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Fußball: Regionalliga Bayern
Einfach den Moment genießen: Warum sich der FC 05 Schweinfurt weiter mit dem Klassenerhalt beschäftigen sollte
Mit dem 2:1-Sieg über Burghausen ist ein Viertel der Saison gespielt. Ein Blick auf Stärken und Schwächen der Nullfünfer - und einer auf die neue Kooperation mit der IFA.
Schweinfurter Trümpfe: Leidenschaft und Physis. Hier beackern mit Kristian Böhnlein (links) und Severo Sturm (rechts) gleich zwei FC-05-Spieler den Burghausener Edin Hyseni.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Schweinfurter Trümpfe: Leidenschaft und Physis. Hier beackern mit Kristian Böhnlein (links) und Severo Sturm (rechts) gleich zwei FC-05-Spieler den Burghausener Edin Hyseni.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:57 Uhr

Amateur-Status statt Profitum: Der FC 05 Schweinfurt ist in die Fußball-Regionalliga Bayern unter veränderten Voraussetzungen gestartet - als Außenseiter mit dem Ziel Klassenerhalt. Der Saisonstart verlief besser als kalkuliert. Jüngstes Puzzleteil des Teilzeit-Erfolgs: Der 2:1-Sieg über den vor der Runde eher im ersten Liga-Drittel gesehenen SV Wacker Burghausen am Freitagabend. Neun Spieltage sind absolviert. Ein Viertel. Zeit für eine Zwischenbilanz - vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern München am Samstag (14 Uhr), für das die Schweinfurter dank einer Freikartenaktion für Schüler, Studenten und Azubis mit über 3000 Fans rechnen. 

Wo steht der FC 05 nach dem ersten Saison-Viertel?

17 Punkte, 19:8 Tore, Platz 5, vier Zähler Rückstand auf die Spitze, zehn Vorsprung auf die Abstiegsregion - der erste Blick gibt jenen drei Regionalliga-Trainern Recht, die den FC 05 im Sommer zu den Mitfavoriten gezählt haben. Der zweite relativiert, dass das zunächst kaum mehr als ein Moment zum Genießen ist: Unter den neun bisherigen Gegnern befinden sich die fünf Letzten des Tableaus. Die Mannschaft von Trainer Marc Reitmaier profitiert tabellarisch vom Blitzstart rund um das 5:0 bei Spitzenreiter Vilzing, ist zuletzt mit "nur" zwei Siegen aus fünf Partien jedoch in der - keineswegs schlechten - Realität angekommen.

Welche Qualität hat die Mannschaft wirklich?

Maximal ein Tor kassieren, selbst mindestens eines schießen - diese simple Fußball-Strategie geht dem FC 05 nicht selten ordentlich vom Fuß. Auch dank Spielglück. Ohne seine Mannschaft darauf reduzieren zu wollen, warnt Reitmaier: "Verlassen dürfen wir uns darauf nicht. Wir brauchen immer 100 Prozent. Spielen wir eine schwache Halbzeit wie die erste gegen Burghausen, können wir schnell leer ausgehen." Dass "Jeder für Jeden" nach Fehlern in die Bresche springe, sorge "für maximale mannschaftliche Geschlossenheit", kostet jedoch Kraft. "Ich glaube aber, dass eine Mannschaft über 34 Saisonspiele überwiegend von Physis leben kann." 

Auf der Positivseite steht neben dem Neun-Tore-Lauf von Severo Sturm inzwischen die Fähigkeit, Standardsituationen solide wegverteidigen zu können - Ergebnis eines Entwicklungsprozesses. Reitmaier, längst nicht mehr nur Motivator wie nach seinem Amtsantritt im März, ist für Taktik-Kniffe gut. Wie den, gegen Burghausen Flügelflitzer Dominik N'gatie zur Pause zum Linksverteidiger umzufunktionieren, um gegen die schnelle Wacker Offensive mehr Speed hinten, aber auch im eigenen Konter-Aufbau zu bekommen. Überhaupt stehen gerade Neuzugänge für Flexibilität: Sechser Tom Feulner glänzte schon als Außenverteidiger, Zehner Adrian Istrefi als Sechser, N'gatie als Mittelstürmer. Letzterer sorgt mit Sturm und dem 39-jährigen Adam Jabiri - am Freitag Schütze des 1:1 (49.), aber nicht mehr der ewige Alleinunterhalter - für Wucht im Angriff.

