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Fußball: Landesliga Nordwest
FC-05-Trainer Tobias Strobl spielt in der Landesliga: "Ich will immer lernen."
Wie die Schweinfurter Verantwortlichen zum "Nebenjob" des 34-Jährigen bei der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach stehen und was er selbst zu möglichen Risiken sagt.
Mittendrin: FC-05-Trainer Tobias Strobl (rechts) feiert bei seinem ersten Einsatz für Landesligist DJK Schwebenried/Schwemmelsbach zusammen mit den neuen Mannschaftskollegen einen 2:0-Sieg.
Foto: René Ruprecht | Mittendrin: FC-05-Trainer Tobias Strobl (rechts) feiert bei seinem ersten Einsatz für Landesligist DJK Schwebenried/Schwemmelsbach zusammen mit den neuen Mannschaftskollegen einen 2:0-Sieg.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

Am Sonntag lief die 65. Minute des Landesliga-Spiels zwischen der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach gegen Viktoria Kahl (2:0), als die Gastgeber eine Neuverpflichtung einwechselten: Tobias Strobl, im Hauptberuf Trainer des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt. Für den 34-Jährigen war es das Comeback als Spieler, nachdem er zuletzt vor zwei Jahren für Grün Weiß Ingolstadt in der Kreisliga auf dem Platz gestanden hatte.  Strobl spielte zuvor unter anderem für den FC 04 Ingolstadt II in der Regionalliga Bayern und für den FC Pipinsried in der Bayernliga.

Sein zweigleisiges Engagement ist in der Regionalliga kein Einzelfall: So hat auch Viktor Kleinhenz, der Trainer des TSV Aubstadt, bereits in der Bezirksliga beim FC Thulba ausgeholfen. Mit dieser Redaktion sprach Strobl über den Umfang seiner neuen "Nebentätigkeit" und über mögliche Konflikte. Auch mit seinem Arbeitgeber FC 05, dessen Geschäftsführer Markus Wolf erst am Donnerstag davon erfahren hat und sagte: "Wenn ich merke, dass Tobis Konzentration bei uns auch nur um ein Prozent unter seinen Einsätzen leiden würde, werde ich sie unterbinden." 

Ein Regionalliga-Trainer spielt plötzlich wieder selbst Fußball. Bei einem anderen Verein. Alltäglich ist das nicht.

Tobias Strobl: Es hat immer in den Füßen gejuckt. Nur: Wenn ich beim FC 05 auf dem Trainingsplatz herumstehe, merke ich, dass ich da besser nicht mitkicken sollte, da wäre ich uferlos überfordert. Da kam unser Geschäftsstellen-Mitarbeiter Marcel Kühlinger zu mir und sagte, die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, bei der er Stürmer ist, hätte personelle Probleme. Und er fragte, ob ich aushelfen könnte. Das schien der perfekte Moment. Wenn Alle an Bord sind, dürfte das wieder ad acta gelegt werden. Aber ich trainiere immer Donnerstag mit, das ist ein cooler Ausgleich für mich. Und: Wenn ich mich bemühe, kann ich Landesliga grenzwertig noch spielen.

Wie fühlt es sich an, wenn man als Trainier trainiert wird?

Strobl: DJK-Coach Dominik Schönhöfer ist klar der Chef. Es wird keine besserwisserischen Kommentare von mir geben, er hat viel mehr Erfahrung als ich und in Großbardorf schon Bayernliga trainiert. Es ist eher so, dass ich etwas mitnehme für meinen Job in Schweinfurt. Es war für mich interessant, in einer Mannschaftsbesprechung vor dem Spiel zu sitzen und zu sehen: Wie macht es ein Kollege? Wie packt er die Spieler an, wie baut er die Ansprache auf?

Wie haben es die Spieler des FC 05 aufgenommen? Was sagen Geschäftsführer Markus Wolf und Sportleiter Robert Hettich dazu?

