Wenn im Januar im Handball traditionell die Nationalmannschaft im Fokus steht, ist die Zweite Bundesliga in der Winterpause manchmal gut für Überraschungen. So auch in dieser Woche. Da gab der TV Großwallstadt, der am 4. Februar (19.30 Uhr, tectake Arena) letzter Hinrundengegner der Wölfe Würzburg sein wird, die Trennung von Chefcoach Igor Vori nach nur sechs Monaten bekannt.
Eine weitere Überraschung auf der Torhüterposition könnte folgen – und diese wäre brisant für die Wölfe Würzburg.
Igor Vori verlässt TV Großwallstadt überraschend nach sechs Monaten
Doch zunächst zu Vori. Der 42-jährige Kroate habe den Klub zum Trainingsstart aus privaten Gründen um eine sofortige Entbindung von seinem Amt gebeten, hieß es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Der TVG kam der Bitte Voris nach. Co-Trainer Edis Hodzic übernahm interimsweise. Ein Nachfolger für den ehemaligen Weltklasse-Kreisläufer und Olympiasieger von 2004 war am Freitag noch nicht bekannt.
"Edis wird die Mannschaft nicht in die Rückrunde führen und auch nicht nach Würzburg", sagte TVG-Geschäftsführer Michael Spatz am Vormittag in einem Telefonat mit dieser Redaktion. "Wir sind in Gesprächen mit mehreren Kandidaten und hoffen, dass wir am Montag eine Lösung präsentieren können, erst mal bis Saisonende."
Ukraine-Nationaltrainer Slava Lochmann heißer Kandidat als TVG-Trainer
Einer der Kandidaten, mutmaßlich der heißeste, ist Vyacheslav "Slava" Lochmann. Der ukrainische Nationaltrainer, der nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in seiner Heimat nach Deutschland geflohen war und in Großwallstadt Zuflucht gefunden hat, wo er von 2004 bis 2007 als Profi in der ersten Liga unter Vertrag stand, ist aktuell Jugendkoordinator und A-Jugend-Trainer beim TVG. "Natürlich wäre er eine Möglichkeit", so Spatz – "er kennt die Mannschaft, ist EHF-Mastercoach." Aber nicht die einzige.
Nicht im Gespräch sei der frühere Trainer der DJK Rimpar Wölfe, Matthias Obinger. "Er wird es nicht", versichert Spatz auf Nachfrage. Doch verrät der TVG-Chef, dass er mit einem anderen ehemaligen Rimparer Kontakt aufgenommen hat: Max Brustmann, der seine Karriere 2020 während der Corona-Pandemie beendet hatte.
Michael Spatz: "Ein Gespräch mit Max Brustmann steht noch aus"
Weil Jan-Steffen Minerva nach einer Operation an der rechten Hand noch voraussichtlich bis Ende März ausfällt, Petros Boukovinas durch einen Lehrgang mit der griechischen Nationalmannschaft kaum Pause hatte und Nachwuchskeeper Julian Ohm wegen eines Mittelfußbruchs ausfällt, denkt Spatz über die Nachverpflichtung eines Torwarts nach, der vorübergehend aushilft.
"Ich habe Max Brustmann schon mal geschrieben. Er hat auch geantwortet", sagt Spatz und lacht. "Ein Gespräch steht noch aus." Eine Rückkehr des Rimparers aus dem sportlichen Ruhestand zum Rivalen seines Heimatvereins – es wäre ein Coup.
Das sagt Max Brustmann zu seinem möglichen Comeback
Brustmann, der im November 40 geworden ist und im August 2022 mit einem Spiel in Rimpar offiziell verabschiedet wurde, kommentiert ein mögliches Comeback nach drei Jahren gegenüber dieser Redaktion am Freitagnachmittag erst mal mit einem Lachen. Dann äußert er: "Ich weiß es tatsächlich noch nicht, ob ich das machen würde." Auch wenn es wohl vorrangig darum ginge, "sich zwei Monate auf die Bank zu setzen", wäre gerade das erste Spiel gegen die Wölfe doch heikel für ihn.
Aber der Ex-Keeper mit dem Spitznamen "The Wall" meint auch, dass er körperlich noch fit sei – "sogar etwas schlanker als früher". "Ich war noch ab und zu in der Halle und stand im Tor, kicke bei den Alten Herren des ASV Rimpar, hab mir eine Rudermaschine gekauft und dehne mich regelmäßig." Klingt, als hätte der Lehrer, der berichtet, dass er "etliche andere Anfragen" seit seinem Karriereende abgelehnt habe, schon eine gewisse Lust auf den potenziellen Aushilfsjob in der Nähe.