Was haben die Kader-Korrekturen bewirkt?

Dass Rochaden nötig sind, ist dem zunächst auf Kante genähten Kader geschuldet. Inzwischen hat der FC 05 nachjustiert, sich von Talenten ohne Einsatzperspektive getrennt und Spieler mit etwas mehr Erfahrung geholt. Wie N'gatie. Oder Eduard Mahmuti und Hans Anapak aus dem um den Jugendspieler Thomas Roetynck ergänzten Trio aus der in Ebern (Landkreis Haßberge) angesiedelten International Football Academy (IFA). Mahmuti hat sich in zwei Einsätzen als Rechtsverteidiger-Alternative bewiesen, Anapak bei seiner insgesamt holprigen Premiere gegen Burghausen als Passgeber zu Severo Sturms 2:1-Siegtreffer (77.) geglänzt. "Wir haben uns in der Breite verstärken können", sagt der Coach. 

Was verspricht sich der FC 05 von der Kooperation mit der IFA?

Die IFA ist seit zwei Wochen Kooperationspartner des FC 05. Dahinter verbirgt sich ein von dem Mannheimer Fußball-Netzwerker Thomas Kastler (55) geführtes Trainingszentrum in der ehemaligen Bundeswehr-Kaserne bei Ebern, das sich "Förderung, Vermarktung und Vermittlung von Talenten aus Europa, Südamerika und Afrika" auf die Fahne geschrieben hat. Die flattert grün-grau-weiß vor den beiden noch nicht ganz fertig gestellten Gebäuden, in denen bis dato 24 Spieler, meist Anfang 20, untergebracht sind. Drei Monate trainieren diese Fußballer, die nach ihrer Ausbildung in den Leistungszentren ihrer Länder, den Sprung in den höherklassigen Männerfußball nicht auf Anhieb gepackt haben, dreimal täglich.

Noch eine Baustelle, bald eine internationale Talentschmiede? Thomas Kastler leitet die International Football Academy in Ebern - ein Kooperationspartner des FC 05 Schweinfurt.
Foto: Michi Bauer | Noch eine Baustelle, bald eine internationale Talentschmiede? Thomas Kastler leitet die International Football Academy in Ebern - ein Kooperationspartner des FC 05 Schweinfurt.

Ziel: Einen Verein vorrangig in der Regional- oder Oberliga zu finden. Gelingt das nicht, müssen sie die IFA, die an Wechseln mitverdient, verlassen. Der frühere Mainzer Profi Peter Neustädter (57) ist Cheftrainer. Mit im Boot ist neuerdings für Management und Scouting Jürgen Kost. Der 57-Jährige war mal im Scouting-Team von Arsenal London und von April 2022 bis Januar 2023 bei den Würzburger Kickers als Vorstand Sport tätig. Der FC 05 verspricht sich von der Kooperation "einen Gewinn an individueller Qualität", wie sie Reitmaier vor allem in Anapak sieht.

Was ist in dieser Saison noch möglich?

Rechtsverteidiger Marc Hänschke sagte nach dem 2:1 über Burghausen: "Wir sind nicht einfach zu schlagen." Und differenzierte es mit Blick auf die anstehenden fünf Aufgaben gegen die Top-Teams Bayern II, Türkgücü, Illertissen, Kickers (sollten die Würzburger am Dienstag ihr Pokal-Achtelfinale gegen Bayreuth gewinnen, würde deren Pokal-Viertelfinale am geplanten Derby-Spieltag 3. Oktober Vorrang haben und das Derby verlegt werden) und Aubstadt detaillierter aus: "Da müssen wir gut verteidigen. Vorne haben wir die Qualität, auch die Guten zu ärgern."

Für eine längere Positivserie, die einen konstant vorn mitspielen ließe, fehlen dem FC 05 im Teamschnitt die fußballerische Qualität und die Selbstverständlichkeit jeden Gegner dominieren, also mehr als nur "ärgern" zu können. Die mannschaftliche Geschlossenheit und die bisher knappen Niederlagen (zweimal 1:2) sprechen zwar gegen eine lange Durststrecke, welche die Schweinfurter nachhaltig aus der Bahn zu werfen droht. Trotzdem: Der Klassenerhalt sollte, ohne tief zu stapeln, zuvorderst Ziel bleiben in einer abermals ausgeglichenen Liga - zumindest, bis diese fünf Spitzenspiele womöglich auch noch überwiegend positiv abgeschlossen werden sollten.

 
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