Denis Wucherer erwartet eine Reaktion. Noch einmal so eine Vorstellung wie vor einer knappen Woche in Weißenfels, die nach der wahrscheinlich schwächsten Saisonleistung in einer 73:85-Niederlage gipfelte, will der Cheftrainer von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg nicht mehr sehen. Als "blutleer" bezeichnete der 47-Jährige den Auftritt, bei dem die Baskets von der durch den Sieg gegen Gießen und dem Überraschungserfolg in Crailsheim zuvor befeuerten Aufbruchstimmung offenbar so gar nichts mehr wissen wollten. Die Chance zur Wiedergutmachung bietet sich den Unterfranken an diesem Montagabend in der Partie gegen medi Bayreuth. Das Spiel ist von der Liga von 19 auf 20.30 Uhr verlegt worden, weil Sport1 es live im frei empfangbaren Fernsehen zeigen mag.
Die Ursache für die ernüchternde Darbietung beim MBC, nach der Wucherer betont hatte, dass es für den Klub nunmehr in den verbleibenden 16 Begegnungen dieser Runde ausschließlich um den Kampf um den Klassenverbleib gehen wird, alleine auf das Verletzungspech und den kurzfristigen Ausfall von Spielmacher Rob Lowery zu schieben, greift freilich zu kurz. Gleichwohl die Serie an langfristigen Ausfällen nach den Verletzungen von Zach Smith (Schulter), Justin Sears (Kreuzband), Brekkott Chapman (Achillessehne) und jüngst Lowery (Ellenbogen) inzwischen fast unglaubliche Züge angenommen hat, und auch, wenn der erst vor kurzem nachverpflichtete Lowery in seinen gerade einmal drei Einsätzen durchaus eindrucksvoll bewiesen hat, wie wichtig er für die Baskets sein kann - mehr als in Weißenfels muss vom Rest des Teams schon erwartet werden dürfen.
Im Fachjargon nennt sich die Verletzung, die sich Lowery im Training zugezogen hat, wohl eine Fraktur im Ellenbogen. Was aber erst einmal dramatischer klingt, als es womöglich sein könnte. Letztlich sind wohl ein paar Knochen- beziehungsweise Knorpelstückchen abgesplittert, und die Baskets haben jedenfalls die Hoffnung noch nicht ganz beerdigt, dass der 33-jährige US-Amerikaner ihnen in vielleicht drei oder vier Wochen wieder wird helfen können. Kommt offenbar auf den Heilungsprozess an, der durch konservative Therapie und nicht mit dem Skalpell im OP-Saal unterstützt werden soll.
Bei einer derartigen Häufung von Verletzungen könnte man freilich auch schnell mal auf die Idee kommen, ob womöglich das Training falsch dosiert ist. Wucherer sagt, dass er und sein Assistent Steven Key sich "natürlich auch diesbezüglich hinterfragen". Nun eilt Wucherer aber auch der Ruf voraus, im Vergleich zu manchem seiner Kollegen beim Üben eher nicht ständig an die Grenzen zu gehen. Er sagt, bezogen auf die vielen Verletzungen: "Dafür trainiere ich nicht genug, als dass dies die Ursache sein könnte." Hinzu kommt: Smith verletzte sich in einem Spiel. Wie Sears, der in Bonn beim Dribbling ohne Fremdeinwirkung eines Gegners umknickte und sich das Kreuzband riss. Chapmans Achillessehne wurde bei der Landung nach einem Sprung in Mitleidenschaft gezogen. Lowerys Ellenbogen muckte nach einem Zweikampf im Training.
Und natürlich muss eine Profimannschaft, die nur einmal in der Woche ein Pflichtspiel hat, im Training zumindest ab und zu den Wettkampf mit einem vernünftigen Fünf gegen Fünf simulieren, zumal, wenn – wie bei den Baskets zuletzt – gleich drei Neue (neben Lowery noch Perry Jones III. und Murphy Holloway) integriert werden müssen. Dies gelang zumindest bis zu Lowerys Ausfall immer besser. Könnte also spannend werden zu beobachten, wie die Baskets sich gegen Bayreuth präsentieren. Das Hinspiel kurz vor Weihnachten haben die Unterfranken dank einer ordentlichen Steigerung nach der Pause und eines enorm starken dritten Viertels mit 93:87 gewonnen.
Die Bayreuther legten in dieser Runde ein ziemliches Auf und Ab aufs Parkett mit genauso verblüffenden Siegen (im Pokal etwa gegen Bayern München, in der Liga in Bamberg, in Hamburg und gegen Crailsheim) wie nicht zu erwartenden Schlappen (gleich zwei gegen Gießen und gegen Göttingen); sie stehen derzeit bei zwei Spielen und einem Sieg mehr drei Plätze vor dem Vierzehnten aus Würzburg (sieben Erfolge in 20 Partien). Nach Wucherers Rechnung brauchen die Baskets noch drei Siege, um ziemlich sicher in der Liga zu bleiben. Nach der Partie gegen Bayreuth geht's zum Letzten nach Gießen (20. März, erst vier Siege in 23 Spielen), ehe Spitzenreiter Ludwigsburg (23. März, 20 Erfolge in 22 Partien) und Bonn (28. März, acht aus 21) an den Main kommen.
Es könnte auch unvorteilhaftere Dienstpläne geben. Aber als was bezeichnete Wucherer seine Mannschaft zuletzt so schön? Als "fragiles Gebilde".