Strobl: Klar gibt es welche, die mich foppen und sagen: Das kriegst du alter Mann doch gar nicht mehr hin. Ein großes Thema war es bisher aber noch nicht, ich habe ja erst vor eineinhalb Wochen unterschrieben, am Sonntag nach dem Illertissen-Spiel. Mit Markus Wolf habe ich noch nicht darüber geredet. Es ist ja auch irgendwo meine Freizeit. Ich werde deshalb kein FC-05-Spiel schlechter vor- oder nachbereiten. Wenn wir mal darüber reden, wäre es sein absolutes Recht, mir zu sagen, ich solle es wieder sein lassen. Robert Hettich hat von sich aus erkannt, dass ich das brauche, um den Kopf frei zu bekommen vom Fußball-Alltag. Und hat geschmunzelt.

Macht das Kicken den Kopf frei? Kann es sich positiv auswirken auf den Profi-Job in Schweinfurt? 

Strobl: Ja. Weil ich Fußball liebe und lebe. Ich war auch zur Zeit in Ingolstadt auf jedem Amateurplatz zu sehen. Ich habe ja auch mal einen Kreisligisten trainiert. Mir tut es gut, nach einem Training oder Spiel mit im Sportheim zu hocken. Und der neue Blickwinkel bringt etwas für meinen Beruf, in dem  ich manchmal etwas festgefahren in den Handlungsweisen bin. Ich will immer lernen.

Aber passt es in die Situation? Es besteht die Gefahr, sich zu verletzen. Und beim FC 05 steht viel auf dem Spiel.

Strobl: Es ist kein festes Engagement, bei dem ich ein wichtiger Faktor für Schwebenried bin. Ich bin fit und kann aufpassen, wie ich in die Zweikämpfe gehe. Ich schaue darauf, ob Einsätze mit dem Regionalliga-Spielplan harmonieren. Zwei Tage vor einem Dienstag-Termin würde ich nicht auflaufen. Ein Einsatz darf mich nicht daran hindern, den Trainingsplan oder die Spielvorbereitung beim FC 05 seriös zu gestalten. Durch die nach den beiden Corona-Absagen neu hinzugekommenen englischen Wochen wird das Engagement bei der DJK im November ohnehin weniger werden. 

Das Umfeld sieht das vermutlich dann anders, wenn der FC 05 nicht gewinnt.

Strobl: Das kann ich ausblenden. Es zählt für mich nur, was ich mit meiner Familie und dem Verein bespreche. Ich fühle mich hier ausgesprochen wohl. Deswegen will ich mich durch so ein Engagement noch ein Stück weiter mit dieser Region zu identifizieren. Nochmal: Die Arbeit beim FC 05 wird darunter nie auch nur ansatzweise leiden. Ich werde mir nichts vorzuwerfen haben.

Elf Corona-Fälle beim FC 05 Schweinfurt

Am Dienstag wurden offiziell die beiden nächsten terminierten Schweinfurter Regionalliga-Spiele gegen Buchbach (ursprünglich Samstag) und in Unterhaching (Dienstag) verlegt auf Mittwoch, 10. November und Dienstag, 30. November. Grund waren Corona-Fälle  bei den Nullfünfern. Mittlerweile sind sieben Spieler und vier Offizielle, darunter Geschäftsführer Markus Wolf, trotz kompletten Impfschutzes betroffen. "Es hat glücklicherweise keiner bisher einen ernst zu nehmenden Verlauf", so Wolf. "Aber es kommt in dieser Woche fast täglich ein Infizierter hinzu."
Inzwischen wackle auch der Spieltermin am Samstag, 6. November beim TSV Rain/Lech. Die bisherigen Verlegungen waren in Absprache mit dem jeweiligen Gegner (Unterhaching selbst hatte den ersten Spieltermin aus dem gleichen Grund absagen müssen) erfolgt und vom Verband abgesegnet worden. Ohne Einigung würde eine Partie dann wegen Corona verlegt werden, wenn weniger als 16 Feldspieler und zwei Torhüter zur Verfügung stünden.
Quelle: mib
 
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