Am Dienstagmittag trainierte er mit den Profis des Fußball-Zweitligisten 1. FC Nürnberg, die beim 0:4 gegen Hamburg nicht oder nur kurz zum Einsatz gekommen waren, erstmals am Valznerweiher. Anschließend stellte sich Johannes Geis den Fragen der Journalisten. Dem 25-Jährigen aus Oberstreu im Landkreis Rhön-Grabfeld ist beim Club eine wichtige Rolle zugedacht. Trainer Damir Canadi bezeichnet ihn als „Verbindungsspieler“ auf der Sechserposition und ist überzeugt, dass Geis „den nötigen Hunger hat, um dem 1. FC Nürnberg zu helfen und aus dem Karriereknick, den er erlebt hat, herauszukommen“. Beim 1. FC Köln war sein Halbjahresvertrag nach der Rückkehr in die Bundesliga nicht verlängert worden.
Frage: Herr Geis, wie war das erste Training nach vielen Monaten Pause?
Johannes Geis: Super. Ich habe es vermisst, im Mannschaftsgefüge auf dem Platz zu stehen. Es ist schon blöd, wenn du zu Hause sitzt und die Testspiele im Fernsehen siehst.
War es schlimm, auf der Tribüne zu sitzen und das 0:4 gegen den HSV zu erleben?
Geis: Ja, weil ich der Mannschaft gerne geholfen hätte. Hamburg war brutal effizient, hat aber auch Superspieler im Kader.
Was hat den Ausschlag für den Wechsel zum Club gegeben?
Geis: Die Verantwortlichen haben sich sehr um mich bemüht. Ich hatte viele Gespräche mit anderen Vereinen, aber der Trainer hat mich überzeugt, indem er mir erklärt hat, was er mit mir vorhat. Wir haben auch nach dem Treffen Kontakt gehalten.
Sie sind in die Zweite Liga gegangen, obwohl es auch Angebote aus der italienischen Serie A und der spanischen La Liga gab. Warum?
Geis: Ich weiß, das hört sich erst mal komisch an. In Sevilla habe ich am Anfang nicht gespielt, dann mehr, dann wieder weniger. Das war schon eine schwere Zeit, auch wenn du die Sprache nicht richtig sprichst. In meinem Alter musst du einfach spielen. Wenn du dann wieder ein Jahr verschenkst, indem du nur fünf oder zehn Spiele machst, dann wird es langsam eng. Nürnberg hat mir einen Weg aufgezeigt, wie es auch für mich wieder aufwärts gehen kann. Außerdem ist meine Familie hier in der Nähe. Das hilft, um meine beste Leistung abzurufen.
Was hat Sie speziell gereizt am Club?
Geis: Es sind viele junge Spieler hier. Ich bin mit meinen 25 Jahren da schon eher ein gestandener Profi. Die Verantwortlichen wollten mich haben, um die Mannschaft mit zu führen. Das ist eine Herausforderung für mich, das hat mich einfach gepackt. Bei meinen Stationen bisher hatten immer andere diese Rolle.
Wie fit sind Sie?
Geis: Bis ich bei 100 Prozent bin, wird es noch dauern. Mit den Einsatzzeiten in den Spielen wird das kommen. Ich habe gut gearbeitet, zwei Mal am Tag individuell trainiert. Aber klar ist auch, dass du ein Mannschaftstraining nicht ersetzen kannst. Mit punktuellen Einsätzen, wie das auch in Köln der Fall war, hoffe ich der Mannschaft schnell zu helfen.
Könnte das Pokalspiel am Freitag in Ingolstadt schon ein Thema werden?
Geis: Wir werden sehen, wie die Woche läuft. Wie ich mich fühle, ob die Muskulatur hält. Dann wird der Trainer das am Donnerstag entscheiden.
Als Sie nach Schalke gewechselt sind, schienen Sie auf der Überholspur zu sein. Was sind die Gründe, warum es danach so holprig für Sie lief?
Geis: Es gab viele Trainerwechsel. Wenn dich ein Trainer holt, findet er dich cool, ein neuer aber vielleicht weniger. Das soll keine Ausrede sein. Vielleicht hätte ich auch einige Dinge anders machen können.
Sie haben vor sechs Jahren in einem Derby das Siegtor für den Lokalrivalen Greuther Fürth geschossen. Ist Ihnen das schon um die Ohren geflogen?
Geis: In der Familie wird natürlich darüber geflachst. Aber das ist sechs Jahre her. Mit meinen Kumpels habe ich über meine Idee, nach Nürnberg zu gehen, lieber nicht gesprochen. Viele hätten gesagt: ,Das kannst Du nicht machen.' Ich habe die Sache einfach nüchtern betrachtet. Ich bin dankbar, dass ich in Fürth zum Profi geworden bin, aber das ist sechs Jahre her. Es wird bestimmt auch im Club-Lager Stimmen geben, dass man so einen aus Fürth nicht brauche. Aber mit Leistung kannst du, denke ich, alles wettmachen.