohl die Spielweise in der Männer-Bayernliga robuster und die Aktionen schneller seien, als er es aus dem Juniorenbereich gewohnt war.
Seit Oktober studiert Schmitt in Würzburg an der Uni Grundschullehramt. "Ich fühle mich gut. Aber ich bin noch nicht wieder bei 100 Prozent", erklärt er zufrieden lächelnd. Ein ganzes Spiel durchzuhalten, 90 Minuten, sei sein nächstes Ziel. "Ich achte darauf, dass es mir gesundheitlich gut geht. Ich will nichts überstürzen. Ich schaue einfach von Spiel zu Spiel", sagt er über seine sportliche Zukunft – und es hört bei ihm gar nicht an wie eine abgedroschene Sportlerfloskel.
Der TSV Abtswind bestreitet an diesem Samstag, 24. Februar, ein Heimspiel gegen den Bayernliga-Letzten SC Feucht (15 Uhr, Kräuter-Mix-Arena). Mit vier Siegen in Serie ist Abtswind die aktuell formstärkste Mannschaft der Liga. Gegner Feucht verzeichnete in der Winterpause je sieben Ab- und Zugänge, wobei auch fünf Bayernliga-erfahrene Spieler kamen. Nicht mehr mit dabei ist der ehemalige Abtswinder Marko Korene, der zum ATSV Erlangen gewechselt ist.