"Hi, wie geht's", begrüßt Amadou Sidibé seinen Gegenüber zur Gesprächseröffnung im Trainingszentrum des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets mit festem Handschlag und einem freundlichen, gewinnbringenden Lächeln. Kurz zuvor hatte er nach dem offiziellen Trainingsende noch mit Teamkollege Bazoumana Koné gut gelaunt ein paar Körbe geworfen. Kein Zweifel: Der 29-Jährige macht einen zufriedenen Eindruck, wirkt wie jemand, der mit sich im Reinen ist.
Dabei könnte man es Sidibé vermutlich nicht verübeln, würde er aus sportlicher Sicht mit seiner Situation bei den Baskets zumindest ein wenig hadern. Kurz vor Saisonbeginn für den damals verletzten Owen Klassen verpflichtet, kam der US-Amerikaner mit ivorischen Wurzeln in den bisherigen acht Liga-Partien erst dreimal zum Einsatz.
Baskets verlängern Vertrag mit Amadou Sidibé – mit einer Klausel
Das liegt an der Ausländerregel der Basketball-Bundesliga (BBL), die nur den Einsatz von sechs nicht deutschen Spielern, sogenannten Importspielern, erlaubt. Sind bei den Baskets alle fit, bleibt für Sidibé als siebten Ausländer im Kader nur die Zuschauerrolle. Doch für den kräftigen 2,03-Meter-Mann ist das kein Problem: "Ich bin ein vollwertiges Mannschaftsmitglied. Das bekomme ich nicht nur gesagt, das spüre ich auch. Durch meine Mitspieler, die wunderbare Typen sind, oder den Coaching-Staff, der mich immer unterstützt. Oder die Mitarbeiter, die für eine familiäre Atmosphäre hier im Klub sorgen."
Dass die Betonung dieser "weichen Standortfaktoren" nicht nur Lippenbekenntnisse sind, verdeutlicht die Verlängerung seines ursprünglich nur bis zu diesem Donnerstag befristeten Zeitvertrags bis Saisonende – mit der Klausel, bei einem besseren Angebot gehen zu können. "Für mich geht es um Entwicklung, um Fortschritte auf und neben dem Parkett. Ich lerne hier sehr viel, auch wenn ich nicht spiele. Aber wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit. Ich habe dafür das nötige Selbstbewusstsein, denn ich sehe mich als BBL-Spieler."
Trotzdem war die Rolle als Ergänzungsspieler für Sidibé eine Umstellung. In diversen Ligen in Frankreich, Portugal, Argentinien oder zuletzt in der zweiten spanischen Liga bei Força Lleida hatte er stets in der Startformation gestanden. Auch bei den Weltmeisterschaften im Spätsommer in Indonesien und Japan, wo er für das Heimatland seiner Eltern, die Elfenbeinküste, aufgelaufen war, war Sidibé der Starting Center.
Ob er spielt, entschiedet sich wie immer nach dem Abschlusstraining
"Klar ist das manchmal nicht einfach, gerade mental. Aber es zwingt dich aus deiner Komfortzone, an dir weiter zu arbeiten und noch besser zu werden. An solchen Erfahrungen wächst du als Person und als Basketballer", sagt der Absolvent der Fairfield University in Connecticut. Für deren Team, die Fairfield Stags, ging er vier Jahre lang in der höchsten College-Liga NCAA I auf Korbjagd. Seine Hochschullaufbahn schloss Sidibé mit einem Bachelor in "Kommunikation und Marketing" sowie einem Master in "Amerikanischer Geschichte" ab.
Ob er an diesem Freitag beim Bundesliga-Heimspiel gegen Rasta Vechta (20 Uhr, tectake-Arena) zum Kader gehören wird, entscheidet sich wie immer erst nach dem Abschlusstraining, ob alle Spieler grünes Licht für einen Einsatz gegeben haben. Einen Wunsch hat Sidibé aber völlig unabhängig von einem Einsatz: "Wir haben bislang dreimal auswärts und erst einmal daheim gewonnen, zuletzt zweimal ganz knapp gegen Chemnitz und Ulm verloren. Es wird Zeit, dass wir unseren Fans endlich wieder einen Sieg schenken."