Die Wölfe Würzburg müssen sich nach der 34:39 (13:22)-Niederlage zu Hause gegen den TV Hüttenberg endgültig damit auseinandersetzen, ausgerechnet im zehnten Jubiläumsjahr aus der Zweiten Handball-Bundesliga abzusteigen.
Ein zusätzliches Erschwernis neben der dritten Pleite in Serie: Die Konkurrenz auf den hinteren Plätzen scheint nun – so ist das häufig im Sport – in der zweiten Saisonhälfte eigene Erfolgsserien zu starten. So gewann der VfL Eintracht Hagen überraschend in Coburg, was für die Südwestfalen den dritten Sieg im vierten Spiel bedeutete. Die Hagener stehen aktuell auf dem ersten Nichtabstiegsplatz und haben nun acht Punkte Vorsprung auf die Mainfranken. Der davor platzierte VfL Lübeck-Schwartau punktete zuletzt ebenfalls regelmäßig, darunter beim Remis am Sonntagabend in Dessau und dem 34:28 neulich in Würzburg.
Die Wölfe sind Rostock zum Siegen verdammt
Und auch die HSG Konstanz, die derzeit auf dem drittletzten Rang rangiert, gewann zwei der letzten drei Spiele. Kurzum: Die Wölfe sind nach der Länderspielpause beim Vorletzten in Rostock am Sonntag, 19. März, zum Siegen verdammt, soll der Kontakt zu den Konkurrenten nicht frühzeitig komplett abreisen.
"Zum Siegen verdammt waren wir auch schon die letzten zwei, drei Spiele. Wir werden weiter alles daran setzen, uns selbst aus dem Sumpf zu ziehen", erklärte Wölfe-Trainer Julian Thomann. "Man muss aber auch ganz klar sagen, dass wir heute deutlich schlechter als Hüttenberg waren. Die Qualität war einfach nicht ausreichend."
Die Hausherren, die unmittelbar vor Spielbeginn die Vertragsverlängerung ihres Rechtsaußen Felix Karle bis 2026 verkündet hatten, waren am Sonntagabend vor 773 Zuschauenden nur einmal vorne gelegen – und zwar mit 1:0. Schnell zeichnete sich ab, dass es den Grün-Weißen an Dynamik und Ideen mangelte. Meist waren es Einzelaktionen der Rückraumspieler, die zu Toren führten.
Doch die Fehlerquote war viel zu hoch und doppelt schmerzlich, da die Mittelhessen ein rasantes Umschaltspiel aufzogen. Johannes Klein machte in der 19. Minute per Tempogegenstoß bereits das 14. Tor für die Gäste – und zwang so Thomann angesichts eines Sechs-Tore-Rückstandes zur zweiten Auszeit. Gleich danach gelang Linus Dürr der erste Außentreffer der Wölfe, die auf den im Training umgeknickten Dominik Schömig verzichten mussten.
Doch am Leistungsunterschied änderte auch das und frisches Personal nichts, zumal von den beiden Wölfe-Schlussmännern diesmal kein Rückhalt ausging. Nichts mehr erinnerte bei den Würzburgern an die beiden phasenweise famosen Februar-Heimauftritte gegen den TV Großwallstadt (32:27) und HC Elbflorenz (28:25). Die Grün-Weißen zerfielen förmlich, das Match war bei einem Spielstand von 13:22 zur Pause entschieden, auch wenn Steffen Kaufmann mit dem Ertönen der Halbzeitsirene noch ein Treffer gelungen war.
Nach dem Wiederanpfiff erhöhte der Ex-Erstligist zunächst auf 25:14. Ungeachtet dessen trommelten und klatschten die Fans ihre Wölfe nach vorne. Kreisläufer Oliver Seidler gelangen vier Treffer in Serie. Kapitän Patrick Schmidt war mit acht Treffern am Ende der erfolgreiche Wölfe-Torschütze. Weil die Mainfranken wenigstens nicht aufsteckten, kamen sie bis zum Ende noch auf fünf Treffer heran. Von einem Punktgewinn waren sie aber an diesem Abend sehr weit entfernt. Schlussendlich kassierten die Grün-Weißen so viele Heim-Gegentreffer wie noch nie in Liga zwei.
Mit Oliver Seidler steht der derzeit beste Spieler vor dem Absprung
Zur misslichen Lage der Wölfe passte, dass in den letzten Tagen der Weggang ihres wohl besten Spielers durchsickerte. Seidler, dessen sogenannter Handball Performance Index – eine Maßzahl aus positiven Aktionen wie Toren und negativen Ereignissen wie Fehlpässen – zuletzt der beste in der Liga war, geht im Sommer zum Rivalen HC Elbflorenz 2006 – und zwar offenbar auch im Falle eines wenig wahrscheinlichen Wölfe-Klassenerhalts. Dabei könnte es sogar passieren, dass es die Dresdner, für die auch die Ex-Wölfe Marino Mallwitz und Michael Schulz spielen, noch erwischt: Denn die Sachsen verloren vier der letzten fünf Spiele und sind nur noch fünf Punkte von der Abstiegszone entfernt.
Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, bevor man in die Marketing-Kiste greift und aus den Rimpar Wölfen die Wölfe WÜRZBURG produziert, eine ligataugliche Mannschaft zusammen zu stellen.
So greift diese Umbenennung völlig in Leere; vielmehr wirkt diese Aktion bei der Aussichtslosigkeit auf den Klassenerhalt eher lächerlich.
Also Wölfe (von wo auch immer), versucht in der 3.Liga wieder zu euren Wurzeln zurückzukehren, denn schlimmer als jetzt kann es ja wirklich nicht mehr werden.
Viel Glück, denn das werdet ihr brauchen; es gibt ja hier in der Region ein Beispiel, wo der Absturz immer noch am Laufen ist. Fragt mal den HSC Bad Neustadt.