Wer derzeit beim Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets im Trainingszentrum in der Frankfurter Straße zu Gast ist, kann dort unterschiedliche Stimmungslagen wahrnehmen – ob auf dem Parkett in der Halle oder auf dem Weg in die Büros.
In der Halle trainiert die Mannschaft beflissen, von Trainer Sasa Filipovski intensiv gecoacht und aufs kommende Spiel vorbereitet. Der Slowene korrigiert individuell, gibt Anweisungen, welche Spielsysteme er sehen möchte, und wird auch mal lauter: "Das ist eine Trainingseinheit. Hier wollen wir uns verbessern und an unseren Schwächen arbeiten!"
Was Filipovski oft nach außen predigt ("Wir müssen hart arbeiten und uns verbessern"), setzt er hier in die Tat um. Einzelne Spieler betonen immer wieder, dass die Teilnahme an den Play-offs nun ihr Ziel sei, das sie nach zuletzt zwei Niederlagen und dem Abrutschen auf Platz neun in der Tabelle auch nicht aufgegeben haben. Dienst nach Vorschrift und ein lockeres Ausklingen der Saison, weil das Mindestziel Klassenerhalt erreicht scheint, sieht anders aus.
Ein Kontrast zu den anderen BBL-Teams
Oben, eine Treppe führt hinauf zu den Büros, ändert sich das Bild. Da erklärt Filipovski: "Die Teams um uns herum haben sich verstärkt, wir haben Spieler abgegeben." Was eben nicht gerade darauf hindeutet, dass die Baskets am Saisonende unbedingt zu den besten acht Teams, die in die Play-offs gehen, gehören müssten.
Dass nun auch C.J. Bryce, der nach seiner Schulterverletzung ursprünglich mal sechs Wochen ausfallen sollte, sogar für den Rest der Saison ausfällt, passt zu dieser Stimmung. Das beschädigte Band in der Rotatorenmanschette der Schulter des US-Amerikaners sei durch konservative Behandlung nicht so verheilt wie erhofft, erklärt Filipovski. Bryce fliegt demnächst in die USA, um sich eine zweite ärztliche Meinung einzuholen und könnte dann operiert werden. Geschätzte Ausfallzeit: fünf, sechs Monate.
Verstärkungen wären nicht unerwünscht
Dennoch plant Filipovski keine weitere Nachverpflichtung. Dass es möglicherweise sinnvoller sei, sich das Geld für die nächste Saison aufzuheben, sieht der Trainer ein. "Ich kann es verstehen, denn der neue Spieler muss ins Team passen", sagt Baskets-Kapitän Felix Hoffmann. Trotzdem wünsche sich das Team natürlich auch Entlastung, denn die intensiven Trainingseinheiten zu zehnt zu bestreiten, sei anstrengend. Immerhin ist der zuletzt verletzte Julius Böhmer seit Dienstag wieder im Training: "Ich hoffe, dass er uns schon am Freitag wieder helfen kann."
Zumindest berichtete der Baskets-Coach auch von aussichtsreichen Gesprächen mit Sponsoren und möglichen neuen Gesellschaftern. Ob ihn diese über die Saison hinaus zum Bleiben bewegen können, ist allerdings weiterhin offen. Bis zum 15. April muss der Verein bei der Liga die Lizenz beantragen – bis dahin sei auch klarer, wie der Etat für die kommende Saison aussehe.
Spiel in Berlin vorverlegt
Zur Stimmung außerhalb der Halle passt eine weitere Notiz. Das letzte Saisonspiel bei Alba Berlin wurde auf den Mittwoch, 5. April, verlegt (19 Uhr), weil Berlin am 7. Mai keine Halle zur Verfügung hat. So endet die Saison der Baskets bereits mit dem Spiel gegen Braunschweig am 4. Mai und damit drei Tage früher als geplant. Von einer möglichen Saisonverlängerung spricht dabei keiner – nur davon, was möglich wäre, wenn der Etat nicht einer der niedrigsten in der BBL wäre.
Ähnlich niedrig wie der vom nächsten Gegner Bayreuth, der mit nur drei Siegen aktuell auf dem 18. und damit auf dem letzten Platz steht, sich aber längst noch nicht aufgegeben hat. Das zeigen nicht zuletzt der Trainerwechsel zum erfahrenen Mladen Drijencic, die bisher voll eingeschlagene Nachverpflichtung von Otis Livingston (zuvor Crailsheim) und die äußerst knappe 79:80-Niederlage gegen Bayern München am vergangenen Sonntag. "Wir dürfen uns nicht vom Tabellenplatz täuschen lassen. Wir haben letztes Jahr am eigenen Leib erlebt, dass ein Trainerwechsel manchmal erst nach einigen Wochen Früchte trägt", erinnert Hoffmann.
Banner fordert Halle für die Baskets
Am Donnerstag sorgten Unbekannte abseits des sportlichen Geschehens für Aufmerksamkeit. An vier Orten in der Stadt forderten sie, dass die seit langer Zeit geplante Multifunktionsarena, die den Würzburg Baskets als neuen Spielstätte dienen könnte, nun endlich gebaut werde. "Neue Halle jetzt", stand auf den Bannern, die am Schlossberg, am Kranenkai, in der Nähe der tectake Arena und an einer Brücke in Höchberg angebracht wurden.
"Wir haben damit zwar nichts zu tun, freuen uns aber, dass auch andere wissen, wie wichtig das für uns ist", kommentierte Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler die Aktion. Denn wie wichtig eine neue Halle für das langfristige Überleben des Basketball-Bundesligisten sei, hatte er bei einer Pressekonferenz im Februar zum ersten Mal öffentlich betont.