Es hatte sich abgezeichnet, am 14. Januar machte es der Verein offiziell: Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt wird ab der Saison 2023/24 nicht mehr unter Profibedingungen arbeiten, sondern sich wieder regionaler aufstellen - mit der Rückkehr zum Amateurstatus. Das teilte Markus Wolf, Vorsitzender, Geschäftsführer und Hauptsponsor der Nullfünfer mittels eines offenen Neujahrbriefes mit. Im Interview mit dieser Redaktion spricht der 54-jährige Möbel-Unternehmer über Gründe und Auswirkungen dieses Kurs-Wechsels.
Markus Wolf: Wir haben in den letzten Jahren dreimal den DFB-Pokal erreicht, konnten mit unseren Fans im Sachs-Stadion einige wunderbare Fußballfeste feiern. Dass wir uns in der abgebrochenen Pandemie-Saison souverän in den Playoffs gegen Bayreuth und Aschaffenburg durchsetzen konnten, war ebenso ein super Erlebnis. Leider hat uns dann in der Aufstiegsrelegation gegen Havelse das nötige Spielglück gefehlt. Ich bin seit vielen Jahren Unternehmer. Und man muss in schwierigen Zeiten die Realität akzeptieren, die Weichen entsprechend stellen und an umsetzbaren Konzepten arbeiten. Vielleicht einen Schritt zurückgehen, um dann wieder zwei nach vorne machen zu können.
Wolf: Wir haben einige Sponsoren, die uns sehr gut unterstützen und dies hoffentlich auch noch die nächsten Jahre tun werden. Von der Großindustrie habe ich mir natürlich wesentlich mehr erwartet. Diese ist auch notwendig, um letztlich dauerhaft Profifußball in einer Stadt wie Schweinfurt darstellen zu können.
Wolf: Aktuell nicht. Das Fundament muss gestärkt werden. Dazu können einige größere Sponsoren beitragen, oder eben sehr viele kleinere.
Wolf: Mir geht’s gut. Ich erkenne die Realität an und schaue positiv nach vorne. Als Unternehmer habe ich auch nicht immer nur goldene Zeiten erlebt. Wenn es schlecht läuft, muss man die richtigen Schlüsse ziehen und anpacken, damit es wieder aufwärts geht.
Ich lese sie nicht, habe auch gar keine Zeit, sie an mich rankommen zu lassen. Das ist leider ein Teil der heutigen Gesellschaft, andere in der Anonymität zu diskreditieren. Ich bin jederzeit gerne bereit, mich mit vernünftigen Menschen persönlich auszutauschen. Wie zum Beispiel bei unserem letzten Fan-Stammtisch.
Wolf: Ich haben in meinem offenen Brief deutlich gemacht, den Verein weiterhin zu unterstützen. Wir können eben die aktuelle Konzeption nicht fortführen, weil das wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Und unter mir als Präsident wird der Verein nicht in eine Insolvenz getrieben.
Wolf: Das lasse ich mir noch offen. Ich werde schauen, was genau passiert. Wenn man immer wieder beleidigt wird, verliert man irgendwann die Energie.
Wolf: Was bedeutet volles Risiko? Mehr Geld ausgeben, als vernünftig ist? Ohne Garantie, damit Erfolg zu haben? Dann kann ich gleich ins Casino gehen und mein Geld auf Rot oder Schwarz setzen. Das hat nichts mit seriösem Wirtschaften zu tun. Und vor allem muss man auch hier schon einen Schritt weiter denken. Aus zwei Millionen mehr in der Regionalliga werden schnell mal vier Millionen mehr in der Dritten Liga. Das Geld muss ja auch irgendwo herkommen. Da schlittern Sie schneller in eine Insolvenz als sie schauen können. Und nur auf Lippenbekenntnisse der Stadt und Großindustrie zu bauen, ohne wirkliche konkrete Zusagen, lässt das Risiko einfach viel zu hoch werden.
Wolf: Fakt ist, dass das aktuelle Konzept weder vom Umfeld noch von der Industrie in dem Maße angenommen worden ist, um hier dauerhaft Profifußball finanzieren zu können. Alles andere wird die Zukunft zeigen.
Wolf: Wir haben immer schon in der Region gesichtet, kennen die Spieler. Es hat nichts mit gut oder schlecht zu tun, sondern vielmehr mit der Konzeption. Wenn ein Spieler mit Mitte, Ende 20 eine gute Arbeitsstelle hat, ein solides Einkommen verdient und nur abends trainieren kann und auch will, dann wird er eben beim Verein XY spielen. Je nachdem, was ihm dieser Verein für sein Hobby offeriert. Wir haben auch nie irgendwelchen Spielern gesagt: Für uns seid ihr nicht gut genug, spielt lieber mal woanders in einem Amateurverein. Diese Spieler haben sich ja auch ganz bewusst für diesen Weg dorthin entschieden, weil einfach der zeitliche Aufwand für sie nicht machbar ist. Diese Spieler kicken nicht in anderen Vereinen, weil die Menschen dort vielleicht hübscher sind als in Schweinfurt. Sie bekommen teilweise netto mehr Geld als bei uns. Das ist die Realität.
Wolf: Ich habe das damals aus Überzeugung gemacht und mache es auch weiterhin.
Wolf: Nein, das war nie ein Thema für mich. Aber ich muss zugeben: Eventuell bei anderen Sportarten in der Umgebung vielleicht. Einfach da, wo mehrere Personen und Unternehmer ein gemeinsames Ziel haben und man nicht auf sich alleine gestellt ist. Das macht deutlich mehr Spaß und man kann was bewegen. Ich schätze den Sport sehr, aber es muss nicht immer Fußball sein.
Wolf: Schauen Sie sich doch den internationalen Fußball an, welche irrwitzigen Summen dort im Spiel sind. Deswegen lautet die Devise für uns: Heute schon an morgen denken. Nichts anderes machen wir jetzt.
Wolf: Nein, weil ein Teil der Liga unbedingt in die Zweite Liga möchte, dabei viele Risiken eingeht, um an das TV-Geld der DFL andocken zu können. Der andere Teil kämpft um das nackte Überleben, und auch da werden die Schulden nur so angehäuft. Da sind Klubs mit reichhaltiger Tradition dabei, ausgestattet mit einem tollen Stadion, das von vielen Fans besucht wird. Dennoch ist irgendwann Feierabend.
Wolf: Da habe ich keine, weil ich kein Träumer bin.
Gleichzeitig war es für die ausgegebenen Ziele zu wenig Geld.
Ergebnis: viel Geld verbrannt für nichts. Die drei Pokaleinnahmen und die, dank der Pandemie gespielte Relegation können doch darüber niemals hinwegtäuschen?
Freuen konnten sich nur unzählige mittelmäßig begabte Fußballer.