Für die Wölfe Würzburg (19. Platz/4:30 Punkte) wird 2023 zum Schicksalsjahr. Steigen sie am Ende ihrer zehnten Saison in der Zweiten Handball-Bundesliga ab oder kämpfen sie sich nach bisher nur zwei Siegen doch noch zum Klassenerhalt? Sechs Punkte trennen das Schlusslicht vom rettenden Platz 16. Fest steht: Jedes Spiel ist ein kleines Endspiel für die Wölfe. "Druck haben wir eigentlich nicht mehr", meint Trainer Julian Thomann dennoch: "Wir können nur noch überraschen."
Zum Auftakt, zugleich der Abschluss der Hinrunde, kommt der TV Großwallstadt (12./16:16) an diesem Samstag (19.30 Uhr, tectake Arena) zum Unterfrankenderby nach Würzburg. In der vergangenen Saison gewannen die Würzburger beide Spiele. Wir beantworten nach der Winterpause die wichtigsten Fragen zu den Wölfen.
Mit dem Trainingsstart am 9. Januar verkündete der Klub eine Neuausrichtung. Nachdem Thomann seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängert, wurde Johannes Heufelder als sein Nachfolger vorgestellt. Bis dahin ist der 30-Jährige als Sportlicher Leiter tätig, ab Sommer dann in Doppelfunktion.
Heufelder erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag, sagt auf Nachfrage aber: "Wir sind uns einig, dass die Zusammenarbeit auf länger angelegt sein soll. Es geht darum, hier etwas zu initiieren." Wie das Konzept für die Zukunft aussehen soll, wollen die Wölfe am Freitagabend auf einer Pressekonferenz bekannt geben.
"Dass ich mein Masterstudium beenden will, war der Hauptgrund", sagt Thomann, der künftig als Lehrer in Baden-Württemberg arbeiten möchte und in seine schwäbische Heimat Albstadt zurückkehrt. Abschied vom Handball nimmt der 30-Jährige nicht. Wie diese Woche bekannt wurde, hat Württembergligist HSG Albstadt ihn und seinen Zwillingsbruder Gregor, aktuell Rechtsaußen beim Wölfe-Konkurrenten HSG Konstanz, für nächste Saison als Spieler verpflichtet.
"Natürlich" habe es auch "andere Gründe" für seine Entscheidung gegeben, den Vertrag in Würzburg nicht zu verlängern, ergänzt Thomann. Nach seiner ersten Saison sei es "sportlich nicht so weitergegangen, wie ich es mir vorgestellt habe".
Thomanns Aufgaben bleiben unverändert – mit dem Unterschied, dass er sich jetzt nur aufs Sportliche konzentrieren kann. Spielergespräche für die zweigleisige Kaderplanung in der zweiten oder dritten Liga führt Heufelder. Zudem unterstützt er Thomann bei der Spielvor- und nachbereitung.
"Nicht optimal", bedauert Thomann. "Wir hatten immer wieder verletzungs- oder krankheitsbedingte Ausfälle."
"Richtig gut" sei dagegen das fünftägige Trainingslager auf Sizilien im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Siracusa (auf Deutsch: Syrakus) verlaufen. "Wir konnten fokussiert in entspannter Atmosphäre arbeiten und sind mannschaftlich noch mehr zusammengewachsen." Ein Testspiel gegen den italienischen Erstligisten ASD Albatro Handball Siracusa gewannen die Wölfe nach 11:14-Rückstand zur Pause und "sehr starker zweiter Hälfte mit Tempospiel aus einer aggressiven Abwehr heraus" noch mit 38:20. Drittligist DJK Waldbüttelbrunn bezwangen sie in einem Test mit 45:20.
Nicht weniger angespannt als bisher. Benedikt Brielmeier kehrt nach langer Auszeit auf Halblinks zurück. Für Linksaußen Dominik Schömig (Ellbogen-Innenbandriss) kommt ein Comeback gegen Großwallstadt noch zu früh. Als Ersatz wurde der gelernte Rückraumspieler Luis Franke aus der Reserve fest ins Zweitliga-Team geholt: "Er kann uns auf beiden Positionen helfen", hofft Thomann.
Ausfallen werde bis auf Weiteres Kreisläufer Alexander Merk (Sprunggelenkverletzung). Der Einsatz von Rückraumspieler Lukas Böhm (Bänderdehnung) sei fraglich.
Nichts. Ein neuer Spieler wurde und wird auch nicht mehr verpflichtet, bestätigen Thomann und Heufelder in einem gemeinsamen Gespräch mit dieser Redaktion. Wie herauszuhören ist, fehlt das Geld. Wegen der Anstellung von Heufelder? Der winkt ab. Zwar arbeite er nicht mehr ehrenamtlich wie anfangs, aber "wegen mir haben wir den Etat nicht belastet und können deswegen keinen Spieler holen".
"Zunächst mal müssen wir uns die Chance erarbeiten, wieder um den Klassenerhalt mitzuspielen", sagt Thomann und betont: "Es muss alles passen, dass wir dieses Ziel erreichen. Trotz der Mammutaufgabe glaube ich nach wie vor daran. Wir haben viele Individual- und Mannschaftsgespräche geführt, Ziele formuliert und das Arbeitsethos angesprochen."
So ruht eine Hoffnung auf Stammspielern, die ihre Potenziale bisher nicht konstant ausgeschöpft haben. "Wir erwarten, dass unsere Leistungsträger auch leisten. In der Hinrunde waren sie teils weit von ihrer Normalform entfernt", konstatiert Heufelder. Um das zu ändern, werde man die Akteure "individuell unterstützen" und ihnen helfen, "den Glauben und das Vertrauen in die eigene Qualität wiederzufinden". Zuversichtlich stimme den Sportlichen Leiter vor allem, "wie viel Erfahrung wir im Kader haben. Erfahrung ist eines der wichtigsten Kriterien im Abstiegskampf."
"Nein", beteuert Heufelder. "Das ist kein Thema. Wir haben volles Vertrauen in Julian und seine Arbeit." Abgesehen davon wäre "der Zeitpunkt für einen Trainerwechsel längst verpasst. Das würde nach der Vorbereitung keinen Sinn mehr machen."