
Der FC 05 Schweinfurt erlebt in der Fußball-Regionalliga Bayern ein Déjà-vu. Wie in der vergangenen Saison auch steht die Mannschaft nach fünf Spielen mit fünf Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze da. Wir seinerzeit beim 2:5 in Burghausen gab es nun bei der 3:4-Niederlage beim FV Illertissen am Dienstagabend reichlich Gegentore - und jede Menge Redebedarf. "Unglaublich, wie wir das verkackt haben", kommentierte Defensivspieler Lukas Aigner das zweiteilige, vom 2:3 in Heimstetten eingeleitete Desaster binnen vier Tagen.
Das "wir" war ihm wichtig, denn keinesfalls wollte Aigner sich aus der Team-Schelte herausnehmen. Der 26-jährige, im Sommer vom Chemnitzer FC nach Unterfranken gekommen und zuvor bei 1860 München und Wacker Burghausen aktiv, war als wenig griffiger Sechser mitten drin im Mittelfeld-Geschlampe der Nullfünfer, das einem "eigentlich schon toten Gegner", wie es Sportleiter Robert Hettich nannte, die Rückkehr ins Spiel ermöglicht hatte. "Wie dumm muss man sein, sich eine 3:1-Führung noch nehmen zu lassen", fragte Trainer Christian Gmünder in den Mannschaftskreis wenige Minuten nach Schlusspfiff. "Ein Satz, den man so stehen lassen kann", gestand Aigner.
FC 05 erstmals mit einem Mentalitätsproblem
Und er legte nach: "Wenn wir 100 Prozent geben, sind wir eine Mannschaft, die für jeden Gegner eklig ist. Aber wenn nicht, dann bekommst du in dieser Liga von jedem auf die Fresse." Gemeint war neben den viel zu großen Abständen im Mittelfeld und einem größtenteils lappigen Zweikampfverhalten vor allem "die fehlende Wachheit und Geilheit, alles dafür zu tun, die aufreißenden Lücken zu schließen", so Gmünder. Also ein Mentalitäts-Ding - erstmals so richtig in dieser Saison und dann auch noch derart krass.
Denn wenn man als vermeintliche Spitzenmannschaft 2:0 (zweimal Pascal Moll/20., 25.) und 3:1 (Adam Jabiri/64.) führt, obwohl man alles andere als gut gespielt hat, dann sollte man wenigstens diese Führung über die Zeit bringen können. Noch dazu gegen eine Illertissener Mannschaft, die lange spritziger, raffinierter und auch balltechnisch stärker agiert hatte, nach dem dritten Gegentreffer aber zu resignieren begann und bei Kristian Böhnleins Lattenschuss schier das 1:4 kassiert hätte. Das folgende Neun-Minuten-Trauma mit drei durchaus zu verteidigenden FVI-Toren (70., 75., 79.) glich für den FC 05 einer Geisterbahnfahrt: hinter jeder Kurve ein Schreckgespenst.
Trainer Christian Gmünder fassungslos
Gmünder war fassungslos und schob den kollektiven Einbruch nicht allein auf den schlimmen Torwart-Fehler von Bennet Schmidt, der beim 2:3 einen harmlosen Distanzschuss ins Tor rutschen ließ. "Wir hatten danach nicht die Stabilität, entschlossen zu verteidigen. Nach einer negativen Erfahrung waren wir nicht sofort in der Lage, diese zu verarbeiten. Wir haben eine junge Mannschaft, die lernen muss, so etwas schneller abzuhaken."
Bitter für den Trainer ist vor allem die Erkenntnis, dass seine Spieler binnen vier Tagen das zweite Mal genau in dem Bereich versagt haben, der ihre Stärke hätte sein sollen: ein Defensivverhalten, das den vielen Amateur-Mannschaften in der Liga Furcht einflößen soll. Stattdessen präsentierten sich Akteure wie Fabian Schwarzholz, Malik McLemore, Georgios Spanoudakis und selbst der sonst so zuverlässige Böhnlein mehr an ihren Offensivaktionen interessiert. Und Jannis Rabold, als Fighter von Zweitligist Karlsruhe geholt, schenkte einen Zweikampf in des Gegners Hälfte, aus dem der Konter zum 3:4 resultierte, derart lustbefreit ab, dass er anschließend ausgewechselt wurde.
"Einige Spieler müssen jetzt eine Reaktion zeigen", drohte Gmünder, dessen Tonfall ruppiger wird, indirekt Konsequenzen an. Nur: Personal, das in einer Schlussphase den Unterschied machen kann, saß am Dienstag nicht auf der Bank.