Sie waren in Portugal, Prag, Dallas oder Barcelona. Die Spieler von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets haben ihre vier freien Tage, die ihnen Trainer Sasa Filipovski gönnte, genutzt, die Heimat zu besuchen oder sich Europa anzusehen. Zweieinhalb Wochen nach dem deutlichen 90:71-Heimerfolg gegen die ersatzgeschwächten MLP Academics Heidelberg steht ihnen nun ein wichtiges Heimspiel im Kampf um die Teilnahme an den Play-offs bevor. An diesem Freitag um 20.30 Uhr gastiert ratiopharm Ulm in der Würzburger tectake-Arena.
Seit dem Auswärtsspiel in Heidelberg am 28. Januar fällt C.J. Bryce mit einer Schulterverletzung aus. Der US-Amerikaner sei nicht wie erhofft früher wieder fit geworden, sondern falle sogar noch länger aus als die zunächst vermuteten sechs Wochen, berichtet der davon sichtlich betrübte Filipovski. Mit einer Rückkehr des im Durchschnitt drittbesten Punktesammlers der Baskets (16,4 Punkte) sei demnach erst Ende März zu rechnen.
Dazu fällt nun auch Eigengewächs Julius Böhmer, der zuletzt regelmäßig in der Startaufstellung stand, aus. Böhmer plagt sich mit einer Entzündung am Schambein im Leistenbereich. Wann der Baskets-Youngster wieder fit ist, sei noch offen, erklärt Filipovski. Im Training haben die Baskets mittlerweile trotzdem wieder zehn Akteure, weil Filip Stanic seine Magenprobleme in den Griff bekommen hat und Canaan Coffey, der für die Regionalliga-Mannschaft verpflichtete US-Amerikaner, regelmäßig mit ihnen trainiert. Auf eine mögliche Nachmeldung des 25-Jährigen für den BBL-Kader haben die Würzburger aber verzichtet.
Beim Testspiel bei Brose Bamberg am vergangenen Samstag traten die Würzburger zu acht an und unterlagen dem oberfränkischen Rivalen, der dabei unter anderem auf Nationalspieler Christian Sengfelder verzichten musste, am Ende mit zwei Punkten.
Der Transfermarkt war in Europa in den vergangenen Wochen in Bewegung geraten, weil während der Länderspiel-Pause genug Zeit war, neue Spieler zu integrieren. Frankfurt hat einen neuen Center verpflichtet, Bonn mit Javontae Hawkins einen Leistungsträger des Vorjahres zurückgeholt. Die Würzburger dagegen sparten sich das Geld, auch weil angeblich niemand verfügbar gewesen sei, der das Team wirklich besser gemacht hätte und dessen Verpflichtung zugleich finanziell möglich gewesen wäre. Die Gehaltsvorstellungen der Spieler seien aktuell sehr hoch, weil viele Teams auf der Suche seien, erklärt Filipovski. Mantraartig wiederholt der Slowene, dass es deshalb wichtig sei, bereits vor der Saison einen Kader von zwölf bis 14 Profis zur Verfügung zu haben.
Zwei Tage nach dem Sieg gegen Heidelberg verkündete Geschäftsführer Steffen Liebler, dass der Verein 1,5 Millionen Euro brauche, um den Status Quo zu erhalten. Auch Filipovskis Verbleib ist an den Etat für die nächste Saison gekoppelt. Die möglicherweise guten Nachrichten vorneweg: Nach Informationen dieser Redaktion könnte zumindest ein Drittel der benötigten Summe aufgetrieben worden sein, wodurch der Mindestetat für die Lizenzerteilung gesichert ist. Ob das aber reicht, um auch Filipovski zu halten, wird sich zeigen. In der nächsten Woche könnte ein Gespräch zwischen dem 48-Jährigen und den Gesellschaftern des Klubs für weitere Klarheit sorgen.
Beim Hinspiel in Ulm Mitte Januar spielten die Baskets ihr bestes erstes Viertel der bisherigen Saison. Und Ulm sein wohl schlechtestes. Zwar entschieden die Schwaben die nächsten drei Abschnitte für sich, Würzburg nahm aber dank 21 Punkten von Stanley Whittaker die Punkte beim 91:84-Erfolg mit nach Würzburg. Es zeigt, wie unbeständig die Ulmer häufig auftreten, auch wenn sie aufgrund der Qualität ihres Kaders sicher als leichter Favorit gelten dürften. Mit Blick auf die Tabelle kann die Partie durchaus richtungsweisend im Kampf um die Teilnahme an den Play-offs sein.
Filipovski warnt wie gewöhnlich vor dem starken Gegner, der in der Pause aber seinen Rhythmus verloren haben könnte. Aufbauspieler Yago dos Santos und Center Bruno Caboclo besiegten mit der brasilianischen Nationalmannschaft zwar die USA, die auf sämtliche NBA-Stars verzichten musste. Jedoch die Partie fand am Montagabend in Santa Cruz do Sul in Brasilien statt. Wahrscheinlich kamen die beiden Ulmer Leistungsträger erst am Mittwoch wieder in Ulm an. Auch Karim Jallow, der mit der deutschen Nationalmannschaft zwei Siege feierte, kehrte erst am Dienstag aus Finnland zurück nach Ulm. Während die Baskets schon seit fast zwei Wochen wieder gemeinsam trainieren konnten.