Seit Saisonbeginn ist Victor Kleinhenz Trainer des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt und damit Nachfolger von Marc Reitmaier. Der 33-Jährige war bis März 2023 Coach des Liga-Konkurrenten TSV Aubstadt und zuletzt verantwortlich für die Bundesliga-U19 des FC Augsburg. Der gelernte Bank- und Versicherungskaufmann lebt mit seiner Frau Janine und zwei Kindern in Wartmannsroth (Lkr. Bad Kissingen). Im Interview mit dieser Redaktion erklärt Kleinhenz seine Fußball-Philosophie – und gewinnt anschließend das zwar technisch überschaubare, aber spannende Tischkicker-Match mit 3:2.
Victor Kleinhenz: Unterfranken. Heimat ist einfach etwas Besonderes. Ich bin in Wartmannsroth aufgewachsen und hab mein ganzes Leben hier verbracht. Augsburg war ja die erste Station, wegen der ich auswärts war. Coole Erfahrung. Aber ich musste das meiner Familie kommunizieren, dass ich mal weg muss, wenn ich den nächsten Schritt gehen will. Ich habe zu viel in diese Laufbahn investiert, um das nicht zu tun. Ich bin dankbar, dass mir meine Familie es ermöglicht hat, einmal in einem Nachwuchsleistungszentrum zu arbeiten.
Kleinhenz: Männermannschaft. Ich bin ein Typ, der Beziehungen zu Menschen braucht. Und das fällt mir aktuell einfacher mit Leuten, die mehr Erfahrung haben. Es ist ein anderer Umgang. Ich hatte letztes Jahr einen längeren Anpassungsprozess. Das sollte diesmal schneller gehen. Auch wenn es Spieler gibt, die ähnlich alt sind wie ich. Kristian Böhnlein ist sogar älter. Aber das ist überhaupt kein Thema, unser Umgang ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung.
Kleinhenz: Schnaps.
Kleinhenz: Kann man tatsächlich. Mit zunehmender Erfahrung kann man guten von schlechtem unterscheiden. Meine Eltern betreiben eine Brennerei in dritter Generation. Es gibt auch eine Eventscheune, die für Feiern gebucht werden kann.
Kleinhenz: Kann man schon machen. Aber ich bin nicht so der Freund von künstlichen Events. Das muss aus der Mannschaft heraus kommen. Ich habe da ein gutes Gefühl, auch, weil ich mit Kristian Böhnlein und Kevin Fery zwei Spieler habe, die den Verein prägen, mit Martin Thomann und Michael Dellinger zwei Typen, die vorangehen. Beim EM-Public-Viewing im Stadion hat die Mannschaft selbst forciert, den Ausschank machen zu dürfen. Das sind die Dinge, die in die richtige Richtung gehen.
Kleinhenz: Definitiv. Dazu gehört, wie man sich präsentiert. Frech und zugleich bodenständig sein. Trotzdem professionell. Es ist immer ein Geben und Nehmen zwischen Fans, Umfeld und Mannschaft. Wir wollen die sein, die in Vorleistung gehen. Auch mit attraktiver Spielweise.
Kleinhenz: Als die Gespräche zwischen den Schweinfurter Verantwortlichen und mir losgingen, war von weiterer Regionalisierung, Verjüngung und Steigerung der Qualität die Rede. Es war schon mein Anspruch, dass der Verein ein klares Ziel formuliert, wohin es geht. Dass es vorwärtsgeht. Nicht zwingend in einem, aber vielleicht in zwei oder drei Jahren. Alle Punkte wurden erfüllt. Die getätigten Transfers sind auf jeden Fall vielversprechend. Die Mannschaft ist in der Theorie gut, in der Praxis muss sie sich erst noch beweisen.
Kleinhenz: Und einige meiner Ideen auf dem Platz wiedergefunden. Die tiefen Laufwege zum Beispiel. Steil-Klatsch-Momente. Etwas, was wir auch bei der Europameisterschaft gerade sehen. Viele, viele Mannschaften suchen spielerische Lösungen. Oder die Beispiele Leverkusen und Stuttgart, die in der Bundesliga damit Erfolg hatten. Ich lasse gerne Fußball spielen, wir werden viel Ballbesitz haben. Wir werden sehr gut sein müssen in Gegenpressing-Situationen. Entscheidend sind Leidenschaft und Emotionen. Und die Schweinfurter Malocher-Mentalität.
Kleinhenz: Ich habe hier in der Jugend gespielt. Und noch wichtiger: Ich stand im Sachs-Stadion im Fanblock. Wenn dich dieser Verein einmal gepackt hat, lässt er dich nicht mehr los. Wenn ich sehe, wie externe Spieler wie Fabio Bozesan, Luca Trslic oder Nils Piwernetz eine derart große Identifikation mit dem Verein aufgebaut haben, zeigt sich, welche Wucht und Strahlkraft der Verein hat.
Kleinhenz: Ach, das verlorene Aufstiegsspiel der Würzburger Kickers. Ganz ehrlich, ich habe mich insofern gefreut, weil ich somit die Chance habe, das Derby aktiv von der Seitenlinie aus zu erleben. Aber ich schau nicht so sehr auf andere Mannschaften.
Kleinhenz: Ich habe es gelesen, ja. Aber auch, dass am letzten Spieltag die Kickers auf Illertissen treffen. Das sind, wenn ich die Transfers begutachte, die beiden Topfavoriten auf den Titel. Vilzing und Augsburg könnten eine Rolle spielen. Wenn wir in die Winterpause gehen und da ist was, das kitzelt, wäre ich zufrieden. Da gehört der Pokalwettbewerb dazu.
Kleinhenz: Das ist für mich neu, dass andere Vereine unsere Ziele formulieren. Schon okay. Von unserer Seite aus wird es ein solches Ziel nicht geben.
Kleinhenz: Gar nicht so sehr. Beide Vereine leben vom Enthusiasmus und Engagement einiger Weniger. Und beide holen aus den zur Verfügung stehenden Mitteln das Maximale heraus. Ich bin dem TSV Aubstadt sehr dankbar, dass ich damals als junger Trainer eine Chance bekommen habe. Aber ich bin jetzt extrem froh, in Schweinfurt zu sein, weil es vom ganzen Drumherum eine größere Herausforderung ist. Der berühmte nächste Schritt.
Kleinhenz: Ich registriere eine Aufbruchstimmung. Wir wollen daraus in den nächsten Wochen eine positive Euphorie entfachen. Es ist gut, wenn alle bodenständig und demütig bleiben. Aber: Eine Erwartungshaltung kann auch in einen Flow münden.
Kleinhenz: Irre Karriere, ich ziehe meinen Hut. Das kann man nicht planen, aber man sieht, dass es geht. Ich peile die nächsten ein, zwei Jahre erst einmal den Fußball-Lehrer an.
Kleinhenz: ... und beide vor mir haben es in Schweinfurt nicht überstanden. Ja, ja. Na, das wäre doch einmal ein anspruchsvolles Ziel: Die Lizenz machen, ohne beim FC 05 zu scheitern.